Das Stammwerk von Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen Foto: dpa

Grundstückskäufe geplant - Betriebsrat: Kleinen Sportwagen in Zuffenhausen bauen.

Stuttgart - Die Porsche AG will bis 2018 rund 200.000 Sport- und Geländewagen pro Jahr verkaufen. Um die heutigen Produktionszahlen zu verdoppeln, muss auch das Stammwerk in Zuffenhausen wachsen. Porsche bemüht sich aktuell um Grundstückskäufe.

Porsche-Chef Matthias Müller hat dem Sportwagenbauer nicht nur eine höhere Stückzahl, sondern beim Thema Modelle auch eine schnelle Taktzahl vorgegeben. Zusätzliche Fahrzeugtypen wie Boxster, der Geländewagen Cayenne, der Boxster-Ableger Cayman und zuletzt die Sportlimousine Panamera haben die einstige 911er-Monokultur abgelöst.

"Dritte Sportwagenreihe würde sich lohnen"

Müller will noch mehr Vielfalt. Dabei sollen auch künftig alle Motoren aus Zuffenhausen kommen. Betriebsratschef Uwe Hück kämpft am Standort um ein zusätzliches Modell. "Ich muss mich nicht dafür entschuldigen, dass Porsche bei Porsche gebaut wird", sagt Hück. Bis Ende 2012 wäre mit den heutigen Anlagen im Zweischicht-Betrieb in Zuffenhausen 44.000 Fahrzeuge möglich. "Eine dritte Sportwagenreihe hier würde sich lohnen", sagt Hück. Er hofft auf viele neue Arbeitsplätze. Aktuell sind am Standort 5300 Menschen beschäftigt.

Auf den heutigen, zwischen zwei Bahntrassen eingezwängten und teils von Wohngebäuden umgebenen Firmenflächen sind die Pläne nicht umsetzbar. Das Unternehmen, das zuletzt das Betriebsgelände des Lackierspezialisten Dürr erworben hatte, hat deshalb bei diversen Grundstückseigentümern in der Nachbarschaft angeklopft. Sie liegen überwiegend auf dem früheren Gelände von SEL-Alcatel (heute Alcatel-Lucent) jenseits der S-Bahn-Gleise.

"Natürlich haben wir ein Interesse, das Gelände zu erweitern, der Standort wird ausgebaut, es gibt ja die Überlegungen für einen neuen, kleineren Sportwagen", bestätigt ein Firmensprecher. Beschlüsse seien allerdings weder für Zukäufe noch für ein neues Einstiegsmodell unterhalb des Boxsters gefallen.

Expansionspläne stoßen im Rathaus auf Wohlwollen

Aktuell nimmt Porsche am 19. September die rund 200 Millionen Euro teure neue Lackieranlage auf einer früheren Dürr-Fläche in Betrieb. In den alten Lackierhallen soll bis spätestens 2013 der Manufakturbetrieb zur Fertigung des Supersportwagens 918 Spyder einziehen. Der 768 026 Euro teure Renner mit Hybridantrieb (V-8-Benzin- und zwei Elektromotoren) ist ganz nach dem Geschmack von Müller. Der Porsche-Vorstandschef will die Produktpalette nicht nur nach unten, sondern auch nach oben dehnen. Bisher war hier mit dem 911GT2RS schon bei 240.000 Euro Schluss.

Die Expansionspläne stoßen im Stuttgarter Rathaus auf großes Wohlwollen. "Wir sind mit Porsche in Kontakt. Für Oberbürgermeister Wolfgang Schuster ist das ein ganz zentrales Thema. Die Stadt wird das Unternehmen größtmöglich unterstützen", sagt Sprecher Markus Vogt. Schuster selbst formuliert pragmatischer. Er wolle den Ärger, der 2001 beim Neubau des Motorenwerks durch Anwohner entstanden sei, "nicht noch einmal erleben". Die Stadt konnte die Hausbesitzer damals zwei Tage vor Weihnachten nur durch hohe Entschädigungszahlungen von einer Klage abhalten. Der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hatte mit der Verlagerung der Motorenproduktion gedroht. In Leipzig, wo Geländewagen entstehen, besitzt der Konzern Grundstücke im Überfluss.

Bei Daimler gibt man sich zugeknöpft

Man werde helfen, Porsches neues Produktionskonzept zu realisieren, heißt es im Stadtplanungsamt. Unter der S-Bahn soll ein neuer Durchlass das ehemalige SEL-Kabelwerk, seit 2010 im Besitz der Firma Andreas Layher&Geschwister, besser erreichbar machen. Im Focus von Porsche liegen dem Vernehmen nach frühere SEL-Flächen. 2005 hatte die Deltona GmbH (Darmstadt) das gesamte Gelände gekauft, Alcatel-Lucent Teile zurückgemietet. In der Folge hatte Thales, Weltmarktführer im Bereich Bahntechnik seinen Sitz auf den Campus verlegt, zuletzt konnten Flächen an Bosch vermietet werden.

"Ich kenne Porsches Platzprobleme von einer Werksabholung", zeigt Ralph Wagner, Geschäftsführer der von Deltona mit der Grundstücksentwicklung beauftragten Firma Freo, Verständnis. "Theoretisch könnten wir alles oder einen Teil an Porsche abgeben", sagt Wagner.

Zugeknöpfter gibt man sich bei Daimler. Der Konzern gibt bis Ende 2012 sein Getriebewerk in Zuffenhausen auf, verlegt die Produktion der Schaltboxen für A- und B-Klasse nach Hedelfingen. "Über die Weiterverwendung ist noch nicht entschieden", sagt eine Sprecherin. Doch die Gespräche zwischen Porsche und Daimler über eine Nachnutzung sind ein offenes Geheimnis. Genauso wie Gespräche mit Eigentümern, die an anderen Stellen an Produktionshallen der Sportwagenschmiede grenzen.