Über aktuelle Themen der Waldwirtschaft informierten Forstdirektor Hermann Schmidt, Leiter des Forstrevieres Hechingen ( ganz vorne rechts) und die beiden Revierförster Hubert Münch und Michael Bauer den Haigerlocher Gemeinderat. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinderat mit Förstern im Wald / Erster Ausblick auf das neue Forsteinrichtungswerk

Der Haigerlocher Wald ist nicht nur Holzlieferant, er erfüllt auch mannigfaltige andere Funktionen. Dies wurde beim Rundgang des Gemeinderates mit Forstdirektor Hermann Schmidt und den beiden Revierförstern Hubert Münch und Michael Bauer deutlich.

Haigerloch. Den Gemeinderäten schlossen sich auch eine größere Zahl an Waldbesitzern, Jägern sowie Weildorfer Ortschaftsräten an. Es ging über 2,5 Stunden durch den Distrikt 5, Abteilung 1, Untere Witthau. Einfacher gesagt: Durch den Wald bei Weildorf, jenseits der B 463.

Weil 2019 das nächste zehnjährige Forsteinrichtungswerk in Kraft tritt, also die "Richtschnur" für das forstbetriebswirtschaftliche Arbeiten im Haigerlocher Stadtwald bis 2029, war die spannendste Frage: Welche Tendenzen zeigt die bereits 2017 in diesem Zusammenhang gemachte Betriebsinventur auf?

Vorab: Trotz eines jährlichen Hiebsatzes von 8500 Festmetern ist der Stadtwald nicht drastisch weniger geworden, wie Forstdirektor Hermann Schmidt feststellte. Der Holzvorrat hat sich zwischen 2007 und 2017 um ziemlich genau 2,8 Prozent verringert: Von rund 391 000 auf rund 380 000 Festmeter. Das sich die Menge in dieser überschaubaren Dimension reduziert hat, hängt auch mit größeren Sturmereignissen zusammen. Zum Beispiel mit einem Hagelschlag vor ein paar Jahren im Stettener Wald, der dort einige Festmeter an Fichten flach gelegt hat.

Stichwort Fichten: Dieser "Brotbaum" ist laut Hermann Schmidt auf dem Rückmarsch im Stadtwald. Ihr Anteil hat sich in den vergangenen zehn Jahren von 30 auf 25 Prozent reduziert, während die Tanne um ein Prozent (von 18 auf 19) wuchs. Die Kiefer blieb unverändert bei zehn Prozent.

Auf leichtem Vormarsch im Stadtwald befinden sich die Laubbäume. Der Buchenanteil wuchs von 15 auf 16 Prozent, der Eichenanteil von neun auf zehn Prozent und der Anteil "sonstiger Laubbäume" (Eschen, Erlen, Weiden) von 13 auf 15 Prozent. Man kommt also dem Zieleiner gesunden Durchmischung von Nadel- und Laubhölzern wieder etwas näher.

Zwar wird sich der Gemeinderat erst nach der Sommerpause mit der Verabschiedung des zehnjährigen Forsteinrichtungswerkes befassen, aber so viel verriet Hermann Schmidt schon jetzt beim Waldrundgang: "Wir werden am bisherigen Hiebsatz von 8500 Festmetern pro Jahr festhalten."

Da Wald nicht bloß aus betriebswirtschaftlichen Zahlen besteht, zeigten Schmidts Kollegen Münch und Bauer dem Gemeinderat noch einige andere interessante Aspekte.

Hubert Münch erläuterte das Konzept der Standortskartierung im Wald. Das ist vereinfacht gesagt die Feststellung der Waldbodeneigenschaften, auch mittels Bohrungen, um damit Rückschlüsse für einen effektiven Waldbau zu ziehen und eine natürliche Waldgesellschaft zu erzielen. Nebenbei gewinnt man durch Standortskartierung ein Bild davon, wie der Wald vor 6- bis 8000 Jahren ausgesehen hat. Zu jenen Zeiten gab es laut Münch hier eher Buchenwälder mit Eichen, Eschen und Tannen. Fichten wurden in unserem submontanen Raum erst von Menschenhand eingebracht.

Michael Bauer oblag es, der Gruppe die vielfältigen Nutz- und Freizeitfunktionen des Waldes vorzustellen. Er führte die Gruppe zu einem Ort, den der Kindergarten Haigerloch zu waldpädagogischen Zwecken nutzt und dort einen Unterstand aus Holz gebaut hat. Weiter ging’s zum alten jüdischen Friedhof, der sich seit dem 16. Jahrhundert auf einer Fläche von 12,74 Ar ausgebreitet hat. Er beherbergt Tote aus Haigerloch, Hechingen, Mühringen und Rexingen. Dann ging’s zur Albliege auf der Gruoler Weinberghalde, von der aus man einen fantastischen Blick auf die Alb hat.

Die mysteriöseste Station war aber das Waldstück "Maike". Dort gibt es 470 sechs bis sieben Meter tiefe "Krater", die zu einer regelrechten Hügellandschaft mitten im Wald geführt haben. Wie sind sie entstanden? Darüber rätselt man. Eine Theorie: Dort wurde im Mittelalter nach Schilfsandstein gegraben, weil dies ein hervorragender Schleifstein ist.