Die Ehrentafel für die Gefallenen und Vermissten aus Hardt im Rathaus.Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Prominente lebten während des Kriegs in Hardt / Bange Minuten bei Luftangriffen

Die Erinnerungen an die Kriegszeiten – oder zumindest an Erzählungen davon – sind bei vielen Hardtern noch immer lebendig. Auf unseren gestrigen Artikel zum Kriegsende vor 75 Jahren meldeten sich weitere Personen mit Berichten.

Hardt. Da Hardt nicht als wichtiges Kriegsziel für die Alliierten galt, wurde es für die "Kinderlandverschickung" genutzt. Kinder aus von Bombenangriffen bedrohten Landstrichen wie dem Ruhrgebiet wurden in den sicheren Schwarzwald gebracht, wo sie in Pflegefamilien unterkamen.

Auch ein späterer Promi landete so in Hardt: Rolf Schafstall, der als Fußball-Bundesligatrainer – unter anderem beim VfL Bochum, Schalke 04, Karlsruher SC, Dynamo Dresden oder Fortuna Düsseldorf tätig war – lebte für einige Zeit in Hardt. Auch ein Mitglied der Offenburger Verlegerfamilie Burda war in Hardt untergebracht.

Schüler wurden zur Kriegszeit auf die Felder geschickt, um Heilpflanzen wie Huflattich zu sammeln. Diese wurden an die Front geschickt, wo sie zur Wundheilung von Soldaten verwendet wurden.

Immer wieder mussten Familien aus mehreren Häusern beim Fliegeralarm in die Keller hetzen, wo sie bange Minuten erlebten. Glücklicherweise blieb Hardt – im Gegensatz zu Schramberg – aber vor Luftangriffen verschont.

Ein Hardter wollte sich zu Kriegszeiten nicht auf die NS-Propaganda verlassen. Er beschaffte sich einen zweiten Volksempfänger, mit dem er im "Heubarn" versteckt "Feindsender" aus dem Ausland hörte – um über den tatsächlichen Kriegsverlauf informiert zu sein. Ein riskantes Unterfangen, wäre das doch von den Nazis als Hochverrat gewertet worden, wäre er erwischt worden.

Fast wie heute in Corona-Zeiten habe es in den ersten Tagen der Besatzung eine Ausgangssperre gegeben. Ein Hardter wusste sich aber zu helfen: So trug er stets eine Hacke mit sich. Sobald sich auf seinem Weg Uniformierte näherten, ging er damit rasch in ein Feld und begann zu hacken – auch wenn es dort eigentlich nichts zu tun gab.

Flüchtlinge aus den früheren deutschen Ostgebieten gab es in der französischen Besatzungszone anfangs noch keine. Diese waren vielfach vor der Roten Armee aus Ostpreußen per Schiff über die Ostsee nach Dänemark geflüchtet. Erst auf Druck der Amerikaner wurden auch Flüchtlinge in der französischen Besatzungszone angesiedelt. Diesen wurden Wohnungen und Häuser zugeteilt – unter anderem in der Ostlandstraße, die sogar einen entsprechenden Namen erhielt. Die Aufnahme war angesichts von Wohnungsmangel und Versorgungsproblemen anfangs nicht einfach.