Hofkonditor Joachim Röcker ist gestorben. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Hofkonditor Joachim Röcker ist am Montag gestorben / Familientradition war für ihn Freude

Hechingen. Er hat über Jahrzehnte mit seiner Arbeit viele Familienfeiern und Kaffeenachmittage auf ganz besondere Weise versüßt, nun ist Hofkonditormeister Joachim Röcker am Montag im Alter von 72 Jahren gestorben.

Die Torten und Obstkuchen aus seiner Backstube waren hoch geschätzt, die selbst gegossenen Schokoosterhasen und -nikoläuse sowie Pralinen waren fein ausgearbeitete Spezialitäten, die von den Hechingern voller Stolz weithin verschenkt wurden. Süßes aus der Hofkonditorei, das hat nicht jeder Stadt zu bieten. Der Titel alleine aber hätte kaum gezählt. Die Qualität hielt immer Stand mit dieser Auszeichnung. Erst diese Kombination machte den einzigartigen Zauber aus.

Auf dieser Weise hat sich Joachim Röcker einer langen Familientradition ganz sicher als würdig erwiesen. Bereits sein Großvater Johann Georg war Konditor, sein Vater Albert ebenso, er selbst übte diesen Beruf fast ein ganzes Leben lang mit Freude aus, und dass sein Sohn Thomas diese Tradition fortführt, dass er mit ihm viele Jahre gemeinsam arbeiten durfte, und dass Thomas Röcker den Familienbetrieb nun ganz übernehmen wird, das wird er sicher als besondere Freude empfunden haben. Als er schon wusste, wie es um seine Krankheit steht, entwarf er gemeinsam mit seinem Sohn noch eine Klopapier-Torte (wir berichteten). Die Liebe zu seinem Beruf hat ihn bis zuletzt nicht verlassen.

Begonnen hatte dieses Leben in Tübingen. Joachim Röcker wurde dort am 4. Juli 1947 geboren. Mit Schwester Herlinde und Bruder Albert wuchs er in Hechingen auf. Der vom Großvater gegründete Familienbetrieb durfte sich bereits seit 1909 als Hofkonditorei bezeichnen. Sein Vater übernahm sie 1948, für Joachim Röcker war es keine Frage, dass er auch Konditor wird.

Nach der Lehre in Reutlingen zog es ihn aber zunächst in die Schweiz nach Leukerbad, wo er in einem Hotelbetrieb mit eigener Konditorei weitere berufliche Erfahrungen sammelte. Dann zog er weiter nach Zürich. In der Konfisserie Honold lernte er Christina Honold kennen und lieben, die aus einer Bäckerfamilie stammt und sich damals zur Konditorin ausbilden ließ.

1969 kehrte Joachim Röcker nach Hechingen und in den elterlichen Betrieb zurück. Die Liebesbeziehung hielt die räumliche Distanz aus, die Wochenenden verbrachte er so oft es ging in der Schweiz, und nach der Heirat 1976 zog Christina Röcker nach Hechingen. Zwei Jahre später kam Sohn Thomas zur Welt, der nun den Betrieb weiterführen wird. 1980 wurde Sohn Thomas geboren.

Die Konditorei, wie man sie heute kennt, ist das Ergebnis eines grundlegenden Umbaus im Jahr 1982. Joachim Röcker hat durch seine Arbeit und das Wirken des gesamten Konditorei-Teams die Hechinger Innenstadt belebt. Viele Hechinger stellen sich in die Schlange, die sich dort jeden Sonntag an der Kuchentheke bildet. Und er hat sich auch vor einigen Jahren im Vorstand des einstigen Handels- und Gewerbevereins engagiert. Auch im Bereich der Ausbildung von Junghandwerkern war er ehrenamtlich tätig.

Wenn er Freizeit hatte, verbrachte er sie gern beim wandern und im Kreis seiner Familie, zu der längst auch Schwiegerkinder und Enkel zählten. Seine freundliche Art kam überall gut an. Man merkte, dass er ein zufriedener Mensch ist. Hechingen hat mehr als nur einen sehr guten Hofkonditor verloren.