Landwirt und AG-Mitglied Michael Kessler (links) diskutiert zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Klaus Mack (von hinten) intensiv mit einer Gruppe von Landwirten über die Themen Klima und Biodiversität. Foto: Pfrommer

Ein wichtiger Faktor, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht, ist die Landwirtschaft. Oft wird dabei über die Landwirte und ihre Betriebe geredet, viel zu selten jedoch das direkte Gespräch mit den Betroffenen gesucht.

Nordschwarzwald - Sachzwänge lassen sich aber nur nachvollziehen und Zielkonflikte sich erst erkennen, wenn man sich in die Zusammenhänge hineinbegibt und sie nachvollzieht. Dass dies kein einfaches Unterfangen ist und einige Ausdauer erfordern wird, war der im vergangenen Jahr gegründeten überparteilichen Arbeitsgruppe "Landwirtschaft/ländlicher Raum Calw-Freudenstadt" um Koordinatorin Angelika Holzäpfel (Althengstett) von Anfang an bewusst.

Dauerhafte Dialogplattform mit und für die Landwirte

Dennoch hat sich die derzeit neunköpfige Gruppe, der sich auch die Abgeordneten Katrin Schindele (Landtag, Wahlkreis Freudenstadt) und Klaus Mack (Bundestag, Wahlkreis Calw/Freudenstadt) sowie die Vizepräsidentin der deutschen Landfrauen, Juliane Vees, angeschlossen haben, zum Ziel gesetzt, eine dauerhafte Dialogplattform mit und für die Landwirte zu initiieren, zu der nach und nach auch weitere Akteure aus diesem sowie dem Umwelt- und Klimaschutzbereich dazu geholt werden sollen. Ein erster Kooperationspartner war mit Florian Schmid vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord gleich bei der Auftaktveranstaltung auf dem Hof der Familie Hammer in Egenhausen dabei. Florian Schmid verantwortet beim Naturpark den Bereich Klimaschutz und informierte über das Humusprojekt, bei dem durch Humusaufbau CO2 im Boden gebunden wird – eines von vielen Beispielen, das aufzeigt, warum die Landwirtschaft als Akteur beim Klimaschutz unverzichtbar ist.

So antwortet auch Angelika Holzäpfel auf die Frage, warum man sich beim Klimadialog gerade auf Landwirtschaft fokussiere: "Die heimische Landwirtschaft ist ein ganz wichtiger Baustein, wenn wir über Klimaschutz nachdenken. Die Frage, wo und wie Lebensmittel hergestellt werden, hat ganz konkreten Einfluss auf das Klima. Was nicht mehr vor Ort produziert wird, muss von weit her geholt werden und erhöht den CO2-Ausstoß."

Kopfschütteln bei vielen Anwesenden

Die Abgeordnete Katrin Schindele hebt den direkten Beitrag vieler Landwirte zur Energieerzeugung und -sicherung hervor. Deutlich wurde das Potenzial der Landwirtschaft etwa bei der Hofführung durch Eberhard Hammer. In der 75kw-Biogasanlage werden nur mit den betriebseigenen Reststoffen Mist und Gülle im Schnitt jährlich 650 000kw/h produziert. Zusammen mit der 500kw-Photovoltaik-Anlage auf den Gebäuden kann der Betrieb pro Jahr mehr als 1,1 Mio. kw/h Strom produzieren. Dabei könnte die Stromausbeute durchaus noch größer sein. Aber aufgrund gesetzlicher Vorgaben kann die GbR Hammer nur 75 Prozent des Reststoffpotenzials nützen.

Eine Regelung, die bei den Anwesenden Kopfschütteln auslöste, ebenso wie das Vorhaben der Bundesregierung den Ausbau von Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen voranzutreiben. "Warum werden nicht zuerst auf allen öffentlichen Gebäuden PV-Anlagen installiert, bevor man der Lebensmittelproduktion noch mehr Land entzieht?", empörte sich ein Teilnehmer und erhielt dafür reichlich Beifall. Klaus Mack, seines Zeichens Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Umweltausschuss, welcher sich auch mit dem Ausbau erneuerbarer Energien beschäftigt, verspricht diese Kritik und weitere angesprochene Punkte mit nach Berlin zu nehmen.

Angeregte Debatte in vier Gruppen

Wie die angeregten Diskussionen in insgesamt vier Kleingruppen zeigten, ist die Stimmung auf vielen Höfen gedrückt. Michael Kessler (Horb), selbst Landwirt und Mitglied der Arbeitsgruppe, führt aus, dass nicht nur rasant steigende Kosten zum Beispiel für Maschinen, Diesel und Futter den Landwirten große Sorgen machen. Ein häufig angesprochenes Thema waren die in immer kürzeren Abständen erhöhten Auflagen und ein überbordender Bürokratismus, der bei Betriebsaufgaben eine zunehmend größere Rolle spiele.