Beim Familientag des Gesprächskreises Ehemalige Synagoge konnte man auf dem jüdischen Friedhof im Haag so manche spannende Entdeckung machen. Foto: Fechter Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Familientag des Gesprächskreises Ehemalige Synagoge

Haigerloch. "Ich hab was entdeckt!", ruft der Junge aufgeregt und deutet auf einen der Grabsteine auf dem jüdische Friedhof in Haigerloch. Die Kinder suchen dort unter der Anleitung von Viola Faiß, pädagogische Mitarbeiterin des Gesprächskreises Ehemalige Synagoge Haigerloch, nach Symbolen. Beim Familiennachmittag des Gesprächskreises steht auch eine Erkundung des jüdischen Friedhofs auf dem Programm.

Es ist ein verwunschener Ort mit Grabsteinen, die meist "sehr, sehr alt sind", wie Viola Faiß auf kindgerechte Weise erzählt, um bei den jungen Zuhörern Interesse zu wecken. Mehr als 600 Grabsteine stehen oder liegen noch auf dem abschüssigen Gelände am Fuß des Haags, des ehemaligen jüdischen Wohnviertels in Haigerloch. Schaut man die Steine genauer an, entdeckt man darauf neben Namen und Jahreszahlen auch viele Verzierungen und Symbole. So findet eines der Kinder auf einem Stein einen Stern, auf einem anderen eine Blume: Das ist das Symbol für Schönheit und Vergänglichkeit, erklärt Faiß.

Besonders beeindruckt sind die Kinder von einem Auge, das symbolisiert, das Gott alles sehen kann. Ein abgeknickter Grabstein ragt hervor, er zeigt, dass ein junger Mensch gestorben ist. Eine Mohnblume ist das Zeichen für ewigen Schlaf, und eine Schleife ist eine besonders liebevolle Verzierung auf dem Gab eines Mädchens. Die Kinder erfahren, dass es auf dem jüdischen Friedhof in Haigerloch einen extra Bereich für Jugendliche und einen gesonderten Bereich für Frauen gibt. Dort wird allerdings auch mal ein andersgläubiger Mann, zum Beispiel ein Kriegsgefangener beerdigt. Auch auf die an der Führung teilnehmenden Erwachsenen machen die Geschichten, die die Grabsteine erzählen, Eindruck. Die Steine werden der Verwitterung und der Natur überlassen. Jeder könnte wohl eine Geschichte erzählen.

In der Synagoge selbst gab es noch eine Führung für Erwachsene. Da keine ganz kleinen Kinder da waren, verzichtete Viola Faiß auf die geplante Kamishibai-Erzählgeschichte von den drei Schmetterlingen. Der Gesprächskreis bewirtete auf dem Platz vor der Synagoge mit Kaffee und Kuchen.