Neue und vor allem bezahlbare Wohnungen könnten in Althengstett in absehbarer Zeit durch eine Wohnraumgesellschaft in Eigenregie errichtet werden. Der Gesellschaftsvertrag jedenfalls liegt fertig in der Schublade. Foto: © chiakto - stock.adobe.com

In Althengstett möchte man es selbst in der Hand haben, wie viel und welche Art von Wohnraum im Ort geschaffen wird und wie die Mietpreise ausfallen. Die Gründung einer Wohnraumgesellschaft wird nun konkret, der Gesellschaftsvertrag liegt jedenfalls beschlussreif in der Schublade.

Althengstett - Wohnungen kaufen, bauen, verwalten und bewirtschaften – das soll künftig über die nun zu gründende Gesellschaft passieren. Siedlungsdruck, Wohnungsnot und das Ansteigen der Immobilien- und Mietpreise sind in den vergangenen Jahren zu einem beherrschenden Thema im Großraum Stuttgart im Allgemeinen und in Althengstett im Besonderen geworden. Soziale, ökologische und ökonomische Aspekte sollen deshalb in naher Zukunft bei der Planung, beim Bau, beim Betreiben sowie der Unterhaltung von neuen oder eigenen Gebäuden sowie solchen, die von der Kommune gekauft werden sollen, nachhaltig über die Gesellschaft gewährleistet werden.

Wohnungen im mittleren und günstigeren Preissegment fehlen

Die Wohnungen, die im Lauf der vergangenen Jahre in der Gäugemeinde gebaut wurden, genügen mit ihrer Ausstattung hohen Standards, was sich im Preis widerspiegelt. Bedarf für diese Wohnungen gibt es im Ort nach wie vor, wie die hohe Nachfrage zeigt. Dringend notwendig sind aber auch Wohnungen im mittleren und günstigeren Preissegment, was der freie Markt nach wie vor nur wenig hergibt. Vonseiten der Gemeindeverwaltung war bereits 2019 – im Anfangsstadium der Planungen für die Gesellschaft – darauf hingewiesen worden, dass in einem Markt, in dem die Nachfrage deutlich höher ist als das Angebot, die Preise deutlich nach oben klettern. Die Folge: Junge Familien ziehen von Althengstett weg, weil sie keine Wohnungen finden; ältere Menschen nicht von größeren Häusern oder Wohnungen in eine altersgerechte Bleibe mit kleinerer Wohnfläche, weil die Miete bei einem Wohnungswechsel zu hoch ist.

Thema liegt seit 2019 auf Eis

Während der Corona-Pandemie war das Thema Wohnraumgesellschaft wieder in den Hintergrund gerückt, weil es viele andere Aufgaben zu stemmen gab. Doch jetzt sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Der Gesellschaftsvertrag Wohnraumgesellschaft Althengstett wird dem Gemeinderat am Mittwochabend zur Beschlussfassung vorgelegt. Eine Arbeitsgruppe soll danach zusammen mit der Verwaltung die weiteren Schritte festlegen mit dem Ziel, die Gesellschaft zu gründen.

Rolle des Gemeinderats wird gestärkt

Der Gesellschaftsvertrag war von einer Arbeitsgruppe des Gemeinderats mit der Verwaltung erarbeitet, der Kommunalaufsicht im Landratsamt vorgelegt und von der Behörde genehmigt worden. "In der Überarbeitung wurde vor allem die Rolle des Gemeinderats gestärkt", heißt es dazu in der Beratungsvorlage. In der geänderten Fassung wird demnach die Kommune (Gesellschafter) in der Gesellschafterversammlung durch das Kollektivorgan Gemeinderat vertreten. Das Ratsgremium hat so Einfluss auf die grundlegenden Entscheidungen der Gesellschaft. Andernfalls hätte es nur jeweils einen Beteiligungsbericht erhalten, den es hatte zustimmend oder mit Kritik zur Kenntnis nehmen können. Der Aufsichtsrat, der aus vier bis acht Mitgliedern besteht und das Tagesgeschäft der GmbH begleitet, wird mehrmals pro Jahr zusammentreten. Seine Mitglieder werden von der Gesellschafterversammlung gewählt, wobei mindestens die Hälfte Gemeinderäte sein müssen.

Wie geht es weiter?

Gibt der Gemeinderat am Mittwochabend grünes Licht für den Gesellschaftsvertrag Wohnraumgesellschaft Althengstett GmbH, muss die Gesellschaft notariell angemeldet werden, wozu eine Geschäftsführung notwendig ist – wegen des derzeit Aufgabenumfangs in Teilzeit. "Es sollte von Anfang an ein konkretes Projekt benannt werden", heißt es in der Beratungsvorlage. Außerdem muss geklärt werden, welche Grundstücke und Gebäude an die Gesellschaft übertragen werden. "Vor allem aber muss geklärt werden, wann Bad Liebenzell und in welcher Form an einer Geschäftsführung teilnimmt", heißt es vonseiten der Hengstetter Gemeindeverwaltung weiter – von Anfang an wollte man sich in Althengstett mit der Kommune zusammentun. Um alle offenen Fragen zu klären, wird vorgeschlagen, am Mittwochabend eine Arbeitsgruppe aus dem Gemeinderat zu bilden, die weitgehend den künftigen Aufsichtsrat abbilden könnte.

Die Sitzung des Gemeinderats am Mittwoch, 25. Januar, beginnt um 19 Uhr in der Festhalle. Außer dem Thema Wohnraumgesellschaft stehen unter anderem der Forstbetriebsplan 2023 und das Aufstellen einer Hirsch-Skulptur Am Hirschgarten auf der Tagesordnung.