Auf einer Windwurffläche erläutert Georg von Cotta (Zweiter von links) bei Butterbrezeln und Saft den FDP-Politikern, wie er in seinem Forstbetrieb die Herausforderungen durch Klimawandel, Trockenheit und Borkenkäfer meistern will. Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: FDP-Delegation informiert sich über Zustand der Wälder der Familie von Cotta / Neue Baumarten nötig

Einblicke in die Probleme eines mittelgroßen Privatforstbetriebs und wie man damit zurecht kommt, hat Georg von Cotta am Donnerstag einer FDP-Delegation gegeben. Themen waren der Klimawandel, Sturm- und Käferholz sowie die nötigen Aufforstungen mit einem Mix aus verschiedenen Baumarten. Cotta: "Wir kümmern uns mit Herzblut um unseren Wald."

Hausen a. T. Die Familie Cotta bewirtschaftet an die 500 Hektar Fläche. Laut Cotta mache der Wirtschaftswald rund 77 Prozent bei den Waldfunktionen aus, der Nichtwirtschaftswald 20 Prozent und der Nichtholzboden drei Prozent.

Als Hauptaufgabe bezeichnete er die "Wald-Hygiene". Darunter fallen das Borkenkäfer-Monitoring mit dem frühzeitigen Erkennen des Befalls, die unmittelbare Fällung der betroffenen und benachbarten Bäume sowie die Neuaufforstung mit Baumarten, die die zunehmende Trockenheit gut vertragen – wie die Douglasie, Küsten-Tanne und eventuell auch Exoten wie der Tulpenbaum.

Gerade das Borkenkäfer-Monitoring sei mit einem erheblichen zeitlichen und personellen Aufwand verbunden. Die Entnahme kranker Einzelbäume sei kostenaufwendig. Cotta sprach sich dafür aus, die Waldbesitzer für ihre "Ökosystem-Leistung", also für die CO2-Kompensation in ihrem Forst zu entschädigen: "Das ist eine politische und gesellschaftliche Aufgabe angesichts des zunehmenden Klimawandels."

Dieser Ansicht war auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Christian Hoffmann, der sich zusammen mit dem Reutlinger Bundestagsabgeordneten und stellvertretenden Landesvorsitzenden Pascal Kober sowie Veronika Sordon, FDP-Zweitkandidatin für die Landtagswahl im Balinger Wahlkreis, zum Fachgespräch "Wald unter Stress in der Region" mit Georg von Cotta auf dem Oberhauser Hof getroffen hatte. Mit dabei waren der Laufener Baumschulbesitzer, Stadt- und Kreisrat Christian Schlegel, sein Kollege Philipp Kalenbach aus Ebingen, die Heiligenzimmerner Sägewerksbetreiberin und Kreisrätin Susanne Lohrmann-Straub und FDP-Mitglied Siegfried Rall aus Dotternhausen.

Hoffmann bezeichnete den Waldrückgang weltweit mit rund sieben Millionen Hektar pro Jahr als "dramatisch". In Deutschland hingegen würden die Waldflächen etwas zunehmen. Hierzulande würde rund 14 Prozent des CO2-Ausstoßes durch den Wald gebunden. Die FDP, so der studierte Förster, setze sich daher für "mehr Wald für den Klimaschutz" ein. Ein Problem sei, dass es längere Zeit dauern werde, bis sich die Holzpreise wieder stabilisierten. "Wir haben aufgrund von Sturm- und Käferholz sechs Jahreshiebsätze in der Pipeline." Hinzu komme der massenhafte Import von Hölzern aus dem Osten.

"Käfer sofort bekämpfen"

Besonders wichtig sei angesichts der zunehmenden Trockenheit, die Bäumen stark zu schaffen mache, die Forsthygiene. "Der erste vom Käfer befallene Wipfel muss aufgearbeitet werden. Denn wenn eine bestimmte Schwelle erreicht ist, hilft uns nur noch Gott." In diesem Zusammenhang bemängelte er, dass im Wald oft nicht mehr mit chemischen Mitteln gegen den Befall vorgegangen werden dürfe: "Das ist aber das kleinere Übel. Hier müssen wir politisch rangehen."

Er betonte zudem, dass man auch künftig auf die Fichte nicht werde verzichten können, weil diese als Bauholz unverzichtbar sei. "Das lässt sich durch Laubbäume nicht ersetzen." Susanne Lohrmann-Straub setzt zudem auf die Vermarktung von regionalem Holz. Sie arbeitet in der Initiative "Holz von hier" mit, die sich dafür einsetzt, dass die Entfernung von der Holzernte bis zu dessen Verwendung im Dachstuhl nicht mehr als 100 Kilometer sein dürfen.

Angesichts der immer häufiger werdenden trockenen Sommer empfahl Christian Schlegel auf eine Sommerpflanzung zu verzichten und stattdessen die Bäume vermehrt im Herbst zu setzen, damit diese bis Mai bereits Wurzeln ausbilden könnten.

Angesichts des flächenhaften Waldsterbens in weiten Teilen Deutschlands konstatierte Hoffmann: "Hier sieht es ja richtig gut aus." Auch Georg von Cotta meinte, man befinde sich noch auf einer "Insel der Glückseligen". Er verwies darauf, dass der Kalkschotter nicht gut für die Fichte sei. "Der Wald hat sich bisher zwar gut gehalten. aber durch den Klimawandel ist nun eine Instabilität zu beobachten." Zur "nachhaltigen Bewirtschaftung" gibt es für ihn keine Alternative: "Das ist unser Beitrag zum Umweltschutz", sagte er. So wie seine Vorfahren vor 200 Jahren vorausschauend Fichten angepflanzt hätten, von denen man heute noch profitiere, hoffe er, dass auch die nachfolgenden Generationen mit "unserer vorausschauenden Bewirtschaftung mit einer Neubestockung mit verschiedenen Baumarten zufrieden sein werden".

Pacal Kober konstatierte, dass man die Probleme erkannt habe, deren Lösung jedoch schwierig und langwierig sei: "Wir alle tragen eine Verantwortung für den Wald und die Natur, die wir in einem guten Zustand weitergeben wollen."

Der Tübinger Verleger Johann Friedrich Cotta erwarb 1814 das Landgut Dotternhausen. 1817 wurden Flächen in Hausen am Tann dazugekauft. Danach begann der Aufbau einer Altersklassen-Forstwirtschaft nach Prinzipien von Heinrich Cotta, dem Begründer der Forstwissenschaft an der Uni Tharandt/Sachsen.

Der land- und forstwirtschaftliche Besitz der Familie von Cotta befindet sich auf den Gemarkungen Dotternhausen, Hausen am Tann und Roßwangen. 85 Prozent der Flächen machen stark geneigte Lagen und Steillagen aus. Der Anteil des Nadelholzes liegt bei 76,4 Prozent; die Fichte macht davon mehr als 50 Prozent aus, die Tanne kommt auf 14 Prozent. Beim Laubholz (23,4 Prozent) steht die Buche bisher mit knapp 15 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der Esche mit 6,8 Prozent, die aber aufgrund des Eschentriebsterbens an Bedeutung verliert.

Nach Angaben von Georg von Cotta bestimmen große Schadensereignisse wie die Orkane Sabine und Friederike sowie Schneebruch immer mehr die Bewirtschaftung. Allein dadurch seien in den vergangenen zwei Jahren 2600 Festmeter Schadholz angefallen.