Der Wiesenpieper ist vom Aussterben bedroht. Foto: LEV

Die Grinden und Moore im Nordschwarzwald sind Bruthabitate für den vom Aussterben bedrohten Vogel. Um diesen Lebensraum zu erhalten wird noch bis November Landschaftspflege auf dem Schliffkopf und Seekopf betrieben.

Im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe und des Nationalparks Schwarzwald werden seit Anfang Oktober auf landeseigenen Flächen des Staatsforsts (Forst BW) am Schliffkopf im Landkreis Freudenstadt, Fichten und Latschenkiefern entfernt. Zusätzlich setzt das Regierungspräsidium Karlsruhe ab Montag, 16. Oktober, im Bereich des Naturschutzgebiets Ruhestein (Seekopf) auf Flächen, die auch im Eigentum des Staatsforsts sind, Pflegearbeiten um. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis November dauern. Der Verkehr wird durch die Arbeiten nicht eingeschränkt, wie das Regierungspräsidium Karlsruhe mitteilt.

 

Ziel der Maßnahmen ist wieder zusammenhängende Grinden zu entwickeln. Das anfallende Holz wird größtenteils vor Ort gehäckselt und abtransportiert. Besonders der vom Aussterben bedrohte Wiesenpieper werde durch die Gehölzentfernung hier im nächsten Jahr bessere Brutmöglichkeiten finden, erklärt das Regierungspräsidium.

Strukturreichtum und Vielfalt der Grinden erhalten

„Wachsen Fichten und andere Gehölze zu dicht auf den Grinden, verschatten diese, so dass Raubvögel die Bäume als Ansitzwarten nutzen. Dadurch ist die Brut des Wiesenpiepers gefährdet“, heißt es in der Mitteilung weiter. Langfristig seien regelmäßige Gehölzrückschnitte alle zwei bis drei Jahre nötig, um die Grinden in ihrem Strukturreichtum und ihrer Vielfalt zu erhalten. Davon profitiere nicht nur der Wiesenpieper sondern auch zahlreiche andere Arten wie Kreuzotter und Warzenbeißer. Die neu geschaffenen offenen Grinden am Seekopf und Schliffkopf werden in die bestehende Beweidung der Grinden integriert.

Die offenen, fast baumfreien Heiden des Schwarzwalds, sogenannte Grinden, sind typisch für den abgeflachten Buntsandstein-Rücken des Nordschwarzwalds. Sie sind Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und sind Lebensraum einer Vielzahl heimischer Tier- und Pflanzenarten.

In den letzten Jahrzehnten verringern sich die Bestände vieler Vogelarten und besonders die der Bodenbrüter landesweit. Als Bodenbrüter bauen Wiesenpieper ihre Nester aus Grasbüscheln, Moosen und Haaren. So ist die Brut in der Vegetation gut gegen die Blicke von hungrigen Räubern geschützt. Der Wiesenpieper, der einst in großer Zahl die Wiesen und Weiden Baden-Württembergs besiedelte, ist heutzutage selten geworden. Als vom Aussterben bedrohte Tierart steht er unter europäischem Schutz.

Im 16. Jahrhundert entstanden

Eines der letzten Vorkommen befindet sich auf den offenen Grinden des Nordschwarzwalds. Entstanden sind diese waldfreien Flächen in den Hochlagen entlang des Hauptkamms im Nordschwarzwald im 16. Jahrhundert durch Abholzung, Brandrodung und anschließende Beweidung. Nach Aufgabe dieser Landnutzung ab Ende des 19. Jahrhunderts sind die Grinden durch natürliche Verbuschung und gezielte Aufforstung größtenteils zugewachsen. Die Grinden sind Teil der Kulturlandschaft und können entsprechend nur durch menschliche Nutzung erhalten werden. Heute existieren noch 200 Hektar von ehemals 2000 Hektar dieses Lebensraumtyps im Nordschwarzwald.

Weitere Informationen zum Thema

Informationen zur Landschaftspflege
der Regierungspräsidien sind unter https://rp.baden-wuerttemberg.de/themen/natur/landschaftspflege/ zu finden.

Daten- und Kartendienst
„Umweltdaten und Karten Online“ der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg mit Schutzgebietsgrenzen und weiterführenden Infos zu den Schutzgebieten unter https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public.