In der malerischen Gemeinde Gutach will Samuel Speitelsbach Bürgermeister werden. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgermeisterwahl: Gutacher Kandidat hat keine Kommunalerfahrung

Seine Kandidatur für den Chefposten im Gutacher Rathaus sorgt für Wirbel: Kandidat Samuel Speitelsbach erklärt sich zu seiner Bewerbung und den Vorwürfen, die er dem Amtsinhaber macht. Allerdings hat er keinerlei Beweise.

Gutach. Am 5. Mai wird in Gutach ein neuer Bürgermeister gewählt. Amtsinhaber Siegfried Eckert tritt nochmals an, hat aber seit dieser Woche einen Gegenkandidaten. Samuel Johannes Speitelsbach heißt der Mann, der für reichlich Gesprächsstoff in der Gemeinde sorgt.

Was wissen wir bis jetzt?

Nach einem kurzen Telefonat und E-Mails mit dem Bewerber am Dienstag sowie Internet-Recherchen unserer Redaktion ist Folgendes klar: Speitelsbach wohnt in Ravenstein-Hüngheim und arbeitet an der Universität Augsburg. Das Grundanliegen seiner Bewerbung ist der Wunsch, "in Deutschland etwas zu verändern". Auch teilte er mit, dass er ehemaliges AfD-Mitglied sei und eine Freundin in Sulz am Neckar habe. Außerdem veröffentlichte er das Buch "Information = Chaos", das er 2015 auf der Frankfurter Buchmesse vorstellte. In einem Online-Video liest Speitelsbach Passagen vor und berichtet, dass er unter anderem Kirche und Psychiatrie abschaffen wolle.

Wie alt ist Speitelsbach?

Vermutlich 33. Sein Alter will er jedoch nicht offiziell angeben. Aus einem Lebenslauf, den er uns zusandte, wurde es herausgelöscht.

Steckt er hinter dem merkwürdigen Twitter-Account seines Namens, der ihn als "König von Christi Gnaden" betitelt?

Unklar. Er hat mit diesem Account auf der Kurznachrichten-Plattform zu tun, das wird aus einer Mail deutlich. Doch er sei für diesen Tweet gesperrt worden, sagt er. "Ich habe Beschwerde beim Amtsgericht eingelegt."

Wie gut kennt er Gutach?

"Gut genug". Das sind die einzigen beiden Wörter als Antwort auf unsere entsprechende Frage. Dass Gutach eine Gemeinde ist, weiß er nicht. Er schreibt von Gutach als "Kleinstadt".

Hat er Erfahrung in Kommunalpolitik?

Wohl nicht. "Einschlägige Erfahrung in Wissenschaft und Industrie" habe er. "Kommunale Korruption liefert keinen Mehrwert", sagt er.

Heftige Behauptungen stellt er auf. Der "alte Bürgermeister" habe sich "Geld und Grundstücke unter den Nagel gerissen". Hat er dafür Beweise oder Belege?

Undurchsichtig. "Wenn ich der Verwaltung Korruption vorwerfe, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ich richtig liege", behauptet er in einer Mail an unsere Redaktion vom Mittwochabend. Er berichtet von einem Bürger Gutachs, der laut diesem von "Herrn Eckert quasi enteignet" worden sei. "Städtische Angestellte" seien bestochen worden und hätten sich "unrechtmäßig bereichert", erklärt Speitelsbach. "Das ist nichts Ungewöhnliches", schießt er hinterher. Doch er relativiert: Die meisten Informationen zu besagtem, angeblichen Fall, habe er von einem "Betrüger", räumt er ein.

Sein Frauenbild?

Da sei in Gutach eine "Krisensitzung" nötig. Die Gutacherinnen sollten dazu bewegt werden, mehr Kinder zu bekommen. "Wenn jede Frau in Gutach jedes Jahr ein deutsches Kind zur Welt bringt, dann habe ich in acht Jahren 5000 Einwohner", erklärt er.

Was hat er in Gutach vor?

Ungetauften Kinder will er das Kindergeld und das Sorgerecht entziehen. Gräber von Ungetauften will er nachträglich taufen lassen. Das werde "ein Riesen-Theater geben, wegen ein paar Tropfen Wasser", fürchtet er. Computerkurse will er anbieten und die Entstehung von Unternehmen fördern. Gutach wolle er auch "auf andere Kontinente ausweiten". Vielleicht auf Afrika. Auch dort will er Arbeitsplätze schaffen, fabuliert er in nicht immer klaren Sätzen.