Die Wendelinskapelle und die ehemalige Wirtschaft "Lamm" am Zugang zum Marktplatz, um 1924. Foto: Gemeindearchiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtplaner Rainer Kraut wertet Vorschläge der Fraktionen zur Ortskerngestaltung in Grosselfingen aus

Von Judith Midinet

Grosselfingen. Nach zähem Ringen in der Vergangenheit scheint es im Grosselfinger Gemeinderat nun konstruktiv weiter zu gehen. Stadtplaner Rainer Kraut brachte gestern Abend Struktur in die Konzeptentwicklung für die Ortskerngestaltung.

Das "Lamm" wird abgerissen, doch es gibt noch mehr zu tun im Grosselfinger Ortskern. Die Fraktionen haben gestern – entsprechend dem Bürgerbegehren – ihre Konzeptvorschläge bei der Gemeindeverwaltung abgegeben. Die "Bürger für Grosselfingen" wollen die Ergebnisse der Bürgerbefragung, die noch bis 11. September läuft, als weiteres Konzept später nachreichen.

In der Sitzung anwesend war auch Stadtplaner Rainer Kraut aus Albstadt, der die Gemeinde Grosselfingen bereits im Leader-Prozess begleitet hat. Er gab einen strukturierten Überblick, wie nun weiter mit den Konzeptentwicklungen verfahren werden kann. "Wir sind nicht am Anfang", erinnerte Kraut an den Leader-Prozess. Bereits 2011 sei der Dialog mit den Bürgern ausführlich und mit Fachplanern geführt worden. "Wir waren schon am Endpunkt, auch wenn keiner behauptet, dass das Konzept perfekt war", sagte er. Die heutige Situation teile sich seiner Ansicht nach in zwei Komplexe: Die Entwicklung des Ortskerns und der Bau einer Halle (mit oder ohne Bauhof/Turnhalle) im Ortskern oder im Gewerbegebiet. Gerade beim ersten Komplex fange man nicht bei Null an. Aber gerade diese verschiedenen Entwurfniveaus seien ein Problem, denn die Konzepte müssten auf gleichem Niveau sowohl inhaltlich als auch auf ihre Durchführbarkeit hin vergleichbar sein. Nach dem ersten Schritt des Sammelns brauche es deshalb ein Konsens, wie viel Varianten und wie tief diese untersucht werden sollen, um vergleichbar zu sein. Dies sei mit Kosten verbunden, da auch Fachleute in diesen Prozess mit eingebunden werden müssten. Erst in einem dritten Schritt könnten den Bürgern dann drei Alternativen präsentiert werden.

Thomas Haug kritisierte, dass Kraut die Ergebnisse des Leader-Prozesses in die Konzeptentwicklung mit einfließen lassen möchte: "Das war keine neutrale Sache, da ist eine Färbung drin. Ich würde heute nicht mehr dafür stimmen", sagte er. Kraut entgegnete ihm, dass nur auf die bereits geleistete Arbeit von Fachplanern zurück gegriffen werde. Oliver Ruff hakte nach, was die Planung koste, um die Konzepte miteinander vergleichen zu können. "Es geht nicht darum, bis zum Vorentwurf zu planen", erklärte Kraut, "das wären zu viele Kosten." Es sei aber auch keine Hilfe, Zahlen in den Raum zu stellen, die nicht belastbar seien. Deshalb müsse ein Konsens her, wie die Vergleichbarkeit aussehen solle. Hier meldete sich auch Berthold Lenz, Initiator des Bürgerbegehrens, zu Wort, der als beratendes Mitglied ohne Stimmrecht am Verfahren beteiligt ist. Ziel des Bürgerbegehrens sei es gewesen, als kein Konsens im Gemeinderat in Sicht war, bei einer Entscheidung die Gemeinde im Rücken zu haben. "Wir könnten aber auch mit Einzelmaßnahmen leben", sagte Lenz. Aber die Vergleichbarkeit müsse durch eine grobe Kostenschätzung hergestellt werden. "Ich kann nicht entscheiden, wenn ich die Zahlen nicht habe", sagte er. Zum weiteren Zeitablauf sagte Kraut, dass im Oktober/November bereits entschieden werden könnte, welche Varianten untersucht werden. "An Weihnachten ist das aber nicht abgearbeitet", umriss er den weiteren Fahrplan.