Der erste Abschnitt der Waldachrenaturierung ist bereits fertiggestellt. Hier fließt der Bach in einem natürlichen Flussbett. Foto: Schwarzwälder Bote

Staatssekretär Andre Baumann übergibt den Förderbescheid zum zweiten Bauabschnitt der Waldachrenaturierung

Mit rund 1,3 Millionen Euro unterstützt das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes die Renaturierung der Waldach in Beihingen. Den Förderbescheid hat nun Staatssekretär Andre Bauman in einer kleinen Feierstunde an Haiterbachs Bürgermeister Andreas Hölzlberger übergeben.

Haiterbach-Beihingen. Blickt man von der einen Seite der Brücke in der Ortsmitte in die Waldach, sieht man ein Gewässer, eingepfercht in Beton mit einem gepflasterten Untergrund für einen nahezu geraden Fluss. Was hier noch unschön aussieht, soll schon bald dem Anblick auf der anderen Seite der Brücke gleichen: Dort schlängelt sich das Bächlein durch Kies und natürliche Felsen mit einem direkten Zugang zum Wasser. Nur noch die großzügige Begrünung am Ufer fehlt.

Der Förderbescheid vom Land Baden-Württemberg für die rund 1,5 Millionen Euro teure Renaturierung des zweiten Abschnitts der Waldach von der Ortsmitte bis zum Seniorenzentrum Emmaus ist nun eingetütet. Der Bescheid wurde nun im Beisein von Gemeinde- und Ortschaftsräten und Anwohnern am Heimatmuseum am Fuße der Waldach – direkt am Geschehen der Bachrenaturierung – von Staatssekretär Andre Baumann an Bürgermeister Andreas Hölzlberger übergeben.

Ohne diese Förderung wäre eine solche Maßnahme nicht realisierbar, betonte Hölzlberger. Der erste Bauabschnitt, dessen Ergebnis man nun bewundern kann, schlug mit insgesamt einer Million Euro zu Buche, 85 Prozent der Kosten wurden auch hier vom Land gefördert. Während dieser Förderbescheid damals per Post ins Haiterbacher Rathaus kam, überbrachte nun der Staatssekretär als Vertreter von Umweltminister Franz Untersteller das Dokument persönlich. "Das ist etwas sehr Besonderes", stellt der Bürgermeister fest.

Baumann hob die Bedeutung der Maßnahme für das Gewässerökosystem hervor: "Der Waldach wird mit der Umgestaltung ein Stück Ursprünglichkeit zurückgegeben", sagt Baumann als Experte in der Gewässerökologie. "Es gibt nur Gewinner, wenn man ein Gewässer renaturiert: Der Mensch, die Tiere und die Natur". Jahrelang habe man versucht durch bauliche Veränderungen Flüsse und Gewässer zu kontrollieren. Ein Schritt zurück zur Ursprünglichkeit bewirkt, dass sich mehr Tier- und Pflanzenarten an einem Gewässer heimisch fühlen, und zeitgleich wird der Freizeitwert an der Waldach gesteigert: Der direkte Bachzugang ermöglicht beispielsweise Kindern im Gewässer zu spielen und so die hiesige Flora und Fauna mit allen Sinnen zu erkunden.

Bau einer neuen Brücke über den Bach

Der zweite Bauabschnitt der Renaturierung geht nun in die Detailplanung. Hölzlberger geht davon aus, dass Baubeginn Ende diesen Jahres, spätestens im Frühjahr 2019 ist. Die Maßnahme beinhaltet zudem den Bau einer neuen Brücke in der Ortsmitte über den Bach. In beiden Bauabschnitten werden insgesamt 1,2 Kilometer der Waldach renaturiert. Die Strecke umfasst den gesamten innerörtlichen Bereich. Beide Bauabschnitte zusammen kosten zusammen 2,5 Millionen Euro. Obwohl 85 Prozent der förderfähigen Kosten vom Land übernommen werden, bringt die Stadt zwischen 400 000 und 500 000 Euro an Eigenleistungen auf, schätzt Hölzlberger.

Die Waldachrenaturierung ist nur ein Baustein der Innenentwicklung Beihingens. Am Fuße der Waldach entsteht derzeit auf dem ehemaligen Areal eines Speditionsbetriebs ein neues innerörtliches Wohngebiet mit 20 Bauplätzen. Die Gemeinde hat auf diesem Weg viele Hürden gemeistert: Die Kaufverhandlungen mit dem Eigentümer wurden geführt, mit dem Land bezüglich der Zuschüsse verhandelt, Bürgerbeteiligungsprozesse wurden angestoßen sowie in einer Ideenwerkstatt viele Anregungen gesammelt. Nun kann das Vorhaben endlich realisiert werden, so Hölzlberger freudig.

Dennoch ist die gesamte Innenentwicklung eine teure Sache: Mit Grunderwerb und ohne die Waldachrenaturierung kommen Kosten von mehr als 1,7 Millionen Euro bei knapp 10 000 Quadratmeter Fläche auf die Gemeinde zu. Mit den Verkaufserlösen der 20 Bauplätze sei das kaum zu stemmen. Doch die ELR-Zuschüsse und der Eigenanteil werden es Wert sein, verspricht Hölzlberger: "Anstelle von Gewerbebrache werden hier attraktive Bauplätze in bester Lage entstehen und die Ortsmitte enorm aufgewertet."

Dass eine attraktive Ortsmitte und eine Aufwertung der Waldach untrennbar zusammengehören, wurde bei der Bürgerbeteiligung deutlich. Die Renaturierung sei nicht nur aus ökologischen Aspekten sinnvoll, sondern auch ein gestalterischer Bestandteil, um ein attraktives Baugebiet zu realisieren.