Am Tag danach: Etwa in diesem Bereich, nur wenige hundert Meter von der Trillfinger Mehrzweckhalle haben sich junge Besucher eines Showtanzes und Skinheads eine Prügelei geliefert. Ein inzwischen verhafteter Skin fuhr außerdem mit seinem Kleinwagen in eine Menschenmenge. Foto: Kost

Auto-Attacke und Schlägerei zwischen jungen Leuten und Skinheads stürzt ein Dorf in Aufruhr.

Haigerloch-Trillfingen - Schockzustand statt Fasnetslaune: Zwei Tage nach einer Massenschlägerei zwischen 20 bis 30 jungen Festbesuchern und einer Gruppe Skinheads in Trillfingen (Zollernalbkreis) wird weiter nach Erklärungen gesucht. Die Polizei hat derweil einen der Skins wegen versuchten Totschlags in Haft genommen.

Mit flotten Tänzen in der örtlichen Mehrzweckhalle hatte der Abend begonnen. Enden tat er mit einer wüsten Prügelei in den Dämmerstunden zum Sonntag auf der Hauptzufahrtsstraße zu dem 1400-Einwohner-Dorf.

Dort müssen sich gegen 3.30 Uhr heftige Szenen abgespielt haben, erst recht, als sich ein 22-jähriger Skinhead ans Steuer seines Autos setzte und auf eine Menschenmenge zufuhr, neben sich auf dem Beifahrersitz die 20-jährige Freundin. Nach Darstellungen der Polizei und laut Zeugenaussagen soll er zunächst ein bis zwei Meter vor den Personen angehalten haben und dann wieder angefahren sein. Dabei erfasste er drei Leute und schleuderte sie zu Boden. Danach verschwand er mit seinem Auto, kehrte dann aber zu Fuß zum Ort des Geschehens zurück.

Spätestens in diesem Moment scheint das Fass vollends übergelaufen zu sein. »Der Schock nach der Sache mit dem Auto hat sich in blanke Wut verwandelt«, schildert ein Augenzeuge gegenüber unserer Zeitung den Moment, als die Menschen begannen, aufeinander einzudreschen.

Die Bilanz der Prügelei: Fünf verletzte Festbesucher im Alter von 21 bis 24 Jahren. Zwei leicht Verletzte in den Reihen der Skins. Die drei vom Auto erfassten Personen erlitten übrigens Prellungen, Risswunden und Quetschungen. Alle mussten ins Krankenhaus, sind aber inzwischen wieder zu Hause.

Wie aber ist der Vorfall zu bewerten? War es lediglich eine aus dem Ruder gelaufene aber immer wieder vorgekommene Fasnachtsschlägerei? Steckt gezielte rechtsradikale Provokationen dahinter? Schwierige Fragen, auf die selbst die Polizei noch Antworten sucht. »Nach derzeitigen Stand der Ermittlungen ist es unklar, weshalb es zu den Auseinandersetzungen gekommen ist», lässt die Polizeidirektion Balingen verlauten, zumal, so die Kripo weiter, die Beteiligten an der Auseinandersetzung »zum Teil erheblich alkoholisiert waren«. Auf jeden Fall war die Polizei noch lange nach der Schlägerei am Tatort, um Beteiligte zu vernehmen.

Beim Showtanz selbst sind die Skinheads nach Angaben des Trillfinger Narrenvereins in keiner Weise aufgefallen. Er hatte sich an die Auflagen für solche Veranstaltungen gehalten und auch einen Security-dienst engagiert. Als der Showtanz dann aber zu Ende war, sollen die Skins nach Darstellungen gegenüber unserer Zeitung einen jungen, dunkelhäutigen Besucher des Showtanzes provoziert haben.

Auch der Trillfinger Ortsvorsteher Hermann Heim äußerte sich gegenüber unserer Zeitung betroffen. Das einzige was man in Zukunft vielleicht tun könne, um so etwas zu verhindern, sei noch genauer hinzusehen und zu prüfen, ob man Gästen, die man als kritisch einstufe, überhaupt Zugang zu solchen Veranstaltungen gewähren.

Den noch am Sonntag von der Polizei festgenommene 22-Jährige der mit dem Auto auf die Gruppe losfuhr, wurde gestern dem Haftrichter beim Amtsgericht Hechingen vorgeführt. Dieser erließ Haftbefehl wegen versuchten Totschlags. Die weiteren Tatverdächtigen wurden gestern wieder auf freien Fuß gesetzt. Zu der Skinhead-Gruppe zählen fünf Männer im Alter von 17 und 34 Jahren und zwei Frauen im Alter von 20 und 26 Jahren. Vier von ihnen wohnen nach Angaben der Polizei im Zollernalbkreis. Der 22-Jährige in Haft genommene Mann soll außerdem wegen einschlägiger Vorstrafen polizeibekannt sein.

Bundesweit hatte der Fall ein riesiges Medien-Echo ausgelöst. Alle großen Tageszeitungen haben über die Prügelei berichtet. Erst wenige Tage vor diesem Zwischenfall waren rechtsradikale Parolen (»Ausländer raus«) und Hakenkreuze an einer Wand des Missionshauses der Weißen Väter in Haigerloch geschmiert worden.