Martin Strobel vom Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten will mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-WM zum großen Wurf ausholen. Foto: Eibner

Handball: 32-Jähriger ist der klassische Playmaker. Erstes Spiel am Donnerstag gegen Korea.

Mit der Partie gegen Korea eröffnet die deutsche Nationalmannschaft am Donnerstag (18.15 Uhr) die Handball-WM. Eine der zentralen Figuren im Team von Bundestrainer Christian Prokop ist Martin Strobel, Spielmacher des Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten.

Eigentlich hatte der 32-Jährige das Kapitel Nationalmannschaft bereits abgeschlossen. Nach dem Sieg bei der Europameisterschaft 2016 in Polen und Olympia-Bronze im selben Jahr in Rio wollte sich Strobel mehr seiner Familie und dem Klubhandball beim HBW Balingen-Weilstetten widmen. Die Europameisterschaft 2017 in Kroatien, die Deutschland auf dem enttäuschenden neunten Platz abschloss, verfolgte er vom Sofa aus. Als ihn Prokop im Herbst 2018 zum Comeback überreden wollte, musste der Bundestrainer kaum Überzeugungsarbeit leisten. Der Reiz, bei der Heim-WM dabei zu sein, war für Strobel zu groß. "Sportlich ist das eine Riesenherausforderung, und mit diesen Leuten zusammenzuspielen, macht unglaublich viel Spaß. Zu Hause vor solchen Kulissen aufzulaufen – das sind Gänsehautmomente", sagt Strobel.

Nach seiner Rückkehr kamen Diskussionen auf, ob ein Zweitliga-Spieler eine Nationalmannschaft bei einer WM führen könne. Die ließen ihn kalt. "Damit habe ich mich nie beschäftigt, es geht einzig und allein um meine Leistung. Alles andere liegt im Ermessen des Bundestrainers." Und der hält große Stücke auf den Regisseur, betonte immer wieder: "Martin besitzt eine sehr gute taktische Auffassungsgabe, ist mannschaftsdienlich und hat einen starken Charakter." Schon im erfolgreichen Jahr 2016 hatte Prokops Vorgänger Dagur Sigurdsson in den entscheidenden Phasen des EM- und des Olympia-Turniers auf die Karte Strobel gesetzt, wenn die Rückraum-"Ballermänner" keine Lücken mehr im gegnerischen Defensivverband fanden oder mehr Ordnung in den Angriffsaktionen gefragt war.

Einen Vorgeschmack auf die Atmosphäre einer Heimweltmeisterschaft bekamen der HBW-Kapitän und seine Nationalmannschaftskollegen bei den Siegen in den finalen Testspielen in Hannover gegen Tschechien (32:24) und in Kiel gegen Argentinien (28:13). Bei beiden Partien waren rund 10 000 Zuschauer in den Arenen. Strobel selbst spielte einen starken Part, machte das, was Prokop vom Spielmacher der klassischen Prägung erwartet. Er verlieh der Sache Struktur, gab den Rhythmus vor und setzte seine Nebenleute in Szene. Ganz zufrieden aber war der gebürtige Rottweiler kurz vor dem WM-Start noch nicht. "Das waren im Angriff noch ein paar technische Fehler und ein paar zu frühe Abschlüsse zu viel. Wir brauchen noch den Feinschliff. Aber es war gut, dass wir uns in beiden Spielen über eine gute Abwehr aus schwierigen Phasen herausgekämpft haben."

Mit seinen 32-Jahren und 137 A-Länderspielen zählt Strobel neben Kapitän Uwe Gensheimer, Steffen Weinhold und Torhüter Silvio Heinevetter zu den Routiniers im DHB-Aufgebot, entsprechend groß ist die Verantwortung, die der Balinger Spielmacher im Mannschaftsgefüge hat. "Der stelle ich mich natürlich. Die Verantwortung wächst mit den Jahren, in denen man auch als Spieler wächst. Auch ich habe mit dem Abstieg mit dem HBW Balingen-Weilstetten und den nun eineinhalb Jahren in der 2. Liga neue Erfahrungen gemacht – das kann man alles einfließen lassen", sagt Strobel, der nun alles daran setzen will, mit dem Team das Ziel "Halbfinale" zu erreichen. "Jeder von uns brennt und ist heiß auf diese WM. Aber wir müssen unsere Leistung Schritt für Schritt bestätigen. Wir müssen schon in der Vorrunde alle unsere Aufgaben gut erledigen."

In der Rückraummitte sieht sich Strobel als ein Teil eines Trios: "Einer alleine wird’s nicht richten können. Wir haben eine super Mischung. Als Linkshänder stellt Fabian Wiede den Gegner vor andere Probleme, Paul Drux interpretiert die Rolle in der Rückraummitte wieder anders. Das macht uns unberechenbar", sagt Strobel.

Übrigens: Mit der Heim-WM schließt sich für den Balinger Spielmacher ein Kreis. Denn gleich, nachdem das deutsche Nationalteam 2007 den Weltmeistertitel im eigenen Land gewonnen hatte, wurde er als 20-Jähriger vom damaligen Bundestrainer Heiner Brand zum ersten Mal in den Kreis der A-Nationalmannschaft berufen.