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Handball: Geschäftsführer Wolfgang Strobel und Trainer Jens Bürkle ziehen Bilanz. 

Nach dem Abstieg aus der 1. Handball-Bundesliga ist der HBW Balingen-Weilstetten mit großen Ambitionen in die Saison 2017/18 in der 2. Liga gestartet. Die Rückkehr ins Oberhaus war das erklärte Ziel. Doch die Saison verlief nicht nur wegen des Trainerwechsels – im Oktober übernahm Jens Bürkle für Rúnar Sigtryggsson – turbulent. Am Ende sprang für den HBW mit deutlichem Rückstand auf die Aufsteiger Bergischer HC (Meister) und SG BBM Bietigheim Platz fünf heraus. Geschäftsführer Wolfgang Strobel und Trainer Jens Bürkle ziehen Bilanz und wagen einen Blick in die Zukunft.

Herr Strobel, wie lautet denn Ihre Bilanz der Saison 2017/18?

Mit Platz fünf ist das Ergebnis am Ende besser ausgefallen, als viele die Saison insgesamt wahrnehmen. Es war ein sehr schwieriges Jahr für uns. Dieses gedankliche Ankommen, dass wir nun ein Zweitligist sind, wurde insgesamt zu wenig angenommen. Wir haben gelernt, demütig zu sein. Im Dezember war es dann schon hart, sich eingestehen zu müssen, dass es für die Rückkehr in die 1. Liga nicht reichen wird.

Herr Bürkle, am Ende wurde es Platz fünf. Was hat gefehlt, um tatsächlich um den Aufstieg mitzuspielen?

Wir waren nicht gut genug. Für viele Dinge haben wir zu lange gebraucht, um sie stabil zu bekommen. Außerdem sind wir noch etwas zu brav, das hat man gerade noch einmal im letzten Saisonspiel gegen Bietigheim gesehen, das wir mit 26:34 verloren haben. Auch die Körperlichkeit, die paar Kilogramm mehr, haben gefehlt. Wenn wir nicht an die Grenzen gegangen sind, war es schwer, dieses Defizit wettzumachen – auch in der Abwehr waren wir insgesamt nicht robust genug.

Gibt es auch andere Faktoren, die nicht reif für den Aufstieg waren?

Ja, da ist etwa die gemeinsame Zeit unter Stress. Da waren uns andere Mannschaft doch voraus. Wir haben im Dezember mit vier knappen Niederlagen gegen Top-Teams bittere Erfahrungen gemacht, die uns sicher weitergeholfen haben. Außerdem ist es uns nicht gelungen, Konstanz in unsere Auswärts-Leistungen hineinzubringen. Auch da haben wir noch Nachholbedarf.

Herr Bürkle, was soll sich in der kommenden Saison spielerisch ändern?

Es geht zunächst darum, dass wir unsere Abwehr schnell in den Griff bekommen. Wir haben mit Benjamin Meschke, Marcel Niemeyer und Romas Kirveliavicius gute Abwehrspieler verpflichtet. Sie müssen im Innenblock zusammenfinden. Bei unserem Spiel über die Außen hat schon ein Entwicklungsprozess stattgefunden. In dieser Hinsicht sind wir auf dem richtigen Weg. Es fehlt allerdings noch die Lockerheit und das damit verbundene Tempo.

Ist Lockerheit an sich nicht schon ein Thema?

Es ist eine Kunst, diese Außergewöhnlichkeit zu schaffen. Die Frage ist doch: Wie bekommen wir es hin, hinten stabil zu sein und unser Spiel im Angriff locker, und dann auch mit dem richtigen Killer-Instinkt durchzuziehen? Man sollte immer erkennen können, dass Handball ein Spiel ist.

Vor der Saison 2017/18 sprach im Umfeld des HBW jeder von der Rückkehr in die 1. Liga. Wie schätzen Sie die Situation jetzt ein?

Es ist ein Irrglaube, dass es einfach so wieder nach oben geht. Das haben, so meine ich, inzwischen alle verstanden. Alle wissen jetzt, dass es in der 2. Liga circa acht Mannschaften gibt, die unter ähnlichen oder besseren Bedingungen arbeiten. Es werden in der nächsten Saison wohl wieder acht Mannschaften um zwei Aufstiegsplätze spielen. Das wird ein schwerer Weg. Unsere Ziele müssen zunächst einmal sein, dass wir uns auf unsere Tugenden zurückbesinnen, guten Handball spielen, die Leute begeistern und länger oben dabei bleiben.

Nehmen Sie das Wort Aufstieg so schnell wieder in den Mund, Herr Strobel?

Jedem ist nach diesem Jahr nun klar, dass es nicht so einfach ist, sich in dieser Liga durchzusetzen. Wir wollen vorne mitspielen, sind aber nicht mehr so vermessen zu sagen: "Wir wollen aufsteigen." Wir werden nach den Gesprächen mit unseren Sponsoren in den nächsten Wochen sehen, wie weit wir den Etat senken müssen. Die Eintrittspreise waren noch auf Erstliga-Niveau. Die werden wir auf jeden Fall reduzieren. Ein zentraler Punkt wird sein, wieder ein Gefühl zu entwickeln, dass wir es alle gemeinsam hinbekommen können.

Wie zufrieden waren Sie denn mit dem Zuschauerzuspruch?

Mit einem Schnitt von 2080 Zuschauern liegen wir auf Platz vier der Liga. Kalkuliert hatten wir mit 2100. Insgesamt passt das schon. Aber mit der Rückrunde bin ich nicht zufrieden. Ich hatte doch erwartet, dass wir die Halle häufiger voll bekommen. Die Zahl der Zuschauer hängt in der 2. Liga natürlich viel stärker mit der sportlichen Leistung zusammen. Wenn wir früher in Balingen gegen den THW Kiel gespielt haben, hatten wir die Halle auch deshalb voll, weil viele den THW sehen wollten.

Die Fußballer der TSG Balingen sind in die Regionalliga aufgestiegen. Belastet das die Sponsoring-Einnahmen beim HBW?

Das kann ich bisher noch nicht abschätzen. Aber es muss möglich sein, dass in unserer Region beides funktioniert. Es gibt bei beiden Gönner und Förderer, bei manchen überschneidet sich das Engagement. Für Balingen ist es jedenfalls klasse, einen Handball-Zweitligisten und einen Fußball-Regionalligisten zu haben.

Das Hemd ist Ihnen aber doch näher als die Hose?

Klar, wir brauchen die Unterstützung der Region. Die ist zweifelsohne positiv. Sie muss aber weitergeführt werden, damit wir uns weiterentwickeln können und unsere Ziele erreichen. Die 2. Liga ist etwas Besonderes, das man nicht vernachlässigen darf.