Ein Bild, das niemand wirklich sehen will: Jugendliche, die Alkohol bis zur akuten Gesundheitsgefahr missbrauchen. Foto: Schwürbitz

2011 kam im Schnitt ein Jugendlicher pro Woche aufgrund von Alkoholmissbrauch ins Krankenhaus.

Kreis Calw - Die Zahl der Fälle, in denen Jugendliche exzessiv Alkohol missbrauchen, ist im Kreis Calw im Jahr 2011 um 6,9 Prozent zurückgegangen. Dennoch verliert das Thema "Komasaufen" nicht an Brisanz.

Die Eltern der Kinder, die sich bis ins Koma trinken, sollen sich in Zukunft mit 100 Euro an dem Krankenhausaufenthalt beteiligen. Das forderte gestern der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn. Das Geld solle die Krankenkassen entlasten und den Eltern der Jugendlichen ihre Verantwortung nahe legen.

Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Krankenhäuser liegen die Kosten für den Einsatz eines Krankenwagens und die Versorgung des betroffenen Jugendlichen in einem Krankenhaus zwischen 800 und 1250 Euro.

Da klingt es zunächst erfreulich, dass die Zahlen im Jahr 2011 einen Rückgang von 6,9 Prozent im Kreis Calw vorweisen. Und trotzdem waren es immer noch 54 Jugendliche, die aufgrund von Alkoholmissbrauch ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Wenn man bedenkt, dass es sich somit um einen Jugendlichen pro Woche allein im Kreis Calw handelt, sieht das anders aus.

Im Jahr 2012 kamen 31 Jugendliche mit akuter Alkoholvergiftung in die Kliniken in Nagold und Calw. "2,8 Promille war der höchste Wert, den wir bei einem Jugendlichen unter 19 Jahren gemessen haben", erklärt der stellvertretende Geschäftsbereichsleiter des Krankenhauses Calw, Ingo Matheus.

Auf ganz Deutschland bezogen, werden jährlich etwa 26 000 Kinder und Jugendliche aufgrund der Folgen des sogenannten Komasaufens eingeliefert. "Es zeichnet sich ab, dass die Zahl der Komasäufer bundesweit auf hohem Niveau bleibt", sagt Rainer Hagenlocher von der DAK-Gesundheit in Calw.

Positive Nachrichten gibt es jedoch von der zu Ende gegangenen Fasnet. "Dieses Jahr gab es eine absolut positive Bilanz über die Fasnetszeit. Es gab keine Gewalt während Umzügen und auch der Hallenfasnet. Selbst bei Straßenkontrollen hatten Erwachsene sowie Jugendliche so gut wie immer 0,0 Promille", erzählt Sabine Doll von der Pressestelle der Polizeidirektion Calw.

Auch in Zukunft wird mit Kampagnen wie "bunt statt blau" versucht, den Jugendlichen auf kreative Weise das Komasaufen abzugewöhnen. Der vorgeschlagene Beitrag zur Kostendeckung von 100 Euro wird nach einer Straßenumfrage des Schwarzwälder Boten vom gestrigen Mittwoch (siehe nebenstehenden Beitrag) hingegen recht unterschiedlich gesehen.

Um gegen das Komasaufen bei Minderjährigen anzukommen, setzt die Krankenkasse DAK-Gesundheit die Kampagne "bunt statt blau" auch im Kreis Calw fort. Diese Kampagne soll dazu beitragen, dass Jugendliche Farbe gegen Alkoholmissbrauch bekennen. Es werde versucht, das Thema nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf kreative Art zu vermitteln, sagt der Bad Wildbader Bürgermeister Klaus Mack. Der Einsendeschluss der Plakate ist am 31. März, und es sind Geld– und Sachpreise zu gewinnen. Mehr Informationen gibt es unter www.dakbuntstattblau.de.