Hauptversammlung: Kinder brauchen Frieden legt beeindruckende Bilanz der Hilfsprojekte vor
Vor zehn Jahren ist Michael Bierlmaier gestorben, aber der Verein Kinder brauchen Frieden trägt ihn immer noch als Vorbild im Herzen, und er verfügt über junge und beeindruckend engagierte Vorstandsmitglieder, wie in der Hauptversammlung deutlich wurde.
Hechingen. Das ist sicher auch Conny Bierlmaier zu verdanken, die sich zwar aus den Vorstandsämtern zurückgezogen hat, die aber mit etwa 40 weiteren Mitgliedern am Sonntagmittag zur Hauptversammlung im Hechinger Volksbank-Gebäude gekommen war. Conny Bierlmaier sei als "Gedächtnis des Vereins und Lebensberaterin in allen Lagen" weiterhin engagiert und präsent, wie Maria Fernandez, die stellvertretende Vorsitzende, in ihrem Bericht hervorhob.
Als Vorsitzender mit großem Herz und herzlicher Ausstrahlung ist aber auch Jürgen Müller in seine Rolle hineingewachsen, diesen Verein zu leiten, der so vielen Kindern in Kroatien, Bulgarien und in Afrika die Möglichkeit auf ein Leben mit Perspektiven bietet. Und das mit vollem Einsatz. In der Hauptversammlung wurde etwa die Frage gestellt, wie viel Kinder brauchen Frieden für Verwaltungskosten aufwendet. Etwa zwei Prozent, meinte Kassierer Tobias Schwarz. In Wirklichkeit aber ist es viel weniger, denn die Mitglieder spenden die Flug- und Fahrtkosten, die der Verein zunächst bezahlt, zurück. Und auch die Gebäudemiete wird vom Vermieter wieder gespendet. Also fast das gesamte gespendete Geld landet dort, wo es hin soll: Bei den Kindern der Hilfsprojekte.
Es wird dringend benötigt, wie die Berichte über die einzelnen Projekte zeigten. Fast immer werden lokale Organisationen vor Ort unterstützt. Unbefangene Zuhörer könnten da fast verzagen, denn angesichts weltweiter Notlagen kann die Hechinger Hilfsorganisation nur sehr wenigen helfen.
Die Aktiven von Kinder brauchen Frieden denken aber nicht so. "Das wenige, was wir dazutun können, dass die Welt besser wird, das wollen wir tun", zitierte Jürgen Müller einen Satz von Michael Bierlmaier, der ihn zutiefst berührt habe. Und was immer wieder von den Verantwortlichen im Verein zu hören ist: Sie sehen weniger, was sie leisten, sondern betonen eher die wertvollen Erfahrungen und Begegnungen, die ihnen das Engagement in diesem Verein ermöglicht. Hier ein Überblick über die Projekte:
Kroatien: Dort wird eine Mädchen-Gruppe in einem Wohnheim unterstützt, dazu zehn Familien aus armen Familien. Weihnachtsgeschenke, Kleiderspenden, Schuhe – welches Glück solche Dinge auslösen, zeigten die Fotos. Unterstützt wird nun auch eine Schule in Vukovar. Manche Kinder genießen hier im Winter den Unterricht, weil die Schule das einzige geheizte Gebäude ist, das sie kennen. Nun sollen sie mit Hilfe des Hechinger Vereins beheizte Räume für den Nachmittag haben und ein Schulessen.
Bulgarien: In diesem Land leben 22 Prozent der Menschen in absoluter Armut. Kinder brauchen Frieden unterstützt ein Krisenzentrum, in dem Mädchen betreut werden, die aus der Zwangsprostitution befreit wurden, die von ihren Familien verkauft wurden. Einmal im Jahr gehen Vereins-Aktive mit ihnen einkaufen in der nächsten Stadt, inklusive Pizzaessen. Was das für ein Höhepunkt in einem Leben sein kann, kann man sich fast nicht vorstellen. Unterstützt wird auch die Sanierung eines Entbindungsraums. Es werden Essenspakete verteilt, ein Ausflug organisiert.
Sri Lanka: Seit der verheerenden Tsunami-Katastrophe wird dort ein neu gegründetes Dorf betreut, in dem Familien mit einem behinderten Kind leben. Patenschaften sichern nachhaltige Hilfe. Ein Grundsatz von Kinder brauchen Frieden auch in anderen Projekten. Nicht nur kurzfristig helfen, sondern Kinder bis in die Selbstständigkeit begleiten. So wird hier auch die Schule unterstützt.
Ruanda: 1500 Euro kostet es, ein Kinder mit Wasserkopf zu operieren. Dann kann es ohne Beeinträchtigung weiterleben. Viel zu viel Geld für Einwohner in Ruanda, und so hilft Kinder brauchen Frieden einer Ärztin dort, die solche Operationen vornimmt. Vermittelt wurde dass ein deutsches Unternehmen die teuren Ventile für diese Behandlung kostenlos bereit stellt. Aber es wird auch Menschen am Rande des Verhungerns unterstützt, sie erhalten Saatgut, um wieder selbstständig zu werden, werden in Hygiene unterrichtet. 100 Waisen werden werden betreut. Familienpatenschaften, Schulgeld, Nahrung, Gruppenaktivitäten. Einem Zögling, der jetzt erwachsen ist, wurde ein Grundstück gekauft, auf dem er ein Geschäft gründet. außerdem werden in einem Flüchtlingsheim Lebensmittel verteilt.
Kongo: Das Projekt in Goma ist das einzige, in dem die Helfer aus Hechingen nicht selbst kontrollieren können, was mit dem Spendengeld passiert – dafür ist es einfach zu gefährlich für Europäer in diesem Land. Aber über Ordensschwestern wird hier ein Ernährungszentrum unterstützt. 214 Kinder erhalten hier eine Mahlzeit am Tag. Manche lassen ihre Mahlzeit unter der Kleidung verschwinden, um es ihren hungrigen Geschwistern mitzubringen. Eine uferlose Not, in der Kinder brauchen Frieden zumindest etwas Hoffnung und Glück bieten kann.
Was in der Hauptversammlung beeindruckte: Alle Projekte werden von Ehrenamtlichen betreut, die in ihren Berichten enorm kompetent und strukturiert wirkten. Auch die neue Homepage des Vereins – wichtig für eine Organisation, die dringend aus Spenden angewiesen ist – wird geradezu vorbildlich geführt. Florian Hoffmann, ein junger Ingenieur, der am Bodensee lebt und stets zu den Vorstandstreffen nach Hechingen kommt, ist auch auf allen sozialen Kanälen aktiv.