Auf einer großzügigen Fläche mitten in Owingen liegen der Spiel- und Bolzplatz. Wäre diese Fläche stattdessen auch für eine Seniorenwohnanlage geeignet? Eine Thema, das vor zehn Jahren schon mal diskutiert wurde und jetzt wieder auf dem Tisch des Ortschaftsrates liegt Foto: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Investor will in Owingen Seniorenwohnanlage bauen / Ortschaftsrat bedauert Volms Rücktritt

Von Thomas Kost

Haigerloch-Owingen. Zwei Punkte beschäftigten den Ortschaftsrat in seiner Sitzung am Mittwoch, der Rücktritt von Ortsvorsteher Peter Volm (wir haben berichtet) und die erste Anfrage, ob man sich den Bau einer Seniorenwohnanlage in der Ortsmitte vorstellen könne.

Beide Themen waren irgendwie aber auch miteinander verknüpft, denn es war unter anderem diese besagte Wohnanlage, die bei Peter Volm das Fass zum Überlaufen brachte. Erst sehr spät, durch eine Mail des Bürgermeisters, sei Volm nach eigenen Worten nämlich in solche Pläne und Überlegungen einbezogen worden.

Worum geht’s bei diesem Projekt? Der extra nach Owingen gekommene Bürgermeister Heinrich Götz erklärte es dem Gremium. Auf ihn sei ein Investor mit dem Gedanken zugekommen, ob man sich grundsätzlich den Bau einer Seniorenwohnanlage vorstellen könne und man an die Sache "näher herantreten" wolle. Als Standort ist der große Kinderspiel- und Bolzplatz "Am Rain" vorgesehen.

Diese Platzwahl scheint aber nicht in Stein gemeißelt zu sein. Wenn man ein ähnlich großes und zentrales Grundstück zur Verfügung stellen könne, wäre das nach Auffassung des Bürgermeisters sicher auch eine Alternative. Sollte man sich tatsächlich für diese Idee erwärmen, dann müsse man einen entsprechenden Bebauungsplan auf den Weg bringen.

Seniorenwohnanlage? Auf dem Spiel- und Bolzplatz "Am Rain"? Da klingelte es erfahrenen Ortschaftsräten wie Karl-Heinz Binder in den Ohren, denn das Thema hatte bereits vor zehn Jahren in Owingen für reichlich Gesprächsstoff gesorgt (siehe Info-Rubrik). Binder frage sich deshalb ernsthaft, "ob man diese Büchse tatsächlich noch einmal öffnen will".

Aber es ging am Mittwoch ja auch nicht um eine Entscheidung, sondern nur um eine Vorabinformation. Deshalb einigte sich das Gremium darauf, das Thema "Seniorenwohnanlage" auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung zu nehmen und es dann ausführlich zu erörtern.

Nachdem Peter Volm bereits am Dienstag im Gemeinderat seinen Rückzug von allen politischen Ämtern zum Jahresende angekündigt hatte, nahm er am Mittwoch auch im Ortschaftsrat nochmals zu diesem Schritt Stellung. Er wolle sich zwar für manche "Ausraster" entschuldigen, aber er bleibe bei seiner Entscheidung, so Volm. In den vergangenen Jahren habe sich zu viel angestaut, er brauche nun einfach Luft.

Er selbst sei jemand, der anpacken wolle und es deshalb nicht gewohnt sei, wenn man gebremst werde. Volm ist aber überzeugt davon, dass es auch ohne ihn im Ortschaftsrat gut weitergeht. Er kündigte an, bis zum Ende seiner Amtszeit seine Geschäfte ordentlich weiterzuführen und "einen sauberen Tisch" zu übergeben.

Der Ortschaftsrat bedauerte die Entscheidung des Ortsvorstehers ebenso wie Bürgermeister Heinrich Götz. "Wir waren alle platt, als wir davon gehört haben, niemand von uns hat damit gerechnet", meinte Regine Henne.

Weil vor zehn Jahren in Owingen Bauplätze fehlten, gab es Pläne; auf der weitläufigen Grünfläche zwischen den Straßen "Am Rain" und Königsstraße fünf Wohnhäuser oder Doppelhaushälften zu erstellen.

Doch das Vorhaben sorgte vor allem unter älteren Owingern für heftigen Widerstand. Sie erinnerten bei einer Ortschaftsratsitzung am 5. Oktober 2004 daran, dass es schon vor 30 Jahren geheißen habe, dass der Platz für öffentliche Zwecke frei bleiben soll und fühlten sich durch solche Bebauungspläne hintergangen. Andere wiederum wollten den tollen Spielplatz mitten im Ort nicht opfern.

Der Ortschaftsrat entschied damals nichtöffentlich, zumindest einen Teil der Fläche aufgrund des Interesses für eine Bebauung zugänglich zu machen, den Spielplatz selbst aber nicht anzutasten.

Im Verlaufe der intensiv geführten Diskussion seinerzeit entwickelte sich auch die Idee, statt Wohnhäusern eine Seniorenwohnanlage zu bauen. Im Laufe der Zeit wurde sogar eine Gesellschaft gegründet, welche die Planungen für dieses Projekt vorantrieb. Das Vorhaben scheiterte letztlich aber an hohen Baukosten und nicht ganz so großem Interesse.