Freuen sich über ein neues Objekt von herausragender Bedeutung in der Dauerausstellung "Spurensicherung" (von links): Jochen Bausinger von der Sparkasse, Leihgeber Oskar Kohler, Helmut Gabeli und Rainer Schimpf vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg vor einer Bima-Decke, die einst das Pult bedeckte, auf dem die Tora-Rolle der jüdischen Gemeinde Haigerloch lag. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesprächskreis Ehemalige Synagoge feiert zehn Jahre Ausstellung "Spurensicherung" / Bima-Decke vorgestellt

Von Thomas Kost

Haigerloch. Eher leise feierte der Gesprächskreis Ehemalige Synagoge am Dienstag den zehnten Geburtstag der Dauerausstellung "Spurensicherung – jüdisches Leben in Hohenzollern". Trotz des kleinen Rahmens war ein Bekenntnis aber klar zu vernehmen: diese Stätte des Erinnerns soll auch in Zukunft so gestaltet werden, dass sie für Besucher interessant bleibt.

Während am 13. Juni 2004 gut 2- bis 300 Menschen den Vorplatz vor der Synagoge säumten, als der damalige Bürgermeister Roland Trojan das Gebäude nach dessen Renovierung seiner Bestimmung übergab, versammelten sich diesmal nur etwa knapp 20 Leute in der Synagoge, um sich nach zehn Jahren dieses Anfangs zu erinnern.

Für den Vorsitzenden des Gesprächskreises Ehemalige Synagoge, Klaus Schubert, war die kleine Gästezahl aber kein Grund zur Enttäuschung. "Zehn Jahre Dauerausstellung – das ist kein großes Jubiläum, es ist nicht golden und nicht silbern", so Schubert. Aber es sei sicherlich angemessen, nach zehn Jahren kurz inne zu halten, zu verschnaufen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Sein Dank galt all jenen, die die Dauerausstellung und die Synagoge mit häufig unsichtbarem Engagement unterstützen und somit die Erinnerung an die frühere jüdische Gemeinde Haigerlochs mit Leben erfüllen. Dies seien über das Jahr gerechnet 15 Personen. Und natürlich hob Schubert auch alle Institutionen – zuvorderst das Haus der Geschichte Baden-Württemberg – hervor, die mit ihrem Einsatz Sorge für die Dauerausstellung tragen. Und wenn nur ein Besucher pro Jahr in die Ausstellung in der Synagoge käme, betonte Rainer Schimpf vom Haus der Geschichte in Stuttgart, so wäre dieses Haus trotzdem gerechtfertigt. Gerechtfertigt deshalb, um den Respekt vor der Geschichte und dem Schicksal der Juden aus Haigerloch, Hechingen oder Dettensee zu zeigen.

Für ihn öffnet die "Spurensicherung" aber nicht nur einen Blick in die Vergangenheit, sondern ist eine Investition in die Zukunft. Denn dieser Ort biete vor allem jungen Menschen die Gelegenheit, sich mit der Geschichte ihrer Stadt zu beschäftigten. Die Synagoge sei somit nicht nur ein Ort des Erinnerns, sondern ein Ort zur Entwicklung eines Bewusstseins für Fragen und Themen, die nach Schimpfs Ansicht heute so aktuell wie früher sind: Rassismus, Intoleranz, Dialog zwischen den Kulturen. Schimpf dankte zudem allen Leihgebern von Gegenständen. Diese würden eine solche Ausstellung erst möglich machen.

Und was vor zehn Jahren mit der Präsentation des Kaffeegeschirrs der Hechinger Madame Kaulla – eine der erfolgreichsten jüdischen Unternehmerinnen des 18. Jahrhunderts – begann, fand am Dienstag seine bruchlose Fortsetzung in der Präsentation eines weiteren besonderen Ausstellungsstückes.

Oskar Kohler aus Haigerloch hatte 1990 auf dem Dachboden des Hauses seiner Eltern eine lila-samente Decke mit einer jüdischen Inschrift entdeckt. Eine Decke die das Pult (Bima) verhüllt, auf der die Tora-Rolle liegt. "Mir war damals nicht bewusst, dass es sich um etwas so Wertvolles handelt", meinte Kohler. Um so mehr freute er sich, dass er sie nun als Ausstellungsstück zur Verfügung stellen konnte.

Die Decke hatten Ernestine und Seligmann Ullmann zu einem unbekannten Zeitpunkt der damaligen jüdischen Gemeinde Haigerloch gestiftet. Anhand der Todesdaten des Ehepaares schließt man darauf, dass die Decke aus dem 19. Jahrhundet stammt.

Die jüdische Inschrift auf der Decke heißt auf Deutsch übersetzt übrigens: "Mein Gelübe gegenüber dem Herrn will ich erfüllen /Zur Ehre des Herrn und seiner Tora haben gelobt und gespendet/Pinchas, Sohn des Josua Ullmann und seine Gattin Esther, Tochter des Abraham Halevi".