So kennt man sie: Der Hannes erklärt dem Bürgermeister die Welt. Foto: Peter Morlok

Es ist ihre letzte Tour: Albin Braig und Karlheinz Hartmann, „Hannes und der Bürgermeister“, und sie gaben noch einmal alles: Der „Ochsen“, das „Mausischatzi“-Telefonat und der ungeliebte Nachbarort Schriedingen durften nicht fehlen.

„Hannes und der Bürgermeister“ sind auf Abschiedstournee. Sie sagen: „Ade, ’s war schee“. Und viele Fans aus der Raumschaft wollten dieses letzte Treffen nicht versäumen. Am Wochenende füllten der Bürgermeister (Karlheinz Hartmann) und sein schlitzohriger Amtsbote Hannes (Albin Braig) die Hohenberghalle sowohl am Samstag- als auch am Sonntagabend fast komplett.

Kabarett mit Tradition

Albin Braig, als bauernschlauer und volkshochschulgebildeter Amtsbote Hannes und Karlheinz Hartmann, der den etwas leicht dümmlichen Bürgermeister verkörpert, kalauern sich nun schon seit 1985 durch die schwäbische Landschaft. Berühmt durch ihre Fernsehauftritte sind sie ein Garant für volle Hallen und beste Unterhaltung. Seit fast 40 Jahren sind die Stars der »Mäulesmühle« nun schon ein eingeschworenes Duo und trotz vieler Auftritte in den dritten Programmen des SWR ist die Faszination, mit der die beiden Komödianten aus »El-Ä« (Leinfelden-Echterdingen) ihr Publikum in die großen Hallen im Schwabenland locken, nach wie vor ungebrochen. So auch in Horb.

Der Live-Zauber

»Live ist halt doch was anderes als das Ganze zu Hause im Fernsehen angucken« so die Meinung eines Gastes. Er und viele hundert andere Besucher freuten sich über die wunderbare verzwickt einfache Welt, die sich im Amtszimmer des Bürgermeisters abspielt. Es ist eine Welt voller Ideen und derber Sprüche. Und gerade die fabelhafte Direktheit der schwäbischen Sprache bringt auch den eingefleischten „Hannes-Muffel“ zum Lachen.

Hannes, der Mann für alles

Musste der geplagte Rathauschef früher laut „D’r Hannes soll reikomma“ rufen, so scheint dies inzwischen nicht mehr nötig. Der Hannes kommt sowieso. Mal nur, um bei seinem Boss einen Schnaps abzustauben und dabei sein aktuelles VHS-Wissen loszuwerden oder als Freund und Helfer, der dem Bürgermeister einen Brief an dessen Gemahlin diktiert und so die Wogen des vergessenen Hochzeitstages glättet.

Liebe, Ehe, Probleme

„Mausischatzi – i gratulier dir zu mir“ formulierte der Hannes, und Frau Kurrle vom Schreibbüro bekam den Auftrag, diesen Blödsinn samt Blumenstrauß an die Frau Bürgermeister weiterzuleiten. „Liebe, Ehe, Probleme – das sei ein weites Feld, dass philosophisch betrachtet, wie ein Reißverschluss funktioniert“ die Erkenntnis des Abends. „Ja, ja Hannes, es gibt viele Probleme, wenn sich zwei verbinden“ dozierte der Bürgermeister und der Hannes wusste „vor allem beim unten reinschieben“. Die Besucher dankten für diese zweideutige Bemerkung mit dem ersten großen Lachflash des Abends.

Immer diese Rivalen

Natürlich spielte bei diesem großen Abschiedsabend auch des Bürgermeisters Erzfeind, der Amtskollegen und »Schofseggel« aus Schriedingen und der Landrat, der in dieselbe Kategorie gehört und immer zum unpassenden Zeitpunkt anruft, ebenso wie der „Ochsen“ eine Rolle im Bühnen-Amtszimmer.

Hannes hat inzwischen einen Nebenjob in Schriedingen. Er ist auf dem dortigen Golfplatz Greenkeeper – auf Schwäbisch: Grasdackel – und stellvertretender Golflehrer. Also kein Problem, seinem gestressten Boss das Mental-Golfen beizubringen. Da fliegt der Ball – putt, putt, putt – wie ein Birdie locker als Hole-in-one nur kraft der Gedanken durch die Gegend. Wer braucht da noch einen Golfplatz? Niemand – vor allem, seit dort so ein „Federseggel“ (Ornithologe) einen ausgestorbenen Piepmatz entdeckt hat.

Der Ochsen fehlt nicht

Einen „Ochsen“ braucht das Dorf aber auf jeden Fall. Als Ort der heimischen Kommunikation und als Treffpunkt schwäbischer Hochkultur. Und wenn sich dann dort auch noch ein „Niedersachse“, also ein Auswärtiger beziehungsweise nicht ganz Hiesiger, dessen Deutsch niemand versteht, reinverirrt, dann kann es recht turbulent zugehen.

Die Zuhörer bogen sich vor Lachen bei den Sketchen und solch fundamentalen Zitaten wie: „Sie schwätzen wie man schreibt – wir, wie man denkt.“ Sie nahmen in Kauf, dass ein krankheitsbedingt gezeichneter Karlheinz Hartmann einige Texthänger hatte und sich offensichtlich mühsam durch diese Abschiedstournee, die noch bis in den Dezember hinein geht, quälte.

Großartige Musiker

„Hannes und der Bürgermeister“ und die großartigen Musiker von „Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle“ gehören ebenfalls zusammen wie der Schnaps und der Hannes. Zwischen den Sketchen unterhielten sie mit ihren schwäbischen Adaptionen bekannter Songs das Publikum und überzeugten wieder einmal als Multi-Instrumentalisten und tolle Sänger.

Die Besucher dieser beider Veranstaltungen bekamen so ein Doppelprogramm der Extraklasse geboten und konnten voll neuer Ideen und Gedankenansätze nach zwanglosen Stunden allerbester Liveunterhaltung fröhlich ihren Heimweg antreten.

Doch ein wenig Abschiedsschmerz von zwei Künstlern, die fast schon zur Familie gehören, der blieb trotz aller Heiterkeit. Ade Hannes, ade Bürgermeister - ’s war schee mit euch zwei.