Hildegard Kübler aus Beihingen feiert ihren 100. Geburtstag. Foto: Rennig Foto: Schwarzwälder Bote

Jubilarin: Beihingerin feiert heute den 100. Geburtstag / Bei Großmutter und Pflegefamilie aufgewachsen

Haiterbach-Beihingen. Es gibt nur wenige Menschen, die auf ein ganzes Jahrhundert zurück blicken können, und die – trotz aller Schatten im Lebenslauf – so positiv und bis ins hohe Alter aktiv geblieben sind wie Hildegard Kübler, die heute ihren 100. Geburtstag im Kreise ihrer Lieben begehen darf.

1918, noch Monate vor Ende des Ersten Weltkrieges in Hamburg-Altona als Älteste von drei Geschwistern geboren, verlor Hildegard Hafner ihren Vater schon sehr früh – sie war gerade vier Jahre alt. Weil die Mutter nicht nur drei kleine Kinder alleine zu versorgen hatte, sondern auch für den Lebensunterhalt aufkommen musste, suchte – und fand sie – eine Arbeitsstelle in Ludwigsburg.

Doch wie neben der Existenzsicherung auch noch drei kleine Kinder versorgen? Also wurde die kleine Hildegard nach Bösingen in die Obhut ihrer Großmutter gegeben, ging dort in die Schule und musste von Kindesbeinen an auch in der Landwirtschaft der Großeltern mithelfen.

Mit erst acht Jahren kam sie schließlich in eine Pflegefamilie in Beihingen, wo sie ebenso im Haushalt und in der Landwirtschaft mit anpackte.

Dort lernte sie später ihren zukünftigen Mann Karl Kübler kennen, Inhaber eines Sägewerks, den sie 1945 heiratete. Vier Kinder wurden in die Familie hinein geboren, darunter Zwillinge, und Hildegard Kübler arbeitete neben der Versorgung der Familie und der eigenen Nebenerwerbs-Landwirtschaft auch immer wieder im Sägewerk ihres Mannes mit – und bis zu ihrem 73. Lebensjahr.

Urlaub war ein Fremdwort für sie, sie war gerne "schaffig", und Sohn Karl-Heinz erinnert sich, dass die Mutter von Kraut-Einlegen bis zur eigenen Marmelade oder Buttermachen die Familie immer wieder selbst versorgt hat, nie müde wurde in ihren vielen Aufgaben – und selbst vom mehr als seltenen Teilnehmen an einem lokalen Fest einmal nach Hause zurück kehrte, weil die vier Kinder, damals noch recht jung, nach ihr riefen.

Bis weit über ihren 90, Geburtstag hat sie ihr Ofenholz immer noch selber gehackt und sich auch komplett selbst versorgt. 2002 war ihr Ehemann verstorben, ein weiterer Schicksalsschlag war der Tod der ältesten Tochter Elsbeth 2011.

Kurz vor Weihnachten im Jahr 2016 stürzte die damals fast 98-Jährige, war dann mehrere Monate bei Tochter Marlene in Pflege – und schließlich fast unruhig geworden, wieder nach Hause zu kommen und ihren gewohnten Rhythmus aufzunehmen.

Doch wenige Monate später erlitt Hildegard Kübler einen weiteren Oberschenkelhalsbruch – und kam in Kurzzeitpflege im Haus Emmaus in Beihingen. Zunächst ungewohnt, ist das Haus seit Herbst 2017 für die nun 100Jährige allmählich zur zweiten Heimat geworden. Gerne begrüßt sie dort ihre sieben Enkel und elf Urenkel, von denen einige ganz in der Nähe leben.

Die Frage nach möglichen Hobbys erübrigt sich – die Jubilarin guckt erstaunt: "Hobbys? I han nie Hobbys braucht, I han halt g’schafft", meint sie nur.

Gerne würde sie weiter ihre "berühmten" Hefezöpfe backen, aber…

Zu ihrem ganz besonderen Geburtstag versammelt sich die Familie im "Emmaus", wo Urenkel Linus am gleichen Tag seinen 10. Geburtstag begeht.