Alois Menrad (rechts) hatte den Besuchern viel Wissenswertes zu berichten. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Führung mit Alois Menrad bringt spannende Erkenntnisse / Große Spendenbereitschaft bei Anschaffung

Hardt. Im Festjahr 2019 zum 125-jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Georg und es Kirchenchor St. Cäcilia sowie 100 Jahre selbstständige Kirchengemeinde ist noch ein viertes kleineres Jubiläum zu verzeichnen: 25 Jahre Heintz-Orgel in der Kirche St. Georg.

Aus Anlass der Weihe bot Organist Alois Menrad eine Orgelführung an, zu der sich viele Interessierte auf der Empore einfanden. Menrad kam über das Klavierspiel zur Orgel. Sein Lehrer und Vorbild war der frühere Hardter Organist Franz Weißer.

Franz Weißer als Mentor und Lehrer

Nur vier Termine zu je zwei Stunden waren 1974 nötig, um den Klavierschüler in das Orgelspiel einzuführen. Mehr Zeit war nicht möglich, da der junge Organist im Hauptberuf Bäckermeister war. Schwierig wurde es für ihn an Weihnachten und Ostern, wenn sowohl in der Bäckerei als auch an der Orgel Höchstleistung gefordert war. Dennoch schaffte der Meister im Handwerk und am Instrument in den 45 Jahren seines Wirkens die Zerreißproben mit Bravour.

Seine herrlichen Orgelklänge zur Eröffnung und zum Abschluss der Gottesdienste sowie seine meisterhafte Begleitung der Gesänge von Kirchenchor und der Gemeinde werden hoch geschätzt. Der Organist demonstrierte die Qualität der Hardter Königin der Instrumente mit einem imposanten Präludium von J.S.Bach.

Zu Beginn erinnerte er an die vielen Für und Wider bei der letzten großen Kirchenrenovierung, als es darum ging, ob die alte pneumatische Orgel überholt oder abgebaut werden sollte. Der damalige Orgelsachverständige des Bischöflichen Ordinariats, Wolfram Rehfeldt, verhalf zu einer klaren Entscheidung zugunsten einer neuen Orgel. Eine Orgel mit elektronischer Tonerzeugung schied aus. Der hohe Preis für eine mechanische Pfeifenorgel schreckte jedoch zunächst ab, da keine Zuschüsse zu erwarten waren.

Doch schon 1989 bildete sich ein Orgelbau-Förderkreis, der sich zum Ziel setzte, im Laufe von fünf Jahren die Finanzierung einer neuen Orgel ohne Zuschüsse auf die Beine zu stellen und dieses Ziel auch erreichte. Zu den 135 Mitgliedern, die mit ihren regelmäßigen Zahlungen den finanziellen Grundstock legten, kamen Spender.

Manche der Besucher der Führung waren Teilnehmer oder sogar Initiatoren von Aktionen wie geistliche Abendmusiken mit dem Kirchenchor und Vereinen, Feste und Flohmärkte, bei denen sogar zwei Beichtstühle und viele bemalte Orgelpfeifen neue Besitzer fanden. So konnte dank der Spendenfreudigkeit der Hardter und unter Mithilfe der Kirchengemeinde das kostspielige Projekt (380 000 Mark) fast komplett aus eigener Kraft finanziert werden.

Bei der Vergabe kam die Schiltacher Firma Heintz wegen der ansprechenden Gestaltung und dem günstigen Preis-Leistungsverhältnis zum Zug. Wie Orgelbauer Georges Heintz äußerte, zählte er die Hardter Orgel zu den schönsten Instrumenten, die von seiner Firma geschaffen wurden, umschließt sie doch harmonisch das Rosettenfenster auf der Westseite der Kirche.

Ein Vergleich mit dem menschlichen Körper

Mit den zwei Manualen und dem Pedal mit 22 Registern und den 1310 Pfeifen ließ sich, wie der Experte vorführte, ein mächtiger Klang erzeugen, wobei der Organist drei Grundstimmungen unterschied: Neben den Prinzipalen sind offene und gedeckte Flöten- sowie ein Streicherregister vorhanden. Daneben gibt es noch ein Zungenregister, bei dem der Ton durch ein im Luftstrom schwingendes Messingblättchen erzeugt wird.

Akrobatisch war das vorgeführte Pedalsolo des Organisten, wobei seine Füße allein einen rasanten Lauf hinlegten. Beim zweiten Manual sorgte das Schwellwerk und insbesondere der Tremulant für einen dynamischen Klang. Anhand einer Pfeife aus einer Zinn-Blei-Legierung erklärte der Organist das Tonprinzip der Pfeifenorgel. An den oberen Schlitzen wird der Luftstrom gebrochen, so dass je nach Höhe der schwingenden Luftsäule verschiedene Tonhöhen erzeugt werden.

Den Aufbau der Orgel verglich der Organist mit dem menschlichen Körper. Blasebalg und Winderzeuger dienen als Lunge, die Windladen als Herz, die Pfeifen als Gliedmaßen und Sinnesorgane der Orgel, Manuale und Pedal verkörpern das Gehirn. Jährlich sei eine Stimmung nötig. Vor zwei Jahren sei die Orgel von der Firma Heintz generalüberholt worden.

Auch über die geschichtlichen Ursprünge wusste Menrad zu berichten. Schon im alten Griechenland sei auf Wasserorgeln gespielt worden. Die eigentliche Orgelblüte habe 1500 begonnen. Der erste Höhepunkt sei in der Barockzeit erreicht worden.

Nachdem die Bedeutung der Orgel in der Wiener Klassik zurückging, habe sie in der Romantik einen neuen Aufschwung erlebt. Der Kreis wurde geschlossen mit einem zweiten Präludium aus der Sammlung der acht kleinen Präludien von J.S.Bach. Die Besucher dankten mit großem Applaus.