Vor dem Hechinger Landgericht stehen seit gestern erneut zwei Mitglieder der Black Jackets. Foto: Sb-Archiv

Erpressung: Zwei ehemalige führende Mitglieder der Türstehervereinigung gehen in Berufung.

Hechingen - Am Dienstag eröffnete am Hechinger Landgericht die Neuauflage eines Prozesses gegen zwei ehemalige führende Mitglieder der rockerähnlichen Türstehervereinigung "Black Jackets". Die Männer auf der Anklagebank hoffen auf ein milderes Urteil.

Die Sache selbst war schon im vergangenen Juni in voller Länge am Amtsgericht verhandelt worden. Die Kammer kam damals zu der Überzeugung, dass die beiden Angeklagten zwei ehemalige Kumpel erpresst hatten, weil die aus der Ortsgruppe Singen aussteigen wollten.

Der vormalige Vizepräsident des "Chapters" – so nennen sich die Zweigniederlassungen der international agierenden Gruppe – wurde damals wegen räuberischer Erpressung zu einem Jahr und neun Monaten Haft verurteilt, sein Vorgänger im Amt, der mit dabei war, zu zwei Jahren.

Beide Urteile setzte das Amtsgericht Hechingen zur Bewährung aus. Nochmals verhandelt wird jetzt, weil sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die beiden Verteidiger Berufung eingelegt haben. Einzelne Szenen und Aussagen waren nahezu identisch mit dem, was man im Sommer erlebt hatte.

Geld von Aussteigewilligen gefordert

Der Ex-Vizepräsident räumte ein, am 20. November 2010 von zwei Aussteigewilligen im Singener Clubhaus 2000 Euro gefordert zu haben. Dabei habe es sich aber nicht um eine willkürliche Summe oder eine "Strafe" gehandelt, sondern um fehlende Beiträge und andere Schulden sowie eine Austrittszahlung, die grundsätzlich mit allen Mitgliedern beim Eintritt vereinbart ist. Von massiven Drohungen gegen die beiden sowie gegen ihre Familien keine Rede.

1500 Euro, die einer der beiden Aussteiger noch in derselben Nacht auf den Tisch legte, wanderten in die Clubkasse, den Rest, so der ehemalige Vize, habe er selber eingeschoben. Der andere Abtrünnige habe versprochen, das Geld baldmöglichst aufzutreiben, habe aber niemals bezahlt.

Der mitangeklagte Vorgänger des Vizepräsidenten gab an, er habe alles nur ganz am Rand mitbekommen. Das hatte aber schon im Sommer nicht durchweg überzeugend geklungen. Er war rund sechs Jahre lang stark engagiertes Mitglied, am Bodensee mit Führungsaufgaben betraut, und ist der Bruder des Nationalpräsidenten. Trotzdem will er keine Ahnung gehabt haben, um was es finanziell ging. Er wisse, wiederholte der 25-Jährige immer wieder, noch nicht einmal, wie hoch einzelne Beiträge im Club seien. Er habe sich schon zur fraglichen Zeit innerlich von dem "Chapter" distanziert. Merkwürdig daher, dass er sich seinen Erzählungen zufolge weiterhin im Clubheim aufhielt und sich dafür verantwortlich fühlte, Embleme und Jacken von Aussteigern einzufordern, während ihm die fehlenden Beträge egal gewesen sein sollten. Laut Verteidigung hofft der 25-Jährige auf Freispruch.

Staatsanwalt Schneider wunderte sich. Doch auch bei den Opfern passten nicht alle Aussagen nahtlos zusammen, zum einen widersprachen sie einander bei der Darstellung der Atmosphäre, die am 20. November 2010 im Singener Clubheim geherrscht haben soll. War’s nun ein eher sachliches Gespräch unter Ehrenmännern oder wurde gnadenlos gebrüllt? Zum anderen fehlten in der Schilderung des Jüngeren der beiden Opfer einige wuchtige Details, die er bei der Polizei angegeben hatte, die er aber nun nicht mehr zu benennen wusste. Die Verhandlung wird fortgesetzt.