Ein Bild aus Zeiten, als das noch möglich war: Joachim Burger beim Leidringer Pfingstmarkt. Seit zwei Monaten ist für den Marktmann aus Gruol Sendepause. Aber er hofft, dass es ab Sommer irgendwie weitergeht. Foto: Armbruster

Für Joachim Burger aus Gruol ist seit zwei Monaten Sendepause. 40.000 Herrenwäscheteile liegen im Lager.

Haigerloch-Gruol - Vor allem Selbstständige trifft die Corona-Krise extrem hart, und sie sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. Einer, der diese Erfahrung gerade selbst macht, ist Joachim Burger aus Gruol. Als Marktstandbetreiber verdient er sein Geld mit dem Verkauf von Unterwäsche.

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Doch sein Geschäft ruht, nachdem zwar Wochenmärkte mit Lebensmitteln weiter stattfinden durften, aber so genannte Krämermärkte landauf, landab abgesagt wurden. Das trifft Joachim Burger hart: "Seit fast zwei Monaten bin ich ohne Einnahmen, mein Lager ist voll mit einem Sortiment von etwa 40.000 Teilen Herrenunterwäsche von Herstellern aus der Region."

Die Situation ist für ihn doppelt bitter, denn mit wenigen Ausnahmen sind Januar und Februar für Marktleute ohnehin ruhige Monate und die Saison geht erst so richtig los, wenn es wieder wärmer wird. Also ab März. Doch genau hier schlug die Corona-Pandemie zu, und die von der Bundes- und Landesregierung getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung einer Ausbreitung von Sars-CoV2 verdammten Burger zur Untätigkeit.

180 Märkte kommen übers Jahr zusammen

Normalerweise ist der Gruoler um diese Zeit mit seinem Stand auf Märkten fast im ganzen Ländle bis hinunter zur bayerischen Grenze unterwegs, 180 Märkte kommen so übers Jahr zusammen. Jetzt sitzt er zu Hause. So ganz mag Joachim Burger die Gleichsetzung von Krämermärkten mit Großveranstaltungen nicht nachvollziehen. Vor allem auf den kleineren Märkten würden sich höchstens 200 bis 400 Leute pro Tag bewegen.

Der Abstand zur Kundschaft sei durch die Verkaufstische eh gegeben und zu den einzelnen Marktständen müsse schon jetzt wegen der Zufahrtsmöglichkeiten für die Feuerwehr ein Abstand von 3,50 Metern eingehalten werden. Zudem ist aus seiner Sicht das Einkaufen unter freiem Himmel allemal besser als wenn sich Kunden in Discountern konzentrieren.

Soforthilfe kam schnell und unbürokratisch

In dieser schwierigen Situation hat auch Joachim Burger das getan, was viele Kleinbetriebe und Selbstständige getan haben. Er hat die Soforthilfe des Landes beantragt. Das sei schnell und unbürokratisch gegangen und habe ihm gut getan, erzählt er. Für diese Möglichkeit ist er vor allem der aus Balingen stammenden baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) dankbar.

Joachim Burger hofft, dass die Hilfe des Landes über die Frist von drei Monaten hinaus noch einmal gewährt wird, sollten ab Sommer die Märkte immer noch nicht geöffnet sein dürfen. Er baut auch darauf, dass der Landesverband der Schausteller und Marktkaufleute (LSM) mit den Sorgen und Nöten seiner Mitglieder auf politischer Ebene Gehör findet.

Nachdenken über kreative Lösungen

Auf kurze Sicht denkt der Gruoler Marktbeschicker aber auch über kreative Lösungen nach. So will er zum Beispiel versuchen, sein Sortiment übers Internet zu verkaufen. Seine Töchter arbeiten gerade am Aufbau einer Homepage. Seine zweite Idee ist, im Sommer einen guten Platz auf privatem Gelände zu finden, wo er seinen Marktstand aufbauen und Wäsche zum Kauf anbieten kann, die Voraussetzungen dafür – eine Gewerbe- und Reisegewerbekarte – hat er natürlich.

"Ich werde die Krise überleben", gibt sich der 58-Jährige im Moment kämpferisch. Dennoch grübelt er darüber, wie das Kaufverhalten der Leute nach Corona-Zeiten sein wird. Burger: "Es wird einige Zeit brauchen, bis das wieder so ist wie vorher."