Es ist ein Umstand, der nicht zu dem zu passen scheint, was das Bundesgesundheitsministerium auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt. "Damit in der diesjährigen Influenza-Saison ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, hat das Bundesgesundheitsministerium zusätzlich zur Regelversorgung sechs Millionen Dosen Influenzaimpfstoff für die Versorgung in Deutschland beschafft", heißt es aus Berlin. Insgesamt stünden somit 26 Millionen Dosen des Grippe-Impfstoffes zur Verfügung. "In der vergangenen Grippe-Saison wurden allerdings nur 14 Millionen Dosen verimpft", erklärt eine Pressesprecherin.
Nicht einmal Vorbestelltes geliefert
Doch die Rechnung "mehr Impfstoff gleich genug Dosen für alle" geht für Skopek nicht auf – und das nicht nur, weil er tagtäglich beobachtet, dass es der Grippeimpfstoff nicht bis in den Schwarzwald schafft. "Selbst das, was ich vorbestellt habe, ist nie bei uns angekommen", erklärt er.
Grundsätzlich seien Ärzte dazu angehalten, die benötigten Medikamente vorzubestellen, sodass sich die Produzenten in etwa darauf einstellen könnten. In diesem Jahr, so seine Beobachtung, sei relativ vorsichtig bestellt worden. Doch Skopek fragt sich: Wenn selbst diese Dosen nicht geliefert würden – wie sollen dann Nachlieferungen funktionieren?
"Komisch ist einfach, dass das nur in Baden-Württemberg ein Problem ist", sagt er. Aus seiner Arbeit beim Apothekerverband wisse er, dass es etwa in Rheinland-Pfalz oder Berlin diese Probleme nicht gebe. "Da scheint mir schon eine gewisse Ungleichverteilung zu herrschen."
Corona-Virus verschärft die Situation
Auch auf die Frage, warum er als Apotheker nicht mehr Impfstoff ordert, als von den Ärzten bestellt, hat Skopek eine einfache Antwort: Dieses Vorgesehen sei schlichtweg unwirtschaftlich. Die Gewinnspanne liege bei bis zu einem Euro pro Impfstoff. Doch je mehr bestellt werde, desto kleiner werde die Marge – bis das Medikament zum Einkaufspreis über die Ladentheke geht. "Da kann ich mir nicht das Lager vollhauen, da müsste ich eine andere Marge für haben", so Skopek.
Während das Bundesgesundheitsministerium auf die Fragen unserer Zeitung – etwa die ungleiche Verteilung oder die Gewinnspann-Thematik – nicht im Detail eingeht, sondern schlicht eine allgemeine Erklärung abgibt, bleibt Skopek nur eines: hoffen. "Jetzt warten wir eben auf die Notfallreserven von Herrn Spahn", sagt er mit Verweis auf den Bundesgesundheitsminister.
Zwar komme es seiner Erfahrung nach alle zwei, drei Jahre zu Lieferengpässen bei der Grippeschutzimpfung, doch durch das Corona-Virus erhält die Thematik eine gewisse Brisanz. Schließlich verweisen etwa Krankenkassen darauf, dass eine Corona-Erkrankung, gepaart mit einer Grippe, das Immunsystem an seine Grenzen bringen kann. Hinzu kommt, dass Grippe-Patienten zusätzlich das bereits angespannte Gesundheitssystem belasten.
In Berlin ist man dennoch entspannt. Das Problem, so scheint es, existiert für das Bundesgesundheitsministerium schlichtweg nicht. "Die Impfstoffe werden Schritt für Schritt ausgeliefert, auch in den nächsten Wochen ist mit weiteren Auslieferungen an den Großhandel und die Apotheken zu rechnen. Das ist ein üblicher Ablauf. Wir gehen davon aus, dass die vorgesehenen Mengen die Nachfrage nach einer Grippeimpfung auch in den nächsten Wochen abdecken können."
Doch eine Nachfrage zwei Wochen später, sowohl bei unserem Leser als auch bei Peter Skopek zeigt: In Königsfeld wartet man weiter auf den Impfstoff – vergebens.
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