Ulrike Stoll-Dyma, Helene Zimmermann, Sabine Gerresheim-Schütt, Jutta Lieb-Weith und Ingrid Reis (von links) von der Hechinger kfd-Gruppe wollen etwas bewegen. Foto: Reich

Protest: Katholische Frauen wehren sich gegen verkrustete Strukturen – auch mit Aktionen in Hechingen

Unter dem Motto "#MachtLichtAn" fordert die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) Bischöfe auf, Licht in die Missbrauchsfälle zu bringen, verkrustete Machtstrukturen abzuschaffen, und die kirchliche Sexualmoral zu ändern. Auch die Hechinger kfd-Gruppe beteiligt sich mit einer Aktionswoche an den Protesten.

Hechingen und Umgebung

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Hechingen. "Frauen stehen auf – Maria 2.0" nennt sich eine Aktion, in der katholische Frauen vier Forderungen an ihre Kirche stellen: Missbrauchstäter und ihre Mitwisser sollen ihrer Ämter enthoben und weltlichen Gerichten übergeben werden. Außerdem soll Frauen der Zugang zu allen Ämtern der Kirche ermöglicht werden. Das Pflichtzölibat soll aufgehoben und die kirchliche Sexualmoral an der Lebenswelt der Menschen ausgerichtet werden.

Auch in Hechingen engagieren sich Frauen für eine Neuausrichtung der katholischen Kirche. Sie rufen dazu auf, von Samstag, 11. Mai, bis Samstag, 18. Mai, keine Kirche zu betreten und keine kirchlichen Dienste zu leisten. Mitglieder der 13-köpfigen Hechinger kfd-Gruppe werden am Sonntag, 12. Mai, von 10 Uhr an vor der St. Jakobus-Kirche präsent sein und das Gespräch suchen. Am Dienstag, 14. Mai, 18.30 Uhr, feiern sie im Klostergarten in Stetten eine Maiandacht und am Freitag, 17. Mai, findet um 18.30 Uhr parallel zu Messe eine Andacht im Johannessaal in Stetten statt.

Die Frauen werden ihre Forderungen an Kirchentüren hängen und Unterschriftenlisten auslegen. Diese Listen sollen gemeinsam mit einem offenen Brief mit den Forderungen an Bischof Stefan Burger und Dekan Alexander Halter gesendet werden.

Eines ist den Frauen dabei wichtig: "Wir wollen niemanden vom Gottesdienstbesuch abhalten", sagt Ingrid Reis von der Hechinger Pfarrgruppe. Wer trotzdem in die Kirche wolle, könne seine Solidarität durch ein weißes Oberteil oder ein weißes Tuch, sowie durch einen Maria 2.0-Anstecker, den die Gruppe derzeit produziert, zeigen.

Bevor sie ihre Aktion geplant haben, haben sie zunächst mit dem Pfarrgemeinderat Rücksprache gehalten. "Die waren begeistert", berichtet Ulrike Stoll-Dyma. Doch nicht alle sehen der Aktionswoche entspannt entgegen: "Die Geistlichen hier sind völlig verunsichert", weiß Stoll-Dyma, dabei würden doch die Vertuscher die Kirche kaputt machen, und nicht der Frauenaufstand. "Die Nervosität in gewissen Kreisen steigt extrem."

Unterstützung gibt es von den Hechinger Ministrantinnen. Die hätten gleich gesagt: "Wir machen mit." Sie rufen andere Ministrantinnen auf, in dieser Woche nicht zu ministrieren. Stattdessen soll ein Ministrantinnenfrühstück organisiert werden.

Der Protest soll sich jedoch nicht nur auf eine Woche beschränken. "Es ist an der Zeit. Es reicht", sagt Stoll-Dyma.