Weihnachtliche Sterne schmücken den Park im Meßstetter Wohngebiet Am Berg – Lautlinger Weg – Hinter dem Berg. Quelle: Unbekannt

Zur Adventszeit prangt an jedem Baum, der den Park im Meßstetter Höhenweg ziert, ein roter Weihnachtsstern; insgesamt sind es 23 Stück. Die schmucke Aktion soll darauf aufmerksam machen, dass es womöglich das letzte Weihnachten des Naherholungsgebiets sein wird.

Meßstetten - 23 Sterne – einer für jeden Baum – zieren die Grünanlage im Höhenweg. Vielleicht ist es das die letzte Weihnachtszeit des kleinen Parks, der den Anwohnern des Wohngebiets Am Berg – Lautlinger Weg – Hinter dem Berg im Osten der Kernstadt lieb und teuer ist. Doch geht es nach den Plänen der Stadtverwaltung, sollen auf dieser innerörtlichen Grünfläche künftig drei Einfamilienhäuser entstehen – Wohnraum ist rar und die Stadt plant nach der Maxime "Innenentwicklung vor Außenentwicklung".

Gemeinderäte stimmten den Plänen zu

Im September war die Änderung des Bebauungsplans aus den 1970er-Jahren, der die rund 1600 Quadratmeter große Fläche als innerörtliche Grünfläche ausweist, Thema im Meßstetter Gemeinderat. Die Räte stimmten nach einer emotionalen Diskussion der Änderung, welche eine Wohnbebauung auf besagter Fläche ermöglicht, mehrheitlich zu.

Auch Lore und Willy Binder, die seit 1977 in der Siedlung wohnen, waren in der Gemeinderatssitzung zugegen und trugen dem Gremium ihre vielfältigen Argumente vor, weshalb sie an dem Kleinod in ihrer Nachbarschaft festhalten. Lore Binder hat nun den Park, der allerdings auch schon bessere Zeiten gesehen hat, mit roten Sternen weihnachtlich geschmückt. "Das ist weniger ein Protest, sondern vielmehr eine spontane Aktion, die den Blick auf unseren Park lenken soll", erzählt Lore Binder im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Die Sterne zieren normalerweise ihren Garten, nun hat sie die Dekoration auf die öffentliche Fläche ausgeweitet. Von den Nachbarn habe sie viel Zuspruch für die Aktion zum Advent bekommen. "Falls der Park im kommenden Jahr noch da ist, schmücken wir wieder und feiern ein Nachbarschaftsfest", plant Binder.

Ehepaar Binder hat Einspruch eingelegt

Ob es dazu kommt, das steht aber buchstäblich in den Sternen. Seit vier Jahren kämpfen die Binders für den Erhalt des Naherholungsgebiets. Der Gemeinderatsbeschluss zur neunten Änderung des Bebauungsplans, der eine Wohnbebauung auf eben jenem Grundstück möglich macht, ist noch nicht rechtskräftig – die Binders haben Einspruch eingelegt.

64 Unterstützer aus der Nachbarschaft

Das Thema muss dann erneut im Gremium thematisiert werden. Hinter dem Ehepaar stehen zahlreiche Nachbarn, die ihr Ansinnen unterstützen: Eine Unterschriftenaktion brachte 64 Unterzeichner. Die Binders pochen darauf, dass Sie damals, als das Wohngebiet erschlossen wurde, eine Umlage dafür gezahlt haben. "Wir fühlen uns getäuscht, weil in den 1970er-Jahren festgehalten wurde, dass auf dieser Fläche nichts gebaut wird, höchstens eine Kapelle", sagt Lore Binder.

Anwohner bieten Hilfe an

Als alteingesessene Anwohner liegt den Binders das kleine Kleinod natürlich am Herzen, doch sie handeln nicht nur in ihrem Sinne: für die Kinder der Siedlung, die den Park so langsam entdecken, und für die Alten und Kranken in der Straße, für welche die Grünfläche die einzige Möglichkeit zur Naherholung ist. Und nicht zuletzt sind es Vorteile für die Pflanzen- und Tierwelt, die Binder nennt. "In anderen Gemeinden wird alles daran gesetzt, dass es innerörtliche Grünflächen gibt", vergleicht die Anwohnerin. Diese Einstellung wünsche sie sich auch für ihre Heimatstadt. Ob eine erneute Abstimmung im Gremium zugunsten der Anwohner ausfällt? Das wünscht sich Lore Binder zwar, doch diese Hoffnung ist nicht allzugroß: "Aber wir werden alles versuchen, was möglich ist", sagt sie entschlossen.

Der Park stand schonmal besser da – der Pflegeaufwand schien für die Stadt zu groß zu sein. Daher haben die Binders auch im Namen ihrer Nachbarn in der September-Sitzung des Gemeinderats angeboten, die Stadt bei der Pflege der Fläche zu unterstützen. Die Sternen-Aktion soll ein guter Anfang sein, in einer Zeit, in welcher der Park nicht unbedingt mit sattem Grün punkten kann.