Trotz Corona: Stettens Ortsvorsteher Otto Pflumm wurde entmachtet und musste Büttel Simon Golias den symbolischen Schlüssel übergeben.Foto: Buckenmaier Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: In Stetten wird Ortsvorsteher Otto Pflumm entmachtet und gibt Schlüssel ab / Gedicht vom Jägerfranzl

Trotz Corona gab es in Stetten zumindest ein klein wenig Fasnet. Am "Auseliga" trafen sich hier der Narrenbüttel der Hagaverschrecker (Simon Golias) und Ortsvorsteher Otto Pflumm einsam zur symbolischen Übergabe des Rathausschlüssels.

Hechingen-Stetten. Aus Anlass der Schlüsselübergabe des Ortsvorstehers an die Narren trug der vorbeikommende "Jägerfranzl vom Schamental" – eine über Jahrzehnte in früheren Jahren in der Saalfasnet in Stetten auftretende Fasnetsfigur – dieses Narrengedicht vor:

"Ich sitze oft auf hohem Fels im Schamental und schau hinaus ins Gnadental, wo Stetten liegt, der schönste Ort, den man in der Gegend hat. Und jedes Jahr zur Fasnetszeit, hälts mich dort oben nicht mehr, ihr Leut. So tappe ich am Reichenbach herein mitten in den Stettemer Flecken rein. Da hör ich’s aus allen Ecken, die Stettener dürfen den Hagen nicht erschrecken, weil ein Virus dort sich breitet aus, bleiben die Hagaverschrecker zu Haus. Die Narrenräte müssen ihr Bier auf dem Sofa saufen, die Maskenträger dürfen nicht durch den Flecken laufen, die Kräuterweible müssen ihre Schnäpse selber genießen, den Hagen darf der Büttel nicht erschießen, die Schalmeien dürfen nicht erschallen und das Stettener Fasnetslied hört man nicht mehr durch den Flecken hallen. Die Tanzgardemädchen können nicht mehr die langen Beine schwingen und den Männern einen tosenden Beifall abringen. Nur der Narrenbüttel, der ist ein wenig dumm, läuft trotz Corona im Flecken rum. Er geht aufs Rathaus am Narrenbrunnen, weiß nicht, dass in Stetten Viren rumsummen, denn sein Gehirn ist ziemlich klein, und so rennt er ins Rathaus rein. Da sitzt der Dorfvogt Otto Pflumm und arbeitet an einem Bebauungsplan herum. Er hört des Büttels Glocke läuten wie zu besten Fasnetszeiten. Da gibt ihm der Büttel bekannt, dass die Narren sich haben zur Dorfregierung ernannt. Der Dorfvogt soll ihm den Rathausschlüssel überreichen für den närrischen Rat, dem soll er weichen. So geht der Rathausschlüssel in Narrenhand. Der Dorfvogt sagt dann schnell: "Die Narren werden hier regieren nie, wir haben ja die Corona-Pandemie. Sie können nur närrisch "Homeservice" machen und zu Hause heimlich ins Fäustchen lachen! Ich aber hoffe, es gibt im nächsten Jahr wieder Fasnet in Stetten wie sie immer war. Dies wünscht der Jägerfranzl vom Schamental."