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Göppingens Trainer Velimir Petkovic über seinen Ehrgeiz, den THW Kiel und das Niveau der Liga.

Göppingen - Es ist noch nicht sicher, ob Velimir Petkovic seinen Vertrag als Trainer des Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen über diese Saison hinaus verlängern wird. Hohe Ziele hat er trotz- dem: „Ich will die ganz Großen ärgern.“


Herr Petkovic, gehen Sie in Ihre letzte Saison als Cheftrainer von Frisch Auf?
Das ist jetzt aber gleich eine schwierige Einstiegsfrage. Dies ist natürlich möglich, da mein Vertrag am Ende der Saison ausläuft. Wir führen gute Gespräche, aber eine klare Tendenz gibt es noch nicht.

Es ist Ihr neuntes Jahr in Göppingen . . .
. . . und das ist nicht üblich in diesem schnelllebigen Geschäft, auch wenn es neben mir noch weitere Ausnahmen gibt. Noka Serdarusic war 13 Jahre beim THW Kiel, Rolf Brack ist auch schon acht Jahre beim HBW Balingen-Weilstetten.

Wovon machen Sie Ihr Bleiben in Göppingen abhängig?
Ich persönlich brenne vor Ehrgeiz wie am ersten Tag. Ich bin wachsam, hochmotiviert und will jeden Tag immer besser werden. Das erwarte ich von jedem im Verein. Jeder Einzelne muss bereit sein, sich weiterzuentwickeln. Das sind für mich die entscheidenden Signale.

Welche Ziele haben Sie?
Auf den 2011 gewonnenen EHF-Pokal-Titel haben der Verein, die Stadt, die Region, die Fans drei Jahrzehnte hingefiebert. Die Titelverteidigung 2012 war die eindrucksvolle Bestätigung dieser Arbeit. Doch damit ist nicht alles erreicht, was es zu erreichen gibt.

Sie wollen in die Champions League?
Das ist die nächste Stufe, ja. Ich will Frisch Auf in die Königsklasse führen. Und dort möchte ich dann auch nicht Letzter in der Gruppe werden, sondern die ganz Großen ärgern. Das ist mein mittelfristiges Ziel.

Also haben Sie sich doch schon entschieden, bei Frisch Auf zu bleiben?
Ich träume nicht davon, mit dem THW Kiel deutscher Meister zu werden. Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf den Club, bei dem ich unter Vertrag stehe. Ich befasse mich mit dem, was ich konkret beeinflussen kann.

Dazu gehört die Zusammenstellung der aktuellen Mannschaft. Der trauen Experten wie Rolf Brack zu, ganz vorne mitzuspielen.
Ich habe nach unserem Turniersieg in Altensteig auch schon gehört, das sei die beste Frisch-Auf-Mannschaft, die es je gab. Doch das war Vorbereitung. Ich kann nur davor warnen, jetzt schon zu viel von diesem stark verjüngten Team zu erwarten.

„Wir haben vier erfahrene Spieler verloren“


Warum?
Weil wir vier erfahrene Spieler verloren haben. Zwei davon, Torwart Enid Tahirovic und Abwehrchef Dalibor Anusic, standen in der Hierarchie der Mannschaft ganz weit oben. Wir müssen die Struktur nun erst einmal neu ordnen. Und noch etwas kommt hinzu: Wir gehen, zumindest vom Namen her, erstmals ohne einen Top-Mann als Nummer eins im Tor in die Saison.

Eigentlich wollten sie den serbischen Nationaltorwart Darko Stanic, dafür bekamen sie das Rückraum-Ass Zarko Markovic.
Das war das Beste, was wir aus dieser verzwickten Situation machen konnten. Der abwehrstarke Linkshänder Markovic bringt alle Voraussetzungen mit, um in der Bundesliga ein Star zu werden.

Was trauen Sie in der Bundesliga den württembergischen Nachbarn zu?
Für den HBW wird es wieder nicht einfach, drin zu bleiben. Doch Trainer und Spieler bringen Erfahrungswerte mit und wissen, dass sie im Abstiegskampf bestehen können. Für den TV Neuhausen wird es noch schwieriger als für Balingen. Zudem ist es ein Nachteil, dass der Aufsteiger seine Heimspiele nicht mehr in der engen Hofbühlhalle austragen kann, sondern in Tübingen spielt. Vor allem für seine aggressive Deckung braucht der Neuling eine heiße Atmosphäre.

Wird der THW Kiel wieder Meister?
Er wird Meister, das ist ganz sicher. Aber bestimmt nicht wieder ohne Minuspunkt. Das wird nicht noch einmal so laufen. Das wäre auch nicht gut für Liga.

Und was kommt nach dem THW Kiel?
Klar ist, dass sich jeder Bundesligist noch einmal verstärkt hat, was auch daran liegt, dass einige Vereine in Spanien, Frankreich oder Skandinavien finanzielle Probleme haben. Es kamen weitere sehr gute Spieler in die Bundesliga, ich erwarte deshalb ein noch höheres Niveau als in der vergangenen Saison. Die Konkurrenz ist riesig – auch im Kampf um Platz zwei hinter dem THW Kiel.

Befürchten Sie aufgrund der finanziellen Sorgen vieler Clubs negative Auswirkungen auf die Bundesliga?
Ich möchte das nicht verallgemeinern. Der dänische Verein AG Kopenhagen, der pleite gegangen ist, war das künstliche Produkt eines Mäzens, der sich profilieren wollte. Klar ist, dass generell in einigen Clubs Spieler überbezahlt werden. Solche Vereine bekommen Probleme. Nicht überall wird so hart und seriös gearbeitet wie in Göppingen.

Also wissen Sie, was Sie an Frisch Auf haben?
Ganz bestimmt. Aber ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit.