Die umstrittene weil teuere Breitwellenrutsche aus Edelstahl soll jetzt doch bei der Sanierung des Haigerlocher Freibades berücksichtigt werden. Die Mehrheit im Gemeinderat sieht in der Installation einer solchen Rutsche einen deutlichen Attraktivitätsgewinn. Archivfoto: Baublies Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Haigerlocher Gemeinderat legt Sanierungsumfang für Freibad auf 3,56 Millionen fest

Im Februar hatte der Haigerlocher Gemeinderat noch über die hohen Kosten gemurrt, als es um darum ging, das Freibad nicht nur zu sanieren, sondern auch attraktiver zu gestalten. Jetzt stimmte er dafür, Planungen im Umfang von 3,56 Millionen Euro in Auftrag zu geben.

Haigerloch. Zur Erinnerung: Das mit der Freibadsanierung beauftragte Büro L+P aus Haar bei München hatte in der Februarsitzung des Gemeinderates mit tollen Bildern und Visualisierungen aufgezeigt, was man aus dem Haigerlocher Freibad alles machen könnte. Eine durchaus gelungene Vorstellung.

Der Haken an der Sache: bei der Umsetzung der wichtigsten Ideen des bayerischen Planungs- und Ingenieurbüros steigen die Sanierungskosten auf rund 3,56 Millionen Euro. Ein wesentlicher Bestandteil der L+P-Planungen sind der Bau einer Breitwellenrutsche aus Edelstahl, die allein schon 200000 Euro kostet. Dazu kommt als weiterer großer aber fast nicht zu umgehender Kostenfaktor die Sanierung des Flachdaches auf dem Betriebs- und Umkleidegebäude (160000 Euro).

Fairerweise muss aber auch erwähnt werden, dass man selbst bei der sparsamsten Sanierungsvariante (Austausch der beiden großen Becken plus Technik) ein ganzes Stück weg ist von den ursprünglich angedachten Kosten von 2,55 Millionen. Nach dem heutigen Stand würde schon die "Spar-Sanierung" rund 3,07 Millionen Euro kosten.

Wenn das schon so ist, soll man da nicht gleich die Flucht nach vorne ergreifen, richtig Geld in die Hand nehmen und aus dem Freibad eine tolle Freizeiteinrichtung machen? Das war die Frage, mit der sich der Gemeinderat am vergangenen Dienstag herumplagen musste. Bürgermeister Heinrich Götz jedenfalls favorisierte die große Lösung. Wenn man das Freibad schon saniere, dann solle man es nicht auf dem Stand wie vor 40 Jahren lassen, meinte er.

Aber so wie schon im Februar, gab es dazu auch diesmal geteilte Meinungen. Am deutlichsten traten sie bei besagter Breitwellenrutsche zu Tage. Michael A.C. Ashcroft (CDU) plädierte für die Rutsche, während sein Fraktionskollege Walter Stocker sich klar dagegen aussprach. "Stocker: "Die Wellenrutsche ist keine Sanierung, sondern eine Erweiterung des Freibades, deshalb werde ich dagegen stimmen."

In den Reihen der Freien Wählern waren die Meinungen zur Freibad-Sanierung ebenfalls unterschiedlich.

Außer Pro und Contra gab es aber auch ein paar Anregungen. Karl-Heinz Schneider, Sprecher der CDU, regte an, aus den Reihen des Gemeinderates einen Bauausschuss zu gründen, der das Projekt begleitet und mit den Architekten möglicherweise noch die eine oder andere Einsparung findet. D

Manuel Schmoll (SÖL) brachte die Gründung eines Fördervereins sowie die Suche nach Sponsoren ins Spiel, um die finanzielle Last der Stadt zu mildern. Doch von Sponsorensuche hielt Bürgermeister Heinrich Götz recht wenig. Für ihn kam das einem Betteln bei Firmen gleich, weil die Stadt nicht in der Lage sei, ihre Aufgaben zu meistern.

Schließlich wurde Punkt für Punkt über den Umfang der Sanierungsarbeiten abgestimmt. Und dabei setzten sich fünf von sechs Zusatzoptionen durch, darunter die Breitwellenrutsche. Lediglich auf einen Unterstand für den Schwimmmeister direkt an den Becken (Kostenpunkt 17 500 Euro) wurde verzichtet. Auf dieser Basis können die Architekten nun die Ausschreibung der Maßnahmen vorbereiten.

Eine Hintertür ließen sich Stadtverwaltung und Gemeinderat offen: Weil’s zeitlich ein bisschen eng wird, ist es denkbar, dass man erst in Ruhe plant und die eigentliche Freibadsanierung um ein weiteres Jahr, also auf Sommer 2020, verschiebt. Ob dringender Handlungsbedarf besteht oder man noch etwas Luft hat, hängt auch davon ab, wie die Anlage diesen Winter überstanden hat.