Unsere Zeitung berichtete damals mit einem Foto der Meistermannschaft über den ersten großen Erfolg in den Vereinsgeschichte des FC 07 Hechingen. Siegfried Hellstern ist Dritter von links und Wilhelm Weith Vierter von rechts. Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: Vor 60 Jahren feiert der FC 07 Hechingen eine Meisterschaft / Aufstieg in die Schwarzwald-Bodenseeliga

In der Saison 1960/61 spielten die Fußballer des FC 07 Hechingen eine fantastische Rückrunde und holten sich damit die Meisterschaft in der 2. Amateurliga, Gruppe 4. In den anschließenden Aufstiegsspielen setzten sich die Zollerstadt-Kicker durch.

Hechingen. Deshalb stiegen in die Schwarzwald-Bodenseeliga, die damals höchste Amateurliga Deutschlands, auf. Von der Meisterschaftmannschaft 1960/61, die ein Durchschnittsalter von 21 Jahren hatte, leben mit Schuhmacher Wilhelm Weith (80), Superstürmer Wolfgang Hellstern (82) und Werner Lindenau (79) noch drei Kicker.

Offensichtlich gab das 1960 eingeweihte Weiherstadion den Kickern einen Schub. Nach mäßigem Saisonstart spielte der FC 07 um Trainer Gerhard Koczy in der Rückrunde alles in Grund und Boden, gegen den SV Bergfelden (11:2) und TSV Frommern (10:2) gab es sogar zweistellige Siege. Die gute Kameradschaft und der ausgeglichene Kader sorgten für diesen Erfolg, der auch dadurch möglich wurde, dass erst vor der Saison die Schwarzwald-Bodenseeliga eingeführt wurde. Die ersten Drei der Saison 1959/60 stiegen in diese auf, Hechingen hatte somit als Vierter schon vor der Saison die Favoritenbürde inne.

Zum Saisonverlauf: Obwohl Standardstürmer Toni Ruider die ganze Saison ausfiel und zum Saisonstart schon sechs Minuspunkte auf dem Konto waren, lief die Offensive langsam auf Hochtouren. Wolfgang Hellstern, der achtmal für die württembergische Auswahl auflief und auch für die Amateur-Nationalmannschaft berufen wurde, erzielte 31 Tore, die Zwillingsbrüder Heinz (neun Tore in den sechs Aufstiegsspielen) und Adolf Reichel, vor der Saison vom SV Bühl gekommen, zusammen 49 Tore, Lindenau 15 und Kapitän Adolf Kromer zehn.

Am Ende standen imposante 111:41 Tore und 48:8 Tore in 28 Spielen zu Buche, der erste Verfolger SpVgg Schramberg war sieben Punkte dahinter. "Das Schlusslicht Lützenhardt hat einen schlechten Ruf gehabt", erinnert sich Weith, der in jener Saison 18 von 28 Spielen bestritt. Dort hätte man aufpassen müssen, dass man heil von Platz komme. Der Sportplatz in Schramberg lag direkt an einem Hang. Sehr umkämpft seien die Duell gegen Nachbar SV Jungingen (4:3 und 2:2) gewesen, nachdem man "in der A-Jugend gegen die Junginger immer verloren hatte." Früher habe die Mannschaft noch aus richtigen Straßenkickern bestanden, so Weith. Als Verteidiger hielt er hinten den Laden dicht. "Die Arthrose in Hals kommt wohl von meinem ausgeprägten Kopfballspiel", witzelt Weith. Zur dieser Zeit wurde mit dem FC Viktoria Hechingen zudem ein Konkurrenzverein gegründet, bei dem vor allem Flüchtlinge kickten.

Zuschauer pilgerten in Scharen zu den Aufstiegsspielen

Von Mitte Mai bis Mitte Juni gingen dann die Aufstiegsspiele zur Schwarzwald-Bodenseeliga über die Bühne. Mit einem 6:3 gegen den SV Meßkirch vor 1100 Zuschauern legten die Hechinger den Grundstein für den Aufstieg, es folgten ein 4:1 bei Südstern Singen und ein 6:2 vor 1500 Zuschauern gegen die SpVgg Lindau. Nach dem "sehr glücklichen" 3:2 in Lindau (der Endstand stand schon nach 35 Minuten fest), als Torwart Werner Frick "eine großartige Partie lieferte", während seine Mitspieler einen schwarzen Tag erwischten, war der Aufstieg perfekt und 24 Pflichtspiele ohne Niederlage standen zu Buche.

Dabei hieß es im damaligen Artikel unserer Zeitung, dass sich der Unparteiische aus Ulm als ausgesprochener Platzschiedsrichter entpuppt hätte. Danach folgten eine 0:1-Niederlage in Meßkirch und ein 8:4-Sieg gegen Singen, wobei in der Halbzeit der stellvertretende Vorsitzenden des Württembergischen Fußballverbands Jakob Strohm aus Schwenningen den Meisterwimpel überreichte.

Hellstern wurde übrigens im Mai 1971 für 500 Spiele im Trikot des FCH geehrt und beendete 1973 seine Karriere. "Er verkörpert noch den lebendigen Sportsgeist", lobte ihn der damalige Vorsitzende Hans Hofer. "Früher hat man für eine Kiste Bier und ein Vesper gekickt", erinnert sich Hellstern. "Es gab früher gute Kicker, aber es wurde weniger als heute trainiert und man war taktisch nicht so gut geschult. Als Stürmer habe ich nicht viel Defensivarbeit geleistet", so Hellstern, der als 17-Jähriger mit Sondergenehmigung bereits bei den Aktiven kickte.

Zur Meistermannschaft 1960/61 gehörten außerdem Gottfried Matyssek, Erwin Mössner, Hubert Flach, Heinrich Jabobs, Siegfried Hellstern und Dieter Behrendt.

Mit dem neuen Spielertrainer Ludwig Schlump (vom SSV Reutlingen) ging der FC Hechingen im Sommer 1961 in der Schwarzwald-Bodenseeliga an den Start und zum Derby gegen den FC Tailfingen konnten 4500 Zuschauer gezählt werden.

Der Start ging mit 1:6 in Ravensburg ordentlich in die Binsen. Weith spielte inzwischen nur noch in der Reserve, da ein anderer Spieler ihm den Rang abgelaufen hatte. Ein paar Mal durfte er aber in der Bodensee-Liga aber auflaufen.

Siegfried Hellstern schoss 26 Tore. "Für den FCH waren die 60er-Jahre eine glückliche Phase und für mich war es eine tolle Zeit. Der Fußballverein war in der Bevölkerung akzeptiert", so der 82-Jährige, der 1959 ein Probetraining beim 1. FC Kaiserslautern absolviert, sich dann aber gegen die Pfalz entschied. Man habe kaum Verletzte zu beklagen gehabt, weshalb der Kader aus 15,16 Spielen bestand. Damals konnte man noch nicht auswechseln.

Auch in dieser Saison wurde die 100-Tore-Marke geknackt. 104 Tore sorgten für eine erneute Meisterschaft. Doch vom Aufstieg in die 2. Oberliga Süd, der mit einer Reise nach Paris belohnt wurde, nahm man der FC Hechingen Abstand, weil sonst ein Vertragsspielerbetrieb nötig gewesen wäre. Diese Liga war eine Nummer zu groß.

Weith hat zusammen mit dem 2020 verstorbenen Flach in den vergangenen Jahren zahlreiche Treffen mit den Kämpen von einst organisiert, auch Spieler des FC 07 Tailfingen stießen dazu.