Im Haigerlocher Steinbruch gibt es über 100 Mehlschwalbennester. Einzigartig, meint der NABU und deshalb überreichte Herbert Fuchs (links) an den Geschäftsführer des Schotterwerks Schneider, Simon Schneider, eine entsprechende Plakette. Zudem weist eine Plakette am Waaghäuschen (im Hintergrund) auf diese Besonderheit hin. Foto: Kost

Natur: NABU verleiht Schotterwerk Schneider die Auszeichnung "Schwalben willkommen"

Haigerloch - Immer wieder verteilt der NABU Haigerloch die Plakette "Schwalbenfreundliches Haus". Für den Steinbruch im Butzengraben zwischen Haigerloch und Weildorf mag dieser Begriff nicht hundertprozentig passen, aber auch dort leben Schwalben – und zwar in beträchtlicher Zahl.

Im Steinbruch, den die Stadt Haigerloch schon lange an das Gruoler Schotterwerk Engelbert Schneider verpachtet hat, hat sich in den vergangenen Jahren eine beträchtliche Mehlschwalben-Kolonie entwickelt. Die höchstens 13 Zentimeter langen und zwischen 13 und 25 Gramm schweren Vögel haben sich damit einen natürlichen Lebensraum "zurückerobert".

"Wir wissen nicht genau, wie viele Mehlschwalben hier leben, aber es dürften mindestens 100 Brutnester in den Muschelkalkfelsen vorhanden sein", schätzt Herbert Fuchs, Vorsitzender der NABU-Gruppe Haigerloch. Das, so erklärt er weiter, sei einzigartig und damit dürfte der Steinbruch im Butzengraben derjenige mit der größten Mehlschwalbenkolonie in ganz Baden-Württemberg sein.

Auf diese ökologische Besonderheit hatte der NABU mit informativ gestalteten Roll-Ups bereits an seinem Info-Stand beim "Tag des Geotops" im Haigerlocher Steinbruch am 16. September aufmerksam gemacht. Zu diesem "Tag der offenen Tür" sind schätzungsweise ein paar tausend Besucher gekommen.

Als Fuchs jetzt dem Geschäftsführer Simon Schneider eine Urkunde des NABU Deutschland überreichte, freute sich Schneider über die Auszeichnung. Das Unternehmen sei sich seiner Verantwortung bewusst und wolle soweit wie möglich ökologisch nachhaltig handeln. Das gehe nur miteinander. Deshalb, so kündigte er an, werde man die Mehlschwalbenkolonie künftig mit einem wissenschaftlichen Monitoring begleiten, damit man bei weiteren Abbau-Planungen im Steinbruch auf die Brutplätze Rücksicht nehmen kann.

Allerdings, so berichtete Simon Schneider weiter, habe man auch schon einmal Pech gehabt. Seine Firma habe nämlich 18 Nistkästen im Steinbruch aufgestellt. "Diese wurden aber nicht angenommen", rätselt er. Mit dieser Erfahrung steht er jedoch nicht alleine da. Auch der NABU hat in der Salinenstraße in Stetten einen großen Nistturm aufgebaut und auch dieser wird unerklärlicherweise von den Schwalben verschmäht. Deshalb soll der Turm jetzt versetzt werden. Den Aufbau eines solchen Schwalbenturms im Steinbruch könnte sich auch Simon Schneider vorstellen, was NABU-Chef Herbert Fuchs begrüßte.

Zurück zur eigentlichen Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus", beziehungsweise "Schwalben willkommen!": Dafür fand man doch noch einen passenden Platz im Steinbruch. Gleich am Eingang steht das Waaghäuschen.

Schon im Altertum wurden Schwalben als heilig angesehen, im Mittelalter wurden die schwatzhaft zwitschernden kleinen Vögel als Glücksbringer und Frühlingsboten verehrt. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren sie treue Begleiter der Menschen und es galt als undenkbar, ein Schwalbennest vom Haus zu entfernen. An modernen, glatten Hausfassaden finden ihre Nester jedoch meist keinen Halt. In den vergangenen Jahrzehnten hat zudem der Einsatz von Gift und eine Intensivierung der Landwirtschaft zu einem Rückgang der Schwalben geführt, so dass Mehlschwalben seit 2002 auf der Vorwarnliste für bedrohte Vogelarten steht. Auch auf ihrem langen Weg übers Mittelmehr und die Sahara ins Winterquartier nach Afrika lauern auf die Vögel viele Gefahren, deshalb erreichen die meisten Mehlschwalben das dritte Lebensjahr nicht.