Das Missionshaus der Weißen Väter in Haigerloch wechselt den Besitzer. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Missionshaus der Weißen Väter wechselt jetzt den Besitzer / Gebäude über ein Jahr auf dem Markt

Es ist eine spannende Geschichte zum Jahresende: Das Missionshaus der Weißen Väter an der Annahalde ist verkauft. Chinesen, die als Christen getauft wurden, ziehen dort ein.

Haigerloch. Das tun sie relativ fix, schon am Donnerstag war eine erste kleine Putzkolonne in Haigerloch und wurde von Pater Superior Albert Schrenk freundlich begrüßt. Noch vor Weihnachten, so schätzt Schrenk, dürfte das Haus wieder bewohnt sein. Es war nicht der erste Besuch der Leute aus Fernost an der Annahalde, von denen die meisten erst seit zwei oder drei Jahren in Deutschland leben. Mehrmals haben sie sich in den vergangenen Monaten das Objekt ihrer Wahl angesehen.

Die Zahl der Christen in China wächst laut Medienberichten zwar stetig, aber diese Glaubensgruppe wird in der Ausübung ihrer Religion häufig benachteiligt und erleben Repressalien bis hin zu Folter. Also nutzten chinesische Christen die Gelegenheit, im Rahmen einer Tourismus-Offensive aus China mit einem Touristenvisum auszureisen und in Deutschland Asyl zu beantragen. Allein im Südwesten der Bundesrepublik leben inoffiziellen Quellen zufolge etwa 400 christliche Flüchtlinge aus China.

Ein paar davon haben sich in Ettlingen bei Karlsruhe zu einer kleinen freichristlichen Gemeinschaft zusammengefunden. Begleitet werden sie seit etwa anderthalb Jahren vom früheren evangelischen Militärpfarrer der Garnison Engstingen, Friedrich Walz. Der Kontakt kam über in Engstingen lebende Chinesinnen zu Stande.

Er unterstützt die Exil-Chinesen in vielen schwierigen Fragen des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland – unter anderem auch bei der Suche nach einer passenden Heimstätte, als die kleine Gruppe im August ihr Gebäude im Ettlinger Industriegebiet aufgeben musste. Dort feierte sie ihre Gottesdienste.

Daraufhin haben sich seine "Schützlinge" im Internet umgeschaut und sind vor etwa drei Monaten auf das Missionshaus in Haigerloch gestoßen, das seit Oktober 2017 auf Immobilienportalen steht. In das ursprünglich mit 1,7 Millionen Euro angebotene, knapp 28 000 Quadratmeter große Anwesen mit seinem stadtbildprägenden aber nicht denkmalgeschützte Hauptgebäude hätten sich die chinesischen Christen laut Walz "von Anfang an verliebt". Jedoch hatten sie laut ihm zunächst wenig Hoffnung, dass sie zum Zuge kommen würden.

"Ihre Gebete sind aber wohl erhört worden", so der Pfarrer. Den letztlich mit den Weißen Vätern ausgehandelten Kaufpreis finanzierte die Gruppe offenbar mit Hilfe der christlichen Kirche in Südkorea.

Nachdem auch die Stadt Haigerloch (sie hat bei solchen Objekten Vorkaufsrecht) und das Landratsamt nichts gegen den Deal einzuwenden hatten, wurde die vertragsrechtlichen Dinge für den Gebäudekauf über den "Verein der christlichen Gemeinde Kanaan" abgewickelt.

Er ist jedoch nicht mit dem im Falkenstein im Vogtland beheimaten Verein "Kanaan e.V." zu verwechseln. Dieser wurde irrtümlich in anderen Medien als Organisation hinter dem Gebäudekauf genannt. "Unsere Arbeit liegt in der Suchthilfe und Suchtberatung, mit Christen aus China haben wir nichts zu tun", betont der Kanaan-Vorstandsvorsitzende Mario Meyer gegenüber unserer Zeitung.

Auch Albert Schrenk, Pater Superior der Weißen Väter, ist zufrieden, dass man Ja zu den Christen aus China gesagt hat und ihnen in Haigerloch eine neue Heimat geben konnte. Seit das Missionshaus auf dem Markt ist, hat er es nach eigenen Angaben etwa 40 bis 50 potenziellen Investoren gezeigt. Schrenk hält es für möglich, dass sich im Missionshaus eine Art Begegnungsstätte für die in Baden-Württemberg verstreuten christlichen Chinesen bildet.

Allerdings ist damit zu rechnen, dass möglicherweise 80 Prozent der Asylanträge dieser Menschen abgelehnt werden, so schätzt es Pfarrer Friedrich Walz nüchtern ein.