Schafe stehen auf einer Weide. In Gruol wurden Tiere getötet – die Ursache zu finden ist schwer. Foto: Symbolfoto: Gollnow

Spurenlage in Gruol ist "einfach zu schlecht". Jetzt werden gefundene Tierhaare analysiert.

Haigerloch-Gruol - Weiter ungeklärt ist der Tod von drei Schafen auf einer Weide bei Gruol. Doch der vom Herdenbesitzer geäußerte Verdacht, dass es ein Wolf gewesen sein könnte, lässt sich momentan nicht erhärten.

Der Hobbyschäfer hatte, wie am Samstag im Schwarzwälder Boten vermeldet, auf seinen Wiesen im Hausertal am vorvergangenen Freitag drei tote Schafe entdeckt. Zudem ist ihm zufolge ein viertes Tier ganz verschwunden.

Doch er ließ die Schafe erst einmal liegen, bevor er sich am Montag vergangener Woche an die Behörden wandte. Und genau das macht die Spurensuche so problematisch. Andere Aasfresser – in diesem Fall höchstwahrscheinlich Füchse – hatten den Tierleichen schon stark zugesetzt, als der Wildtierbeauftragte der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), Jürgen Veser, vor Ort eintraf und sich die Sache ansah.

"Die Tiere waren einfach in einem zu schlechten Zustand, als das man etwas Genaueres hätte sagen können", erklärt der Förster aus Stetten unter Holstein im Gespräch mit unserer Zeitung. Wären die Tierleichen frischer gewesen, hätte man die drei toten Schafe ihm zufolge zur Untersuchung ins tierhygienische Institut nach Freiburg statt zur Beseitigung gebracht.

Fotos von den Kadavern hat Veser indes gemacht und auch Gewebeproben entnommen. Doch nach der ersten Betrachtung der Bilder wurde in der FVA auf eine weitere Untersuchung der Gewebeproben verzichtet.

Der Grund dafür: Aufgrund des Zustands der Tiere stufte man die Möglichkeit, dass dabei etwas herauskommt, als gering ein. Genetische Spuren aus Speichelresten, die ein Angreifer an den Schafen hinterlassen hat, sind nach zwei Tagen nicht mehr nachweisbar. In dieser Zeit haben aber andere Aasfresser – zum Beispiel Füchse – an den Kadavern bereits ihre Spuren hinterlassen.

Der vom Schafhalter an einem Schaf festgestellte vermeintliche Kehlbiss ist aus Sicht Vesers ebenfalls nicht "eindeutig definierbar". An den anderen beiden Kadavern waren Kehlbisse nicht mehr feststellbar.

Auch die Art und Weise, wie die Schafe auseinandergenommen wurden, ergaben für ihn keinen direkten Verdacht auf einen Wolf. "Ein Wolf frisst die Keule weg", erklärt Veser. Er berichtet hingegen aus seinem Erfahrungsschatz von anderen Beobachtungen, dass sich in einer Nacht bis zu zwölf Füchse an einem toten Schaf zu schaffen gemacht hätten. Veser: "Die können das in einer Nacht fressen."

Freilich: Völlig zu den Aktien gelegt wird der Fall nicht, denn es gibt ja auch noch Tierhaare, die der Hobbyschäfer an einem Zaun gefunden hat. Diese Haare hat Jürgen Veser auf Weisung des Innenminsteriums ans renommierte Senckenberg-Institut in Brandenburg weitergeleitet. Er geht davon aus, dass innerhalb von vier Wochen ein Ergebnis vorliegt, das er dem Schafhalter mitteilen kann. Veser: "Wir wollen den Leuten ja helfen."

Der Schafhalter hat inzwischen auch Kot auf seinem Grundstück gefunden, der offenbar nicht von Schafen stammt und will davon eine Probe sicherstellen. Was ihn weiterhin wundert ist, dass die drei Kadaver nicht auf behördliche Anweisung tierärztlich untersucht worden sind, sondern gleich die Anweisung zur Entsorgung kam.

Es bleibt also weiter offen, wie die Schafe zu Tode gekommen sein könnten. Dass aber Wölfe in der hiesigen Region auftauchen können, bezweifelt der Wildtierexperte Veser nicht. Erst am 17. Februar war ein Wolf bei Beuron im Donautal in eine Fotofalle geraten, und drei Tage später filmte ein Autofahrer bei Ostrach einen mit dem Handy.

Dass es sich dabei eindeutig um einen Wolf gehandelt hat, wurde vom Umweltministerium bestätigt. Es scheint sich dabei um ein und denselben Wolfsrüden gehandelt zu haben.