Pfarrer Dieter Mayer segnet die Bürgerloable, deren Ausgabe in Hart traditionell nach dem Gottesdienst zum Kirchenpatrozinium erfolgt. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Hart feiert das Kirchenpatrozinium und den Loablesfeitig

Haigerloch-Hart (tk). Der 29. August wird allgemein als Todestag von Johannes dem Täufer gewürdigt. Da der Märtyer auch der Harter Pfarrkirche seinen Namen gab, feierte die Kirchengemeinde am gestrigen Sonntag ihr Patrozinium. Damit verbunden war ein uralter Brauch: Die Verteilung der Bürgerloable nach dem Gottesdienst.

Johannes, der um 28 vor Christus in Judäa und Galiläa als Bußprediger auftrat, gilt kirchengeschichtlich als Wegbereiter Christus, da er im pälestinensischen Judentum Anhänger um sich scharte. Pfarrer Dieter Mayer stellte Johannes deshalb in den Mittelpunkt seiner Predigt und charakterisierte den Märtyrer und dessen Aufrichtigkeit und Standhaftigkeit im Glauben als Vorbild für die heutige Gesellschaft.

Umrahmt wurde der Gottesdienst von einer fünfköpfigen Kirchenband aus Wachendorf um Diakon Bernhard Bauer. Die Band mit ihren zwei Sängerinnen trug zeitgenössische Kirchenlieder vor und bekam dafür viel Applaus.

Nach dem Gottesdienst segnete Pfarrer Dieter Mayer beim Kriegerehrenmal vor der Kirche die Bürgerloable. Deren alljährliche Ausgabe geht auf eine alte Geschichte zurück: Im 17. Jahrhundert soll sich ein adliges Fräulein aus Hirrlingen im Wald zwischen Hart und Rangendingen verirrt haben. Ein Bauer und dessen Sohn, die mit einem Ochsengespann und einem Pflug unterwegs waren, wiesen ihr den rechten Weg und als Dank dafür machte die adlige junge Frau eine Brot-Stiftung, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten und von der Stadt Haigerloch und der Ortschaft Hart fortgeführt wird.

108 in eine Liste eingetragene Bürger bekommen ein solches Laible, dazu auch die Witwen verstorbener Bürger und Kinder.

Und die Ausgabe erfolgt einer vorbestimmten Reihenfolge: Zuerst würden eigentlich die "Stierloable" an die Besitzer von Ochsengespannen ausgegeben – solche gibt es heute leider aber nicht mehr. Nach der Ausgabe der Loable werden zudem die schulpflichtigen Buben bis zum 17. Lebensjahr ins Harter "Waldhorn" zum "Kreuzlesbier" (Wurst, Bluna oder Cola) eingeladen.

Ortsvorsteher Thomas Bieger betonte bei der Ausgabe der Loable, dass der Loablesfeitig symbolhaft für den Wert des täglichen Brot stehe. Dieses stehe leider nicht allen Menschen auf der Welt zur Verfügung, was man heute besonders deutlich an den aktuellen Kriegen und der damit verbundenen Flucht und Vertreibung sehe.