Heimatgeschichte: Historie der Katzenzunft (II) / Deutliche Unterscheidung von den Weißnarren der Region

Nach der Vereinsgründung der Katzenzunft am 27. März 1958 mussten noch einige Hindernisse bewältigt werden, bevor die Katzen erstmals bei der Fasnet in Erscheinung treten konnten.

Hardt. Bildhauer Josef Tränkle aus Elzach präsentierte den Vereinsvertretern vier Wochen nach der Gründungsversammlung die erste aus Lindenholz geschnitzte Katzenmaske. Diese fand großen Anklang. Allerdings wünschte sich Alfred Hafner, der die Geschicke der Zunft lange Jahre bestimmen sollte, die Maske etwas dämonischer. Max Broghammer bat den Schnitzer darum, auch eine helle Maske für eine Kätzin und eine Kindermaske herzustellen, damit die ganze Katzenfamilie beisammen war.

Kleidle

Nachdem die Maskenfrage geklärt war, musste ein passendes Kleid geschneidert werden. Hermann Hettich favorisierte helle Stoffarben, ähnlich den in der alemannischen Fasnet bekannten Hanselkleidle. Otto Ginter und Alfred Hafner setzten sich aber schließlich durch und so einigte man sich auf schwarzen Stoff mit heller Bemalung und umgekehrt für das Kleidle der Kätzin. Auf dem schwarzen Kleid befindet sich ein Mäusenest, auf dem weißen ein Katzennest, nach welchem stehende wilde Katzen greifen. Den Rücken ziert das Hardter Wappen, auf der Sitzfläche ist ein großer blauer Vollmond, da Katzen schließlich gerne nachts aktiv sind. Dazu noch Geschell, eine Stroh- oder Basttasche und der mit Pelz bezogene Katzenwadel – und fertig war die Katz’ für die nächste Fasnet.

Miesle

Einen weiteren Unterschied zu den vielen Weißnarren der Region ließen sich die Gründerväter einfallen. So wurden keine Brezeln unters Volk geworfen, sondern – passend zu den Katzen als Mäusejägern – eben "Miesle". Bäckermeister Albert Menrad nahm sich der Sache mit Feuereifer an. Seitdem wurden Tausende und Abertausende der "Miesle" gebacken, die als Beute bei den Umzugsbesuchern sehr begehrt sind. Die erste Maske kostete übrigens 40 Mark. Sie ging an den Heimatforscher und späteren Ehrenbürger Alfons Brauchle. Das erste komplette Katzenkleid kostete 120 Mark.

Zunftabend

Nach dem ersten Rolletag im Jahr 1959 folgte kurz danach der erste Zunftabend im damaligen Gasthaus Krone. Für das Programm war Eugen Kotz verantwortlich. Einige Jahre war dabei das "Hardter Solo" ein fester Programmpunkt, das vier Katzenräte sangen.

Über die Entstehung dieses Liedes berichtete bereits Josef Flaig in seiner Chronik um das Jahr 1890. Jeden Sonntag gingen drei Hardter Bauern, denen der Weg in die Kirche Mariazell zu weit war, nach Schramberg zum Gottesdienst und anschließend zum Frühschoppen in den "Reuterbäck", da dessen Wirt vom Hardt stammte. Oft sangen sie dort das Lied "Der Kaiser hat schöne Soldato" in Erinnerung an ihre Soldatenzeit. In Schramberg nannte man die Bauern dann auch das "Hardter Solo". Später wurde das ganze Lied so genannt und das wurde in der damals jungen Hardter Fasnet gerne aufgegriffen.

Abstauben

Beim Abstauben erhalten die neuen Mitglieder ihren Katzenschlag, nachdem dies ursprünglich noch am Rolletag vorgenommen wurde. Zudem erklingt dort traditionell erstmals im neuen Jahr der Narrenmarsch und die Katzen springen, nachdem zuvor die Kleidle abgestaubt wurden.

Schmotziger

Seit 1959 besuchen die Katzen die Schüler in ihren Klassenzimmern und später die Kinder im Kindergarten, um diese mit "Miesle" zu beschenken. Bereits früh morgens wird die Katzenfahne vor dem Rathaus gehisst. Auch Bürgermeister und Rathausbedienstete überraschen jedes Jahr mit gelungenen närrischen Beiträgen. Am Nachmittag besucht die Katzenschar die Fasnet des Frohen Alters. Diese fällt dieses Jahr allerdings aus, da einer der Leiter des Frohen Alters, "Kreuzwirt" Roland Haberstroh, vor wenigen Tagen verstorben ist.

Verbrennen

Zum Fasnetsausklang am Dienstagabend steigt die Stimmung noch ein letztes Mal. "Sälle 15" und das Zunftballett unterhalten, bevor kurz vor Mitternacht ein Trauerzug des Katzenrats und der Katzen durch den abgedunkelten Saal startet und das Ende der Fasnet verkündet wird.