Stehen Eltern zur Seite (von links): Geburtsvorbereiterin Annette Robertz und die Hebammen Monika Binder, Petra Stöber, Anouk Hirt und Gerlinde Hirsch. Foto: Gern

Fehlender Austausch, kaum Kontakte und die Sorge um die Gesundheit: In Pandemiezeiten ein Baby zu bekommen, ist eine größere Herausforderung als sonst schon. Hebammen versuchen, die Eltern dabei zu unterstützen.

Hechingen - Annette Robertz steht in der Hebammenpraxis Gute Hoffnung & Lichtblick im Zentrum am Fürstengarten. Zeit für eine Teambesprechung. Wie geht es weiter, was bedeutet die neueste Coronaverordnung? Die Pandemie hat großen Einfluss auf die Arbeit von Praxisleiterin Robertz und ihren Kolleginnen. "Es wird viel reglementiert. Wir schauen, dass vor den Besuchen gelüftet wird und dass nicht kurz zuvor viele Besucher da waren", sagt Geburtsvorbereiterin Robertz. "Die Kolleginnen erzählen, es sei seltsam in den Haushalten; sie sehen die Eltern nur mit Maske, je nach Situation tragen sie Handschuhe."

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Ihre Kolleginnen bestätigen das. "Die Besuche werden etwas seltener, aber sie lassen sich nicht abkürzen", berichtet Hebamme Gerlinde Hirsch. "Die Frauen sind froh über die Unterstützung in dem Chaos." Den Austausch, die Müttertreffs, das würden sie allerdings vermissen.

Eine nervenzehrende Situation, berichtet Monika Binder: "Viele sind an der Grenze. Die, die es ernst nehmen, kommen nicht raus." Petra Stöber erklärt, dass auch geschlossene Kindergärten und Schulunterricht daheim ihre Tücken haben: "Viele Mütter haben früher abgestillt, weil sie weitere Kleinkinder haben – aber niemanden, der auf das große Kind aufpasst." Einen Vorteil haben die Kontaktbeschränkungen zumindest: "Manche Wöchnerinnen genießen die Ruhe und dass ihnen nicht die Bude eingerannt wird." Das gelte auch für die Klinik, wirft Hirsch ein.

Zahlreiche Mütter verbringen allerdings weniger Zeit im Krankenhaus als üblich. "Es gibt viel mehr ambulante Geburten, und das propagiere ich auch", sagt Robertz. Kommen die Mütter schon wenige Stunden nach der Geburt zu Hause an, haben sie weniger Begegnungen und damit eine geringere Ansteckungsgefahr, als wenn es ständig an der Zimmertür im Krankenhaus klopft. Die Arbeit der Hebammen aus der Praxis nehme dadurch zu; schließlich starteten die Hausbesuche kurz nach der Geburt.

Vorbereitungskurse finden statt

Immerhin: Geburtsvorbereitungskurse und Rückbildung finden statt – mit Hygieneregeln und Abstand. Der Hebammenverband Baden-Württemberg warnt allerdings die Anbieter der Kurse: "Bei uns häufen sich die besorgten Anfragen von Schwangeren/jungen Müttern, die sich nicht ausreichend geschützt sehen, da zu viele Menschen in einem Raum sind."

Robertz bestätigt, dass es Sorgen gibt. "Es gibt immer wieder Absagen von Frauen wegen der Ansteckungsgefahr. Das Bittere ist, wir müssen die Kurse entsprechend ausdünnen." Für die Praxis auch eine finanzielle Frage. Und: "Es geht um den Umgang mit der Angst." Da sei einerseits die Angst der Frauen untereinander; außerdem wisse das Praxisteam selbst nicht, wie ernst es die Frauen im Alltag mit den Coronaschutzmaßnahmen nehmen.

Zumindest lernen künftige Mamas während der Präsenzkurse andere Frauen in derselben Situation kennen. "Es kommt auf die Initiative der einzelnen Frauen an, ob sie vereinsamen", sagt Robertz. "Ich bin bemüht, im Kurs eine Kontaktliste herauszugeben, ich rege an, eine WhatsApp-Gruppe zu gründen." Dadurch entstehe häufig ein permanenter Austausch, Fragen werden geklärt, enge Freundschaften entstehen.

Klinik informiert im Internet per Video

Was dagegen fehle, seien die fachlichen Infos. "Wie mache ich das mit der Beikost, ist es normal, dass sich ein Kind noch nicht dreht? Das beantworten wir ansonsten nebenher bei der Babymassage oder in anderen Kursen", berichtet Robertz. Onlinekurse seien mit Präsenzkursen nicht zu vergleichen: "Dann habe ich auf dem Computer irgendeine Kachelansicht, sehe mal einen Fuß oder Kopf."

Das Stichwort Online spielt auch im Zollernalb-Klinikum Balingen eine Rolle. Kreißsaalführungen oder Infoabende finden nicht statt. Die Klinik steht werdenden Eltern dennoch zur Seite. "Auf unserer Homepage gibt es Videos zum Thema Infoabend, und auch die Kreißsäle können sich Eltern anschauen", heißt es aus dem Sekretariat der Gynäkologie. Der Vater oder eine Begleitperson darf – im Gegensatz zu manch anderer Geburtsstation – bei der Geburt dabei sein und Mutter und Kind danach als einzige Person besuchen. Zumindest ein kleiner Lichtblick.