Auf der Erddeponie "Grund" bei Stetten herrscht derzeit Bewegung: Die Arbeitsgemeinschaft Dr. Pfirrmann/Strabag AG lässt mit einer Genehmigung vom Landratsamt rund 45000 Tonnen Material verfüllen, dass auf einer DK0-Deponie zulässig ist. Archivfoto: Kost Foto: Schwarzwälder Bote

Erdddeponie: Derzeitige Verfüllung auf "Grund" erfolgt per Einzelantrag beim Landratsamt

Dass auf der Erddeponie "Grund" Auffüll-Tätigkeiten im Gange sind (wir haben berichtet), so viel war dem Ortschaftsrat Stetten bewusst. Was aber genau dort passiert, darüber konnte erst Bürgermeister Heinrich Götz Klarheit schaffen.

Haigerloch. Götz reagierte gestern auf eine von unserer Zeitung per E-Mail gestellte Anfrage zu diesem Sachverhalt und er bestätigte, dass die Arbeitsgemeinschaft Dr. Pfirrmann/Strabag das vertraglich mit der Stadt geregelte Recht in Anspruch nimmt, die an der L410 ("Langer Zug") zwischen Haigerloch und Rangendingen liegende Deponie zu verfüllen.

Allerdings nicht ganz in der Form, wie es ursprünglich angedacht war, dies legen die Erläuterungen des Haigerlocher Bürgermeisters nahe. Denn nach wie vor gibt es seinen Worten zufolge keine allgemeine Genehmigung durch das Landratsamt des Zollernalbkreises (siehe Info-Rubrik). Also hat die Arbeitsgemeinschaft beim Landratsamt einen Einzelantrag zur Einbringung von Material gestellt, das auf eine Deponie der Kategorie DK 0 verfüllt werden darf. Einfacher ausgedrückt: Es handelt sich dabei um unbelastete beziehungsweise gering schadstoffhaltige Abfälle sprich Bodenaushub, der eben bei Baumaßnahmen anfällt. Nach Angaben von Heinrich Götz geht es um eine Menge von etwa 45 000 Tonnen. Die Arbeiten sollen bis Anfang Oktober abgeschlossen sein.

Und danach? Dafür gibt es zwei Optionen: Wenn das genehmigte Volumen ausgeschöpft ist, kehrt entweder erst einmal wieder Ruhe auf der Deponie ein, bis das allgemeine Genehmigungsverfahren mit dem Landratsamt abgeschlossen ist, oder die Arge DrP/Strabag behilft sich mit weiteren Einzelanträgen.

Stettens Ortsvorsteher Walter Stocker, so der Bürgermeister, sei über den Einzelantrag des Arbeitsgemeinschaft vom Landratsamt informiert und Götz bestätigte auch, dass Stocker sich im Gespräch mit der Firma Strabag rückversichert habe, dass die vereinbarten Anfahrtrouten der Lastwagen eingehalten würden. Bekanntlich wird gerade von Stettener Seite großer Wert darauf gelegt, dass die Laster nicht die Ortsdurchfahrt beanspruchen.

Bei der Verfüllung der Deponie Grund, so Bürgermeister Götz weiter, stehe die Stadtverwaltung in enger Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft DrP/Strabag und habe Einsicht in die Begleitpapiere und Untersuchungsergebnisse des Bodenmaterials. Deshalb könne er als Resümee festhalten, dass die Anlieferung und Einbringung des Materials hochprofessionell durch die "Arge" überwacht und durchgeführt werde.

Die Geschichte um die Deponieverfüllung bleibt verzwickt. Im Dezember 2016 hatte die Stadt Haigerloch mit der Arbeitsgemeinschaft Dr. Pfirrmann/Strabag AG einen vom Haigerlocher Gemeinderat abgesegneten Vertrag zur Verfüllung der Erddeponie "Grund" geschlossen und auf Millionen-Einnahmen gehofft.

Das Konzept der Arbeitsgemeinschaft sah vor, am Ende der Deponie-Verfüllung auf den Haufen einen mehrere Meter dicke mineralische und wasserundurchlässige Schicht als "Deckel" draufzusetzen und darauf dann eine Fotovoltaik-Anlage zu bauen. Es wäre also ein so genanntes "technisches Bauwerk" entstanden. Doch das Landratsamt als Genehmigungsbehörde scheint mit dieser Herangehensweise nicht zufrieden zu sein. Zumindest hatte es Bürgermeister Heinrich Götz dem Gemeinderat im Frühjahr und Herbst 2018 so berichtet. Nach seinen Darlegungen fordere das Landratsamt "on top" auf die Verfüllung einen zwei bis drei Meter starken und durchwurzelungsfähigen Boden – eine Rekultivierung also. Das Genehmigungsverfahren ist demnach also weiterhin ein zähes Ringen darum, behördliche und privatwirtschaftliche Interessen in Einklang zu bringen.