Unbequem wie in der Krippe: Die Johanneskirche ist noch eine Baustelle. Trotzdem wurde dort gefeiert. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Evangelische Christen feiern mit zahlreichen Gottesdiensten Weihnachten

Hechingen. Der Heiligabend in Hechingen begann mit dem Gottesdienst im Gefängnis um 10 Uhr. Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde gestaltete den ökumenischen Gottesdienst musikalisch. Christen und Nichtchristen feierten hier gemeinsam mit den Angestellten und den Pfarrern Thomas Koban und Horst Jungbauer den Gottesdienst. Dass Hirten als ausgegrenzte Personengruppe eine wichtige Rolle in der Weihnachtsgeschichte spielen, nahmen sie als Bild dafür, dass Gottes Botschaft keine Grenzen kennt.

In ökumenischen Krippenspielen in der Silvesterkirche in Jungingen und in der Klosterkirche Stetten wurde das Weihnachtsgeschehen anschaulich nachgespielt. Das Weihnachtsmusical der Kinderkirche "Gottes Plan" fand im evangelischen Gemeindehaus statt. Pfarrer Herbert Würth führte aus, dass die Themen der Weihnachtsgeschichte bis heute aktuell sind: Steuern, Armut und Flüchtlinge. Gott wolle den Menschen Frieden bringen.

Die Christvesper fand in der Markuskirche in Stein statt. Der katholische Kirchenchor sang dazu. Ein Ensemble begleitete und umrahmte den Gottesdienst mit einer Telemann-Sonate. Pfarrer Horst Jungbauer hob in seiner Predigt darauf ab, dass gesellschaftliche Hierarchie für die christliche Botschaft keine Bedeutung haben. Die Friedensbotschaft Gottes komme ausdrücklich über die Armen und über die Ausgegrenzten zu den Menschen. Heute seien dies die Hungernden, Asylsuchenden oder die Besucher der Tafelläden.

In der voll besetzten Hechinger Stiftskirche feierten die evangelischen Christen traditionell an Heiligabend. In seiner Predigt über die Weihnachtsgeschichte führte Pfarrer Würth aus, "im Scheinwerferlicht der Liebe Gottes stehen gerade die sonst gering geachteten Hirten. In seinem Licht sieht man gerade die Armen, die Kranken, die Flüchtlinge." Der Posaunenchor und Christoph Schanze an der Orgel begleiteten die Feier.

Den Abschluss des Heiligen Abends bildete die Christmette in der Johanneskirche. Dass dort gerade gebaut wird, war deutlich zu sehen: es gab keine Bänke und keine Heizung. Pfarrer Würth wies auf die Verbindung von Stall und Baustelle hin. Im Stall von Betlehem sei es wohl genauso zugig, kalt und unbequem gewesen. Würth wies auch auf "die Baustellen des Lebens hin", auf das Unfertige, das Bruchstückhafte. "All das gehört hinein ins Weihnachtsgeschehen. Denn das Kind kam nicht im Palast zur Welt".

Am ersten Weihnachtsfeiertag fand der Gottesdienst im Evangelischen Gemeindehaus statt. Der Kirchenchor sang "panis angelicus" und "Gloria in excelsis deo". In der Predigt stellte Pfarrer Jungbauer die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes in den Mittelpunkt.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag führte Pfarrer Frank Steiner die Weihnachtsgeschichte mit dem Blickpunkt auf die Hirten weiter.