Blick vom Bisinger Berg über Grosselfingen. Der komplette Ort soll ans Nahwärmenetz angeschlossen werden. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Grosselfinger Netz soll auf das ganze Gemeindegebiet ausgedehnt werden

Von Volker Rath

Grosselfingen. Schmeißt Grosselfingen bald geschlossen seine Ölbrenner weg? Das Nahwärmenetz im Ort soll ausgedehnt werden – auf das gesamte Gemeindegebiet.

Dies erklärte Bürgermeister Franz Josef Möller gestern auf Nachfrage. Der Ausbau des Projektes "Bioenergiedorf Grosselfingen" steht auf der Tagesordnung des Gemeinderats zur Sitzung am 18. Februar. Wobei: Ausbau trifft es nicht ganz. Ziel ist es, ein System zu schaffen, das das gesamte Dorf mit einer Heizzentrale versorgen könnte.

Die Abwärme der Biogasanlage oberhalb des Orts wird dazu wohl nicht mehr ausreichen. "Zusätzliche Energiequellen" sollen den steigenden Bedarf decken. Möller kennt das Konzept auch noch nicht im Detail. "Ich bin gespannt, wie das funktionieren soll", so der Bürgermeister, "aber wir kennen den Partner ja und haben bislang gute Erfahrungen gemacht."

Rund 120 Häuser im Ort sind bislang ans Nahwärmenetz angeschlossen, schätzt Möller. Auch die Gemeinde ist guter Kunde der Firma "Clean Energy", die das Nahwärmenetz aufgebaut und Ende 2008 in Betrieb genommen hat. Die meisten "Großabnehmer" der Kommune hängen am Netz, darunter die Schule, der Kindergarten, das Rathaus und die Turnhalle. Was noch fehlt, sind das Feuerwehrhaus und die alte Schule. Möller schlägt vor, auch diese öffentlichen Gebäude anzuschließen, sobald sich die Möglichkeit ergibt.

Für die Gemeinde hat sich das Konzept bislang gelohnt. Wieviel Heizkosten sie spart, weiß der Bürgermeister nicht genau. Etwa zehn Prozent, schätzt Möller. Kosten für Kaminfeger, Heizungswartung und Rücklagen für neue Brenner fallen weg; außerdem das Ratespiel, wann der günstigste Zeitpunkt ist, sich mit Heizöl einzudecken. Preisschwankungen gibt es im "Bioenergiedorf" keine, alle Abnehmer zahlen feste Abschlagszahlungen. "Für uns ist das eine zuverlässige und planbare Geschichte", so Möller. Außerdem gehe es nicht nur ums Geld. Es werden viel weniger Kohlendioxid in die Luft geblasen.

Das "Bioenergiedorf Grosselfingen" bietet noch viel wirtschaftliches Potenzial. Etwa 800 Gebäude stehen im Ort, nur etwa jedes siebte Haus ist bislang angeschlossen. Das Interesse im Ort ist weiterhin da. Manche sind noch nicht Kunde, haben ihre Häuser aber schon vorsorglich anschließen lassen, als die Trasse in ihrer Straße verlegt wurde. Sie wollen einsteigen, sobald eine neue Heizung fällig wird. Andere warten nur darauf, dass das Nahwärmenetz in ihre Straße kommt.

Wo und wann neue Leitungen verlegt werden, muss sich noch zeigen. Die Gemeinde geht davon aus, dass der Ausbau des Netzes in diesem Jahr geplant und ab 2015 umgesetzt wird. Weitere Einzelheiten erwartet er zur Sitzung am 18. Februar. Dass sich die Eigentumsverhältnisse bei "Clean Energy" mittlerweile geändert haben, macht Möller keine Sorgen, im Gegenteil. Das Unternehmen habe fusioniert und damit frisches Kapital für den Ausbau der Geschäfte. Von der Firma mit Sitz in Radolfzell war gestern keine Auskunft zur neuen Geschäftsstruktur zu erhalten. Laut Franz Josef Möller seien alle bestehenden Verträge übernommen worden. "Es ist eine gute Geschichte. Und es geht weiter", so der Bürgermeister.