Dem kleinen Mötzinger Backhaus aus dem 19. Jahrhundert soll neues Leben eingehaucht werden. Foto: Stadler

Das in der Vergangenheit nur wenig genutzte kleine Backhaus in der Mötzinger Baisinger Straße soll aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und ihm neues Leben eingehaucht werden. Problem für die Gemeinde: Das Grundstück mit dem Backhaus gehört niemandem.

Einst war die 1938 aufgelöste und juristisch nie liquidierte Backgenossenschaft Eigentümerin des Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert. Solange die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt sind, sprich die Backgenossenschaft liquidiert und das Vermögen auf eine solide Nachfolgeorganisation übertragen ist, sind der Gemeinde die Hände gebunden, erklärt Bürgermeister Marcel Hagenlocher.

Solange kein Eigentümer im Grundbuch eingetragen ist, können auch keine Fördermittel zur Sanierung des in die Jahre gekommenen Backhauses beantragt werden. Von Hagenlocher war nicht zuletzt aufgrund eines gestarteten Aufrufs zu erfahren, dass die Gründung eines eingetragenen Vereins ins Auge gefasst wurde, um die Backhauskultur wieder aufleben zu lassen.

Acht Interessenten bei Infoabend

Bereits im vergangenen Jahr gab es drei Zusammenkünfte rund um das Thema Backhaus. An einer weiteren Informationsveranstaltung im März nahmen viele Interessierte teil. Dabei, so der Bürgermeister, signalisierten etwa acht Mötzinger Bürger Interesse an einer Vereinsgründung zum Erhalt des Backhauses und gleichzeitiger Attraktivitätssteigerung für den ganzen Ort.

Mit einem handlungsfähigen Verein könnten Fördermittel über Leader Heckengäu für das Backhaus-Projekt beantragt werden. Zudem will die Gemeinde sich finanziell an der Sanierung beteiligen.

Dabei scheide eine Verlegung des Backhauses weg vom jetzigen Standort in den Außenbereich von Mötzingen aus, da dies nicht finanzierbar sei. In dem kleinen Backhaus mit Fachwerk auf der Giebelseite und rund 30 Quadratmetern Fläche befinden sich neben einer Bank und einem Regal zwei Holzbacköfen, wovon einer renovierungsbedürftig ist. Zudem soll einer der beiden Öfen durch einen Elektrobackofen ersetzt werden, der auch Neulingen beim Backen im Backhaus die Handhabung erleichtert und die Holzbeschaffung sowie die Lagerung erspart.

Allerdings verfügt das Backhaus weder über einen Strom- noch einen Wasseranschluss, so Gertrud Sindlinger, die seit über zehn Jahren neben anderen Personen einen Schlüssel fürs Backhaus besitzt.

Backverein ist loser Zusammenschluss

In Mötzingen gibt es seit vielen Jahren einen Backverein, der als loser Zusammenschluss von Backbegeisterten dort seit langer Zeit backt. In der jüngsten Zeit wurde das Backhaus zweimal im Jahr durch den Musikverein für einen Zwiebelkuchenverkauf zugunsten der Jugendabteilung genutzt.

Privatpersonen nutzten hin und wieder die Möglichkeit, im Backhaus zu backen, aber auch das nur selten, so Gertrud Sindlinger. Feste lassen sich rund ums Backhaus aufgrund fehlender Grundstücksflächen nicht realisieren. Hierzu müsste man im Backhaus backen und an anderer Stelle feiern.

In der Zukunft kann sich Hagenlocher vorstellen, dass sowohl in den Kindergärten als auch bei Schulprojekten das gemeinschaftliche Backen im Fokus steht. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit mit dem Jugendreferat ebenso angestrebt wie VHS-Kurse denkbar seien.

Gemeinde ruft zur Vereinsgründung auf

Nunmehr ruft die Gemeinde zur Gründung eines Vereins zur Erhaltung und Belebung der Backhauskultur auf und will sich gleichzeitig einen Überblick über die Interessenten der künftigen Backhausnutzung verschaffen.

Im nächsten Schritt will sich Bürgermeister Hagenlocher nach den Rückmeldungen auf seinen Aufruf mit Gemeinderat Rainer Stefanek, der die Backhaus-Wiederbelebung federführend begleitet, abstimmen und einen Termin zum Austausch festlegen. Geklärt werden soll auch noch die rechtliche Seite im Hinblick auf den Immissionsschutz eines holzbetriebenen Backhauses.