Im Gruoler Kindergarten übersteigt der Bedarf das Angebot an Betreuungsplätzen.Foto: Bäurle Foto: Schwarzwälder Bote

Ortschaftsrat: Schon jetzt übersteigt der Bedarf an Betreuungsplätzen das Angebot im Gruoler Kindergarten

Weil sich Eltern sorgen, dass die Plätze im Gruoler Kindergarten rar werden und keine neuen Kinder mehr aufgenommen werden können, entwickelte sich in der Ortschaftsratssitzung eine Diskussion darüber, wie man dieses Problem angehen könnte.

Haigerloch-Gruol. Mehrere Mütter und ein Vater waren deshalb am Freitagabend in den Löwensaal gekommen und sprachen in der Bürgerfragestunde das Thema an.

Ihre Sorgen sind nicht ganz unberechtigt, denn nach dem aktuellen Kindergartenbedarfsplan der Stadt bietet der katholische Kindergarten St. Clemens in Gruol 50 Betreuungsplätze für drei- bis sechsjährige Kinder (Verlängerte Öffnungszeit, Regelbetreuung). Doch schon jetzt gibt es laut den aktuellen Zahlen mehr Bedarf als Plätze (57 Kinder, Auslastungsquote 114 Prozent). Diese wird im Kindergartenjahr 2021/2022 voraussichtlich auf 59 Kinder (Auslastungsquote 118 Prozent) steigen.

Diese Überbelegung, so argumentierte eine Mutter, stelle ein großes Problem dar. Wenn im neuen Baugebiet "Auf Hirschen II" junge Familien entstehen, könnte aus ihrer Sicht eine prekäre Situation entstehen: nämlich dass wegen des mangelnden Angebotes Gruoler Kinder in Kindergärten außerhalb untergebracht werden müssen.

Ortsvorsteher Reiner Schullian hatte vollstes Verständnis für solche Sorgen und Nöte. Laut ihm gebe es zwar seitens der Stadtverwaltung Überlegungen, im Gruoler Kindergarten eine weitere Gruppe aufzumachen, für solche Pläne müsse man jedoch auch die katholische Kirche mit ins Boot holen, die Träger von St. Clemens ist. Die Kirche müsse ihre Bereitschaft zeigen, dass sie einen Ausbau der Betreuungsplätze unterstütze. Sie verfüge laut eigener Aussage aber aktuell nicht über die nötigen finanziellen Mittel.

Erschwert wird die Situation auch durch gewisse Rahmenbedingungen, für die weder Ortschaftsrat noch Stadt etwas können: Die: Erzdiözese Freiburg – darauf hatte die Stadtverwaltung schon im November im Gemeinderat hingewiesen – hat nämlich die Marschroute ausgegeben, aufgrund der Folgekosten (Verwaltung, Personal) keine Erweiterungen von Gruppenzahlen mehr zu genehmigen. Daran ist auch die katholische Verrechnungsstelle in Hechingen und somit zuständig für die katholischen Kindergärten im Stadtgebiet gebunden.

Hinzu kommt der Umstand, dass an den Gruoler Kindergarten ein Saal für das Gemeindeleben angebaut werden soll, weil sich die Seelsorgeeinheit vom alten Pfarrheim St. Clemens trennen möchte. Doch dieser Raum, so wird es zumindest im Kindergartenbedarfsplan der Stadt festgestellt, macht weitere Entwicklungsmöglichkeiten für Kinderbetreuung fast unmöglich.

Dass dieser Gemeindesaal (darin soll auch eine Küche integriert sein) nur für kirchliche Gemeindearbeit, nicht aber auch für eine Kinderbetreuung genutzt werden soll, fand eine zweite Mutter als "nicht nachvollziehbar".

Insgesamt also eine nicht einfache Situation. Ortsvorsteher Schullian ist aber optimistisch, das sich eine Lösung finden lässt und gemeinsam mit Bürgermeister Heinrich Götz will er auf die Kirche zugehen. Auch er ist der Meinung, dass es mit dem neuen Baugebiet mehr Familien mit Kindern geben wird und Gruol deshalb handeln müsse.

Gemeinderat Alexander Siedler informierte darüber, dass man in einer Gemeinderatssitzung die Probleme in Gruol vor allem bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahre gesehen habe. Jetzt müsse endlich der Dialog mit der Kirche her, diese müsse "vorweg reiten", dann werde die Stadt den Ausbau des Raumes zahlen. Teuer sei aber nicht der Umbau, sondern der Unterhalt. "Das sind die wirklichen Kosten", beklagte Siedler. Er rief die Eltern dazu auf, sich den Kindergarten genau anzugucken und Druck bei der Kirche zu machen.