Michael Zerhusen hinterlässt in der regionalen Kulturlandschaft eine große Lücke – aber auch viel Bleibendes. Foto: Hopp

Horb trauert um einen engagierten Förderer der Kunst in der Region: Michael Zerhusen. Er starb im Alter von 70 Jahren.

Horb - Bekannt wurde Michael "Mike" Zerhusen bereits 1979 vielen Zeitungslesern in Horb und Umgebung als Leiter der Lokalredaktion der Neckarchronik. Meinungsfreudig, originell, humorvoll, offen für Neues und durchaus nicht konfliktscheu – so kannten ihn die Leser und viele Kolleginnen und Kollegen der Neckarchronik, die noch heute von der Zeit mit ihm als Chef schwärmen.

Journalist Johannes Klomfaß, einer der damaligen Weggefährten, schreibt in seinem Nachruf in der Neckar-Chronik: "In Erinnerung bleibt sein ehrenamtliches Engagement: Kloster! Künstlerhaus! In Erinnerung bleiben Gesten, Phrasen (›gemach, gemach!‹), seine Grundfröhlichkeit, und dass er, wie Gattin Lisbeth sagt, ›auch mal den Rauch neilassen konnte‹."

Ein Retter des Klosters

Geboren wurde Zerhusen 1951 in Ulm als Sohn einer geschiedenen Antiquariatshändlerin. Im evangelischen Internat in Schöntal und Urach machte er sein Abitur, studierte Deutsch und Geschichte in Tübingen, brach das Studium aber ab. Zu dieser Zeit begann Zerhusen für die Zeitung zu schreiben; 1974 heiratete er Lisbeth Nau. Er wurde Redakteur und arbeitete in Mössingen, Freudenstadt und Horb. Bereits als Journalist setzte Zerhusen viel beachtete Zeichen im städtischen Leben Horbs. Er gehörte zu den Personen, die in den 1990er Jahren das Kloster vor dem Verfall retteten, das bis heute als ein Kulturzentrum der Region bekannt ist. Ohne das Engagement von Zerhusen wäre es wohl auch nicht zur Restaurierung der einstigen Mälzscheuer der Schiff-Brauerei gekommen, dem heutigen Künstlerhaus.

Nach seiner journalistischen Karriere bei der Tagespresse wirkte er als Unternehmenssprecher bei Fischer. Bis 2016 war Zerhusen Vorstand des Fördervereins des Horber Kunsthauses.

Wohltuend kreativ

Überhaupt war Zerhusen an vielen Orten wohltuend und kreativ tätig: Er schrieb die witzigsten und spritzigsten Texte für kabarettistische Aufführungen mit Lokalkolorit und trat als beliebter Akteur beim Eröffnungsabend der Narrenzunft Horb sowie bei Aufführungen des Kultur- und Theaterforums (KTF) auf die Bühne. Unschätzbar wertvoll ist bis heute auch all die Arbeit, die er hinter den Kulissen leistete. Viele Jahre wirkte er beim Kunstverein Oberer Neckar mit, organisierte Ausstellungen und Events.

Noch 2020 engagierte sich das Ehepaar Zerhusen für die Teilnahme Horbs an der "Luftbrücke" für die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. "Entweder wir machen es – oder nicht." Nein, lieber Herr Oberbürgermeister, es hätte heißen müssen: ›Entweder wir machen es – oder wir machen es!‹ Humanität ist kein Luxus, sondern alternativlos. Nach Freiburg, Heidelberg und Konstanz hat das auch unsere Nachbarstadt Rottenburg verstanden." Denn bereits 1981 gab es einen Freundeskreis Asyl, den damaligen Flüchtlingen half. Federführend beteiligt war: Michael Zerhusen.