Wo derzeit noch Kühe grasen, sollen im September Kinder spielen: Auf diesem Gelände plant die Stadt St. Georgen einen zweiten Waldkindergarten nach Oberkirnacher Vorbild.  Foto: Moser

Noch haben in St. Georgen 30 Kinder, die im September einen der Kindergarten in der Bergstadt besuchen wollen, keinen Platz. Die bestehenden Einrichtungen sind ausgebucht. Daher muss die Stadtverwaltung reagieren – und zwar schnell.

St. Georgen - Die für das Kindergartenjahr 2021/2022 in St. Georgen vorhandenen Plätze reichen nicht aus. 547 Plätze in 27 Gruppen gibt es im laufenden Kindergartenjahr in den kommunalen Einrichtungen der Bergstadt – das sind 101 Plätze und sieben Gruppen mehr als noch vor zehn Jahren. Und trotzdem ist die Nachfrage größer als das Angebot. 30 Kinder sind bislang im September noch ohne Kindergartenplatz. Etwa die Hälfte von ihnen, führte Markus Esterle, Leiter des Amtes für Ordnung, Bildung und Soziales, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats aus, sind unter drei Jahren alt.

Wie kommt es zu diesem Nachfrageüberhang? Die Kindergartenbedarfsplanung sei eine Rechnung mit mehreren Unbekannten und dadurch hoch kompliziert, berichtete Esterle. Teilweise große Sprünge in den Geburtenzahlen und – noch schwerer zu kalkulieren – der Faktor Zu- und Abwanderung mache den Planern das Leben schwer. Erschwerend kommt dazu: Die Geburten- und Zuzugsprognosen für die vergangenen Jahre waren deutlich geringer gewesen als die tatsächliche Entwicklung. Deshalb muss die Stadt ihr Angebot nun erneut erweitern.

Erste Kommune im Kreis

Technisch hatte man in der Anmeldephase für das kommende Kindergartenjahr bereits den Schritt ins Digitale unternommen. Als erste Kommune im Schwarzwald-Baar-Kreis hat St. Georgen eine zentrale digitale Anmeldung für die zur Verfügung stehenden Kindergartenplätze eingeführt. Für die Verwaltung sei die Einführung des Systems ein "Riesen-Aufwand" gewesen, sagte Esterle. In Zukunft soll es die Bedarfsplanung aber deutlich erleichtern. Denn, so heißt es in der Sitzungsvorlage: "Kinder, die zunächst keinen Platz in ihrem Wunschkindergarten bekommen, erhalten zentral durch die Stadtverwaltung ein alternatives Platzangebot."

30 Kinder blieben trotz allem übrig. Deshalb hat die Stadtverwaltung nach einer Lösung gesucht – und diese mit der Einrichtung eines zweiten Waldkindergartens mit 20 Plätzen für Kinder ab drei Jahren auf der Seebauernhöhe gefunden. Ein entsprechendes Grundstück ist bereits ausgemacht. Nun fehlt noch ein Wetterschutz – entweder eine Schutzhütte oder ein Bauwagen.

Eine Schutzhütte existiert auf dem Gelände bereits. Doch diese müsste erst einmal saniert werden. 25 000 bis 60 000 Euro würden hierfür nach Schätzungen des Bauamts fällig. Alternative zwei – Abriss und Neubau – dürfte noch etwas teurer werden. Auf der Suche nach Alternativen ist die Stadtverwaltung auf ein Tinyhouse, also ein Mini-Haus, auf Rädern gestoßen. Je nach Ausstattung kostet das 45.000 bis 60.000 Euro. Auch ein Anbieter wäre schon gefunden. Der könnte im November loslegen, wusste Bauamtsleiter Alexander Tröndle.

Übergangslösung gefunden

Für den Start ins Kindergartenjahr im September ist das aber zu spät. Und auch die Sanierung der bestehenden Schutzhütte ist in der kurzen Zeit nicht möglich. Daher muss eine Übergangslösung her. Der Gemeinderat stimmte dem Vorschlag der Stadt zu, zwischenzeitlich einen Bauwagen aufzustellen und zu prüfen, welche der langfristigen Varianten am vielversprechendsten ist. Allgemein stieß die Einrichtung eines Waldkindergartens nach Oberkirnacher Vorbild bei den Räten auf viel Zustimmung, denn das Konzept klappe sehr gut, waren sich Esterle und Oberkirnachs Ortsvorsteher Franz Günter einig. Damit bis September alles klar ist, will man sich bei der Stadt sogleich an die Arbeit machen. "Wir würden gleich morgen loslegen", sagte Bürgermeister Michael Rieger in der Sitzung, "wenn Sie uns grünes Licht geben" – das folgte dann auch einstimmig.

Betriebe nicht interessiert

Auch die Option, dass im Gewerbegebiet Hagenmoos ein Kindergarten der dort ansässigen Betriebe entstehen könnte, kam noch einmal auf. "Das war doch mal geplant", erinnerte sich Peter Fichter (SPD). Bürgermeister Rieger bestätigte dies – und merkte an, dass im Gewerbegebiet sogar noch ein Grundstück freigehalten werde. Doch der Versuch, den Betrieben diese Idee schmackhaft zu machen, scheiterte bislang. "Die Resonanz war gleich null", berichtete Rieger, kündigte aber an, noch einen weiteren Versuch zu starten.

Denn der Bedarf an Kindergartenplätzen wird wohl auch in den kommenden Jahren steigen. Ab September 2022 will die Stadt deshalb zwei weitere Krippengruppen anbieten – die Spezifitäten sind aber noch nicht geklärt. Aktuell soll zunächst einmal der neu geplante Waldkindergarten Entlastung bringen.

Mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung stimmte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung der Anpassung der Kindergartengebühren zu. Die Fortschreibung beruht auf der gemeinsamen Empfehlung der Kirchen und kommunalen Landesverbände, informierte Bürgermeister Michael Rieger, und sei moderat, "auch wenn wir es gerne noch günstiger für die Eltern machen würden". Die Gebühren steigen damit je nach Betreuungsart zum Kindergartenjahr 2021/2022 um rund drei Prozent.