Zweiter Versuch: Die Bad Imnauer bereiten einen weiteren Maibaum vor. Der erste wurde am Dienstagabend aus einem Auto heraus mit einer Motorsäge abgesägt. Foto: Haid

Fall in Bad Imnau beschäftigt Polizei. Junge Männer sägen Baum aus Auto heraus mit Motorsäge ab.

Haigerloch Bad Imnau/Trillfingen - Wo das Maibaumstellen landauf landab als schöner Brauch gepflegt wird, ist die Missetat des Maibaumabsägen nicht weit. Am Dienstag kam es in Bad Imnau zu einer außergewöhnlichen Auseinandersetzung, die nun auch die Polizei beschäftigt.

Ein Rekonstruktionsversuch des Vorgangs: Gegen 18 Uhr, kurz bevor in Bad Imnau das Maibaumstellen durch den Förderverein des Imnauer Jugendhauses beginnen sollte, tauchte nach übereinstimmenden Berichten von Augenzeugen und der Polizei Hechingen auf dem Dorfplatz ein Kleinwagen auf. In diesem saßen offenbar mehrere junge Männer.

Die Fahrzeugbesatzung wagte ein dreistes Bubenstück: Aus dem offenen Seitenfenster heraus sägte einer der Insassen mit einer Motorsäge den Gipfel des geschmückten Maibaums auf eine Länge von etwa drei Metern ab. Nach vollzogener Tat fuhr das Auto darauf in Richtung Wachendorf los. Den Fahrzeuginsassen gelang die Tat, obwohl sich zu diesem Zeitpunkt Leute auf dem Dorfplatz befanden, nur standen diese nicht direkt beim Maibaum, sondern auf der anderen Straßenseite.

Weil die Imnauer glaubten – so wird gegenüber unserer Zeitung berichtet – unter den Fahrzeuginsassen Jungs aus dem Nachbarort Trillfingen erkannt zu haben, machten sich einige junge Leute aus Bad Imnau mit zwei Autos auf die Spur des flüchtigen Fahrzeugs. Sie fuhren dabei zunächst nach Trillfingen. Auf dem Rückweg in den Kurort machten die Jugendlichen einen Abstecher nach Wachendorf, und in etwa beim Kremensee kam ihnen das andere Auto mit den Maibaum-Tätern dann entgegen.

Was nun passierte, dazu gibt es unterschiedliche Angaben. Während im Polizeibericht – vermutlich aufgrund von Zeugenaussagen – steht, dass die zwei Autos der Imnauer auf der engen Kreisstraße plötzlich nebeneinander her fuhren und das andere Auto nur noch nach links ausweichen konnte, um eine Kollision zu vermeiden, wird diese Form der "Selbstjustiz" von Imnauer Seite jedoch bestritten. Das Auto sei "unbedrängt" im Acker gelandet.

Was auch immer die Ursache für den Ausritt in den Graben gewesen sein mag, verletzt wurde dabei zum Glück niemand. Die genauen Hergänge werden jetzt vermutlich Polizei und Staatsanwaltschaft zu klären haben – anhängig sind offenbar Anzeigen wegen Sachbeschädigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, obwohl Alexander Grill, Vorsitzender des Fördervereins Bad Imnau, nach eigenen Angaben von einer Anzeige absah. Auch Führerscheine zog die Polizei noch an Ort und Stelle ein.

Das Imnauer Maibaumstellen konnte übrigens mit zweistündiger Verspätung doch noch stattfinden. Ortsvorsteher Walter Deutschle genehmigte kurzerhand das Fällen eines Ersatzbaumes im Wald. Nachdem der Stamm geschält und der Baum geschmückt war, konnte er kurz vor Einbruch der Dunkelheit dann in die Höhe gehievt werden.