Eis aus der Kühlbox verteilt Cem Özdemir auf dem Balinger Marktplatz. Foto: Hertle

Mit viel Beifall ist der Grünen-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Parteivorsitzende, Cem Özdemir, am Donnerstag auf dem Balinger Marktplatz begrüßt worden. Begleitet wurde er vom Wahlkreiskandidaten Johannes Kretschmann.

Balingen - Beeindruckt war der in Bad Urach geborene Özdemir, gelernter Erzieher und Sozialpädagoge, vor seinem Wahlkampfauftritt vom neuen Balinger Jugendhaus, dessen Ausstattung und besonders von der umfassenden Beteiligung der Jugendlichen bei der Planung. 25 Klassen verschiedener Schularten seien befragt worden und hätten Vorschläge abgegeben, so Jochen Brendle, Leiter des Kinder- und Jugendbüros. Özdemirs Kommentar: "Die Politik des Gehörtwerdens ist hier praktiziert worden." Das Trampolin probierten Özdemir und Kretschmann gleich aus und waren begeistert, ebenso vom Boxsack.

 

Auf dem Marktplatz warteten derweil schon die Grünen und etliche Neugierige. Denen stellte sich erst mal Johannes Kretschmann vor, der nach positiven Erfahrungen im Sigmaringer Kreistag nun in den Bundestag einziehen möchte.

"Wir kuscheln nicht mit autoritären Herrschern"

Mit Verspätung und begleitet von Personenschützern des Bundeskriminalamts traf Özdemir bei der Tribüne auf dem Marktplatz ein und schlug nach einem Dank an die Polizei ernste Töne an: "Bei allem Streit in der Sache, auch in Wahlkampfzeiten, sind die Unterschiede zwischen demokratischen Parteien kleiner als die zu den Feinden der Demokratie, namentlich der AfD: Das sind die eigentlichen Gegner, die uns kaputtmachen wollen, nach dem Vorbild von Putin, Erdogan oder Trump." Anstatt einen Wahlkampf über "Nickligkeiten" zu führen, solle man besser die Klimakrise auf Platz eins der Agenda setzen angesichts der Flutkatastrophen und Waldbrände. Özdemir, Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Bundestags, mochte sich einen Seitenhieb auf die politische Konkurrenz nicht verkneifen: Das Verkehrsministerium dürfe nicht länger ein "Strafbataillon" und für die CSU reserviert sein.

"Wir kuscheln nicht mit autoritären Herrschern", betonte er und grenzte sich von den Politikern ab, "die die Menschenrechte am Check-in-Schalter abgeben".

Nach seiner kurzen Rede griff er zur Kühlbox und verteilte mit Kretschmann Mango-Hof-Eis.