Susanne Scham arbeitet bei Donum Vitae und berät dort Frauen während der Schwangerschaft. Foto: Schneider Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Donum Vitae bietet Schwangerschaftsberatungen an / Neuer Standort ist in der Weilheimer Straße

Schwanger – und das ungewollt. Was nun? Susanne Scham arbeitet bei Donum Vitae und berät auch in Hechingen unsichere Frauen. Seit ein paar Wochen hat die Beratungsstelle ihren Sitz nun in der Weilheimer Straße.

Hechingen. Viele Frauen wünschen sich sehnlichst ein Kind. Aber was wenn der Traum von der Familie schon erfüllt, oder derzeit nicht mit dem Alltag vereinbar ist und sich dennoch Nachwuchs ankündigt? In solchen Fällen bietet Susanne Scham von Donum Vitae Konfliktberatung an und zeigt den Frauen Möglichkeiten für den Umgang mit der Situation auf. "Die meisten Leute denken, es handle sich dabei vor allem um 15-jährige Mädels. Tatsächlich sind meine Patientinnen aber meistens Mitte 40 und haben schon Familie", klärt Scham auf.

Diesen Frauen die Entscheidung abzunehmen, ist allerdings nicht die Aufgabe einer Sozialarbeiterin wie Scham. "Wir beraten hier ergebnisoffen und zeigen den Frauen Alternativen auf."

Alternativen, das können je nach Problematik finanzielle Hilfen der Bundesstiftung, Kinderbetreuung oder Beratung der rechtlichen Situation sein. Die kirchliche Sicht bei den Beratungen zu vertreten, darauf verzichtet der einst aus der katholischen Kirche entstandene Verein jedoch heute.

Seit Anfang des Jahres ist Scham mit ihrer Beratungsstelle nun ins alte Krankenhaus in der Weilheimer Straße gezogen. "Mit den Hebammen neben dran, passen wir hier eigentlich auch ganz gut rein", ist Schams Meinung, denn mit der Hebammenpraxis arbeitet sie eng zusammen. Und natürlich sei es auch praktisch, dass sich über der Beratungsstelle eine Frauenärztin befindet. Die Zahl ihrer Patientinnen bleibt von dem Umzug jedoch höchstwahrscheinlich unbeeinflusst.

Auch Opfer von Vergewaltigung wenden sich an Susanne Scham

"Je mehr Schwangerschaften es gibt, desto mehr Abbrüche stehen auch im Raum", ist der Eindruck der 62-Jährigen. Und da der Babyboom seit ein paar Jahren anhält, steigen auch die Zahlen der Frauen, die bei Scham nach Hilfe suchen. Einige davon entscheiden sich jedoch auch nach der Beratung für einen Schwangerschaftsabbruch. Die schwangeren Frauen sind allerdings nicht die Einzigen, die sich bei Scham Hilfe erhoffen. "Manchmal kommen auch Männer", erzählt die gelernte Sozialarbeiterin, "das sind dann aber wirklich nur Einzelfälle."

Viel häufiger sei es laut Scham so, dass die Männer die Sache aus einem Vernunfts-Aspekt heraus betrachten, während Frauen eher gefühlsgeleitet reagieren und sich so schnell in einem Zwiespalt befinden. Ist der Mann dann gegen die Geburt des Kindes, entscheidet sich die Frau oft zum Abbruch. So sollte es laut Scham allerdings nicht sein. "Wir Frauen dürfen in vielen Dingen nicht mitentscheiden, aber die Schwangerschaft – das ist die Entscheidung der Frau", ist die Überzeugung der Beraterin. Dennoch versteht sie, dass viele Frauen zweifeln.

"Keine Frau, die zu mir kommt, macht sich die Entscheidung leicht. Der Schwangerschaftsabbruch ist wie eine Fehlgeburt, das begleitet einen durchs Leben", unterstreicht die 62-Jährige die Tragweite einer solchen Entscheidung. Und auch nach der Entscheidung zum Abbruch, steht Scham den Frauen beratend zur Seite.

Dass es soweit kommt, muss allerdings nicht an mangelnder Verhütung liegen. "Ich hatte schon Frauen da, die sterilisiert waren oder sehr konsequent verhütet haben und dennoch schwanger wurden", sagt Scham. Und auch weitaus dramatischere Ereignisse können hierzu beitragen. "Leider kommt es auch immer wieder dazu, dass die Schwangerschaft aus einer Vergewaltigung entsteht. Es kam sogar schon vor, dass eine Patientin K.O.-Tropfen bekommen hat und von der Vergewaltigung nichts wusste. Und dann ist sie plötzlich schwanger."

"Nehmt eure Freundin in den Arm und weint gemeinsam mit ihr"

Auch wenn Scham durch ihren Beruf oft Einblick in Entscheidungen über Leben und Tod hat, versucht sie sich davon persönlich nicht treffen zu lassen. "Natürlich müssen wir eine professionelle Distanz waren. Es gibt zwar immer wieder Fälle, die einen mehr berühren, aber das darf man nicht so an sich ran lassen."

Schließlich kommen auch Frauen zu ihr, die sich sicher sind das Kind bekommen zu wollen und sich von Scham in Sachen Kindergeld oder Vaterschaftsnachweis beraten lassen. Und auch in Schulen ist die 62-Jährige unterwegs und unterrichtet dort Sexualpädagogik und den respektvollen Umgang in einer Partnerschaft. "Zu den Jungs sag ich immer: Solltet ihr mal in die Situation kommen, dass eure Freundin unerwartet schwanger wird, dann nehmt sie bitte erst einmal in den Arm und weint meinetwegen gemeinsam mit ihr."