Die beiden Hauptakteure beim Rathaussturm in Stein: die Kappel-Anna und der Strohbär. Foto: Maute

Die Sadbolla aus Stein überraschen Ortsvorsteher Klaus Schetter mit neuer Figur

Von Andrea Maute

Hechingen-Stein. Er wirkt behäbig, kräftig und macht einen wilden Eindruck: der "Stoanemer Strohbär". In diesem Jahr gehörte er zum närrischen Gefolge der Kappel-Anna, das Ortsvorsteher Klaus Schetter am Schmotzigen den Rathausschlüssel abluchste.

Ein ganz besonders auffälliger Geselle zog beim Rathaussturm alle Blicke auf sich. Gemeinsam mit der Kappel-Anna führte ein uriges Naturwesen den Zug der Sadbolla an. Obwohl von massiger Gestalt, offenbarte der eher schwerfällige Strohbär mit dem leicht schwankenden Gang ganz ungeahnte Qualitäten. Als die Lumpenkapelle loslegte, schwang er leichtfüßig das Tanzbein und drehte mit seiner Tanzpartnerin gutgelaunt einige Runden unter dem Narrenbaum.

Mit dem Strohbären haben die Sadbolla eine alte Tradition wiederbelebt, die früher in der Fasnet in ländlichen Gebieten verbreitet war. Wie der stellvertretende Narren-Chef Ralf Widmann erklärte, geht der Strohbär auf die Figur des Wilden Manns zurück, die ihren Ursprung im Mittelalter hat. Ehemals war das Kostüm aus Fell und Moos, später aus Stroh. Das Einbinden des Hästrägers ist eine zeitaufwändige Angelegenheit, die eine Menge Geschick erfordert. Da dank der modernen Getreideernte langhalmiges Stroh Mangelware geworden ist, gestaltet sich das Ganze noch viel schwieriger.

Die Stoanemer Narren hatten jedoch keine Mühen gescheut und einen schönen, kunstvollen Strohgesellen gebastelt. Viel Geduld musste dabei Dominik Widmann aufbringen, der dem Strohbären seinen Körper lieh.

Während er am Donnerstag Premiere feierte, hatte eine andere Fasnetfigur schon Routine. Klammheimlich machte sich die Kappel-Anna auch in diesem Jahr aus dem Staub und versuchte, sich ihrer Festnahme durch Flucht zu entziehen – einmal mehr vergeblich. Die Strafe für ihre zahlreichen Vergehen lautete: Tod durch Verbrennen.

Die ihr noch verbleibende Zeit nutzte sie, um die Macht im Rathaus an sich zu reißen. In diesem Jahr fiel es Ortsvorsteher Klaus Schetter aber sicher leichter, den Schlüssel abzugeben, denn schließlich haben die Narren mit der Organisation des großen Ringtreffen bereits bewiesen, was sie können.