Der Schenkenzeller Simon Reisch (links) sorgt mit seinen Kollegen dafür, dass die Menschen wieder funktionsfähige Heizungen bekommen. Foto: Reisch

Nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal sind längst nicht alle Schäden beseitigt, viele Häuser noch immer unbewohnbar. Ein Problem dabei: die vielen kaputten Heizungen. Dort will die Facebookgruppe "Heizungsbauer aus Leidenschaft" helfen. Mit dabei ist Simon Reisch aus Schenkenzell. 

Schenkenzell/Ahrtal - "Die Situation ist katastrophal. Teilweise gibt es Orte, wo nach sechs Wochen noch niemand zum Aufräumen war", schildert Reisch seine Eindrücke. Es gebe in manchen Häusern noch immer kein Wasser oder Strom. Er war von Freitag bis Mittwoch im Ahrtal, hat mit Kollegen aus der Facebook-Gruppe die Lage im Ahrtal begutachtet und geschaut, wo Hilfe gebraucht wird und was dafür nötig ist.

Organisiert wird die Hilfsaktion von der Facebook-Gruppe, die nach eigenen Angaben mehr als 24 500 Mitglieder zählt, die allesamt vom Fach sind. 150 davon haben sich laut Reisch bereits als Helfer im Ahrtal angeboten. Mit 19 von ihnen hat sich der 28-Jährige dort getroffen. Jetzt soll eine Art Schichtsystem geplant werden, sodass immer zehn bis 15 Helfer vor Ort sind, um sich um die Heizungen in den Häusern zu kümmern. Nötig sind dafür Sachspenden – etliche Hersteller hätten den Monteuren bereits Material zur Verfügung stellt – aber auch Geldspenden. "Damit können wir spezifisches Material, etwa Ölbrenner, Öldüsen und Regler kaufen", erklärt Reisch.

Postfach "explodiert"

Doch nicht nur Organisatorisches wurde in den fünf Tagen erledigt. Zahlreiche Heizungen hätten Reisch und die anderen Monteure bereits repariert. "Ölheizungen können wir relativ gut retten", erklärt er. Sie werden von Schlamm und Dreck gesäubert, die Regler ausgetauscht und laufen mit neuem Ölbrenner und -pumpe wieder. Anders sehe es bei Gasheizungen aus: "Dort ist so viel Elektronik drin, die durch das Wasser kaputt ist. Da können wir nicht mehr viel reparieren", sagt Reisch. Sie müssen ganz ersetzt werden. Er und seine Kollegen hätten "Vollgas" gearbeitet – von morgens bis teilweise 21, 22 Uhr am Abend.

Inzwischen habe sich herumgesprochen, dass die "Heizungsbauer aus Leidenschaft" anpacken. Sie haben dafür die Aktion "Handwerker helfen" ins Leben gerufen, über die auch die Spenden gesammelt werden. "Unser Postfach explodiert", sieht Reisch, wie dringend ihre Hilfe gebraucht wird. Das hat er auch in den vergangenen Tagen gespürt. "Die Leute sind überdankbar, wenn ihre Heizung wieder läuft oder sie wieder Wasser in der Wohnung haben", schildert er. Helfen können sie nur, wenn keine Elementarversicherung für Hochwasser vorhanden ist. "Ansonsten wäre das Versicherungsbetrug", stellt er klar. Aber, soviel ist sicher: Die Arbeit geht den Handwerkern so schnell dennoch nicht aus.

Wohl bis 2022 im Einsatz

Sie wollen so lange bleiben, "wie wir gebraucht werden". Reisch rechnet, dass sich der Einsatz bis ins kommende Jahr zieht. "Bis Januar, Februar dauert das locker noch", ist er sich sicher. Nötig sind funktionsfähige Heizungen aber wohl schon recht schnell: "Dort unten wird’s demnächst kalt", verweist er auf den nahenden Herbst.

Teilweise stünden die Ortschaften im Ahrtal schon wieder recht gut da. Vielerorts sei aber noch viel zu tun. "Ich war in einem Keller, da stand noch 30 Zentimeter hoch der Schlamm." Gebraucht würden deshalb nicht nur Handwerker, sondern auch weiterhin Helfer, die beim Aufräumen anpacken. "Für die Helfer ist vor Ort alles super organisiert – von Privatleuten, wohlgemerkt. Es gibt beheizte Zelte, richtige Betten und genug zu essen", berichtet er. Reisch selbst wird von 10. bis 24. September das nächste Mal vor Ort sein. Dann fährt er mit einem Anhänger gen Norden – sammelt unterwegs Ersatzteile ein, etwa eine Ölheizung in Karlsruhe.

Die Heizungsmonteure leisten ihre Hilfsarbeit in der Freizeit. Reisch nimmt Urlaub dafür. Und sie arbeiten kostenlos und bringen ihr eigenes Werkzeug mit. Ihm ist wichtig zu betonen: "Jeder einzelne Euro bleibt im Ahrtal." Sollte nach der Aktion noch Geld übrig sein, "wird das gespendet".