Impro-Comedy-Gruppe "Freistil" aus Freiburg begeistert im Haslacher Kloster mit herrlich verrückten Nummern

Von Christine Störr

Haslach. "Freistil" ist der Name der Freiburger Impro-Comedy-Gruppe um Christian Schulz, die am Sonntag zum dritten Mal in Haslach gespielt hat. Und "Freistil" ist die Disziplin, in der die einzelnen Szenen auf die Bühne kommen.

Das Refektorium des Haslacher Klosters war trotz der tropischen Temperaturen gut besucht und das Begrüßungslied der Schauspieler war der einzige einstudierte Teil des Abends. "Bei uns seid ihr schön, was wollt ihr heute sehn – bei uns seid ihr als Publikum der Star", sangen Christian Schulz, Achim Freund sowie Sybille Kleinschmitt und hielten Wort. Denn die Gäste im Alter von sechs bis 72 Jahren gaben für jede Szene den Titel vor, egal um welches Spiel es sich handelte.

Neue Schulsitten

Das Einzählen eines Spiels wurde geübt und dann mussten die Schauspieler auf die Bühne – ob sie eine Idee hatten oder nicht. Doch schon beim ABC-Spiel wurde deutlich: an Ideen fehlte es wirklich nicht. Blau wurde zur neuen Eier-Modefarbe des Sommers erklärt, die Hühner aus der Stadt wären "ja so sensibel" und am Ende legten die Hühner dann doch wieder Eier – allerdings lilafarbene. Fürs Publikum gab es viel zu lachen, und das sollte den ganzen Abend so bleiben.

Im interaktiven Diavortrag wurden einzelne Szenen zum Thema "Erster Schultag" aufgestellt, während die Gäste ihre Augen geschlossen hatten. Mit jedem "klick" gingen die Augen zu und die Aktivitäten auf der Bühne los, mit jedem "klack" stand die Szene still und das Publikum sah das Bild. Dass an der Haslacher Schule unter "Frau Dr. Schrötenkötter mit ihrem Lehrkörper" neue Sitten herrschen, zeigten Bilder wie Erklärungen zur Diaschau.

Das Live-Drehbuch

Die gute sprachliche Ausbildung der ausgebildeten Schauspieler wurde in der gereimten Szene "Der Lurch muss da durch" deutlich. Das Spiel um den Lurch als König des Sumpfes, der von der "Kröte mit der Flöte" vor der fiesen sybillinischen Schlange gerettet wird, lies einen Tränen lachen. Untermalt von der Musik des Keyboarders Karsten Kramer bekamen die Szenen ein besonders Flair und so sah sich das Publikum unversehens auf die Reeperbahn versetzt.

Im Spiel um das "Drehbuch, das gerade geschrieben und gleichzeitig verfilmt wird" bekamen die Akteure als Filmtitel einen "Kindergeburtstag auf der Reeperbahn". Während Christian Schulz die fiktive Geschichte erzählte, wechselten Achim Freund und Sybille Kleinschmitt in rasantem Tempo ihre Rollen, von deren Charakteren und Handlungen sie erst einen Satz vorher erfuhren. Gleichzeitig mussten sie selbst Texte einfügen, die ihre Figuren zueinander sagten und so die Handlung weiter tragen.

Zelte aus Zeckenhaut

In der Pause waren die Gäste erneut gefragt, dieses Mal sollten sie Sätze auf Zettel schreiben, aus denen dann eine Zwei-Personen-Szene entstand. Gespielt wurde im fiktiven Beichtstuhl, aufgrund der Publikumssätze wurde schnell klar, dass der Pfarrer ein Verhältnis mit seiner Haushälterin hatte – entsprechend viel wurde gelacht und applaudiert.

Ein Interview mit dem Zeltmacher wurde in äußerst bewegte Gebärdensprache übersetzt, als absolutes Muss der Saison ein Zelt aus Zeckenhaut angepriesen. Und dann bewiesen sich die drei Schauspieler als gekonnte Sänger, denn das Publikumsthema "Elternabend in der Waldorfschule" wurde erst gespielt und dann als Opern- und Hardrock-Version wiederholt. Die Akteure waren geschafft aber sichtlich zufrieden mit dem großen Applaus.

Und so klang zum Abschluss ein gemeinschaftlich lautstarkes "Marmor Stein und Eisen bricht" durch das Refektorium des Klosters. Mit der Zugabe des fiktiv-finnischen Liedes "Öki möki hökerök" schuf "Freistil" einen neuen Hit, dessen Refrain "Hel Hel sinki na moko" schnell mitgesungen wurde.